Die drei !!!, 9, Im Bann des Tarots
richtig wahr, zumindest nicht als Mädchen. Im Grunde hatte sie es immer schon geahnt und sich nur nie eingestehen wollen.
Marie wusste nicht, wie lange sie so am Tisch saß und heulte. Es kam ihr vor wie ein paar Sekunden und gleichzeitig wie Stunden.
Plötzlich klingelte ihr Handy mit der fröhlichen Melodie, die sie sich einmal heruntergeladen hatte, als es ihr richtig gut gegangen war.
Marie nahm das Handy in die Hand und sagte mit tränenerstickter Stimme: »Hallo?«
»Wo bleibst du denn?«, drang Kims empörte Stimme an ihr Ohr. »Wir warten schon wieder auf dich!«
Marie tastete nach ihrer Armbanduhr, die sie auf dem Tisch abgelegt hatte. Die Zeiger standen auf halb vier.
Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte: »Ich komme!«
Teuflisches Spiel
»Na, endlich!«, rief Kim, als Marie zwanzig Minuten später bei ihr klingelte. »Das wurde aber auch …« Mitten im Satz vergaß sie, dass sie eigentlich stinkwütend war und sah ihre Freundin erschrocken an. »Was ist los? Ist was passiert?«
Marie presste die Lippen aufeinander. Mist! Dabei hatte sie extra ihr Make-up aufgefrischt, damit man nicht sehen sollte, dass sie geheult hatte. Es war ihr auch ziemlich gut geglückt. Aber Kim kannte sie einfach zu gut und ließ sich von der künstlichen Farbschicht nicht täuschen.
»Kann ich erst mal reinkommen?«, fragte sie.
»Klar«, sagte Kim und hielt ihr die Tür auf.
Marie schlüpfte an ihrer Freundin vorbei in den Flur und steuerte auf die Treppe zu. Als sie an der Küche vorbeikam, tauchte plötzlich Frau Jülich auf. »Ach, Marie! Du bist es. Franzi ist auch schon da. Trefft ihr euch etwa, um schon wieder diese gefährlichen Detektivsachen zu besprechen?«
»Äh …«, brachte Marie nur heraus, weil sie so überrumpelt war.
Kim legte einen Arm um sie und lächelte ihre Mutter extra freundlich an. »Keine Sorge, Mama. Wir lernen bloß zusammen.«
Frau Jülich schluckte die Notlüge und nickte zufrieden. »Sehr schön. Wenn deine Brüder nur auch so fleißig wären!«
»Tja …«, sagte Kim und schob Marie schnell die ersten Stufen der Treppe hoch.
»Viel Erfolg!«, rief Frau Jülich ihnen nach.
»Danke«, antwortete Marie und war heilfroh, als sie endlich in Kims Zimmer war und sich neben Franzi aufs Sofa fallen lassen konnte.
»Langsam nervst du echt mit deiner Unpünktlichkeit«, begrüßte Franzi sie, doch dann merkte auch sie, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmte. »Was ist los? Hattest du Ärger in der Schule?«
Marie schüttelte den Kopf. Wenn es nur das gewesen wäre!
Kim hielt ihr eine Schale mit Schokoladenkeksen hin. »Hier, nimm! Das hilft immer, bei mir zumindest.«
Marie lehnte ab. Im Moment würde sie keinen einzigen Bissen hinunterbekommen.
Kim stellte die Schale zurück auf den runden Glastisch. Selbst ihr war jetzt der Appetit auf Süßes vergangen. »Erzähl doch! Was ist passiert?«, fragte sie.
»Nichts«, murmelte Marie und starrte auf die verwaschenen Streifen ihrer Jeans.
»Nichts«, wiederholte Franzi trocken. »Klar! Mensch, wir sind doch Freundinnen, Marie. Du kannst uns vertrauen.«
Auf einmal hatte Marie einen dicken Kloß im Hals. Franzi hatte recht. Auch wenn sie sich manchmal stritten, wenn es drauf ankam, waren sie immer füreinander da.
Sie schluckte den Kloß hinunter, so gut es ging, und dann erzählte sie alles. Wie sie Stefan beim Telefonieren zugehört hatte und von ihrem schrecklichen Verdacht und von den Tarotkarten, die ihren Verdacht bestätigt hatten.
Franzi und Kim hörten mitfühlend zu und Kim legte ihr zwischendurch tröstend die Hand auf die Schulter.
»Und ihr wisst ja«, sagte Marie am Schluss. »Die Karten lügen nie.« Sie schniefte und suchte in ihrer Hosentasche nach einem Taschentuch. Natürlich hatte sie vergessen,eines einzustecken.
Kim reichte ihr eine Packung Papiertaschentücher.
Während Marie sich schnäuzte, sagte Franzi leise: »Ich glaube ja eigentlich nicht an dieses Zeug, aber in dem Fall haben deine Karten recht: Stefan ist wieder mit Sonja zusammen.«
Die Nachricht traf Marie wie ein Schlag auf den Kopf. Franzi hatte ihr auch noch den allerletzten Hoffnungsschimmer genommen.
»Ich hab es erst gestern zufällig erfahren«, erzählte Franzi weiter. »Sonja war beim Abendessen da, und Stefan hat … na ja, dauernd unter dem Tisch Händchen gehalten mit ihr und erzählt, dass er sie einfach nicht hat vergessen können, obwohl sie ja einige Zeit nicht zusammen gewesen waren und …«
Marie
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