Traummann mit Zuckerkuss
Ein paar Zeilen von Lizzie
Ich bin kurz vor meinem siebzehnten Geburtstag bei meinen Eltern ausgezogen und hätte zuvor auf den Vorschlag, kochen oder backen zu lernen, wohl nur mit dem typischen Teenager-Schulterzucken reagiert. Als Kind war ich furchtbar mäkelig und mochte nicht einmal Käsekuchen, und während der Zeit an der Uni war auch bei mir die typische Studentenkost angesagt: Chips, Bohnen, Chili und Bier mit Cidre.
Mit einundzwanzig hatte ich einen Freund, der ganz entsetzt darüber war, dass ich so gar nicht kochen konnte, und mir aus völliger Verzweiflung beibrachte, eine weiße Soße anzurühren. Danach machte ich dann immer einen Schritt vorwärts und zwei wieder zurück: Da gab es die Zwiebelsuppe, bei der mir nicht klar gewesen war, dass man noch irgendetwas mit den Zwiebeln anstellen muss, bevor man sie ins kochende Wasser wirft, und den Zitronenkuchen, bei dem das zu reichlich dosierte Natron mit der Säure der Früchte reagierte und zu einem Endergebnis mit der chemischen Konsistenz von Kreide führte. Außerdem horte ich inzwischen– und das ist ein längerfristiges Problem– so etwa neuntausend verworfene Rezepte für Scones, weil auf meinem Backblech immer nur runde, harte, völlig geschmacksneutrale Teigkreise aus dem Ofen kommen, egal, ob ich dafür nun Milch aufgeschäumt, Tonicwater und diese oder jene Zutat bei Zimmertemperatur verwendet habe. Meine Mutter ist eine fantastische Bäckerin, die mich früher auf die Anrichte gesetzt und mir die Rührstäbe des Mixers zum Ablecken gegeben hat, wenn sie Törtchen backte. Sie macht tolle Scones und hat mir geraten, es gut sein zu lassen und einfach eine Backmischung zu kaufen, wie sie selbst es mittlerweile auch tut. Aber ich weigere mich, jetzt aufzugeben.
Egal. Dann kamen die Kinder, und ich wollte sie auf gar keinen Fall der Demütigung aussetzen, schwierige Esser zu sein. Daher beschloss ich, ihnen ein möglichst breites Geschmacksspektrum anzubieten, was natürlich auch bedeutete, dass ich kochen lernen musste.
Manchen Menschen ist diese Gabe angeboren. Meine Schwägerin zum Beispiel ist die reinste Küchenfee. Gib ihr zehn Minuten, und sie wird dir wie aus dem Nichts etwas Köstliches zaubern, während sie abschmeckt und probiert und der Sache immer noch den letzten Kick gibt. So wird das bei mir nie sein. Es regt mich immer noch auf, wenn mein Mann Rote Bete serviert. *
* Jetzt mal im Ernst. Habe ich recht oder nicht? Rote Bete ist Pferdefutter. Nachdem ich einmal müde von einer Reise zurückkam, begrüßte mich meine Mutter ziemlich eifrig mit einem der schlimmsten Sätze, den ich je gehört habe: » Weißt du noch, dass du immer gesagt hast, du magst keine Rote Bete? Mit diesem neuen Rezept wird das bestimmt anders!« Ich wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, das schwöre ich.
Heute kann ich halbwegs problemlos ein gesundes Essen für die Meinen zubereiten (lassen wir den Vorfall mit den nicht ausgenommenen Fischen mal außen vor), und obwohl ich mich in der Küche lange nicht besonders geschickt angestellt habe, weiß ich inzwischen, dass es gar nicht so zeitaufwendig ist, einen Schokoladenkuchen oder ein paar Erdnussbutterkekse zu zaubern, wenn man nur einen Mixer hat. Ich glaube fest an Jamie Olivers Mantra: » Je weniger Zutaten, desto besser.« Und mir reicht in meinem hektischen Leben schon eine halbe Stunde, um mir Mehl, Zucker, Butter und ein Ei zu schnappen und mit dem wandelbarsten aller Rezepte – dem für Cupcakes – einen Teig anzurühren und dabei wie Nigella höchstpersönlich auszusehen (wenn auch ohne die schimmernde Lockenpracht oder den prächtigen Busen). Meine Kinder halten das natürlich für selbstverständlich und wollen lautstark wissen, was es denn heute zu essen gibt. So wie wir damals auch, streiten sie sich darum, wer als Nächstes den Mixer betätigen darf, aber das ist schon in Ordnung. Ich mache das, weil es mir Spaß macht.
Und dann stand ich damit nicht mehr alleine da. Plötzlich wurden überall Cupcake Cafés eröffnet, und ich schaute mir im Fernsehen fasziniert The Great British Bake Off an. Es gibt sogar ein jährliches Cupcake-Festival in London. Inspiration für Issys Geschichte fand ich in alldem und letztlich auch in dem schlichten Wunsch, Menschen, die ich liebe, mit etwas Süßem zu verwöhnen.
Und ich hoffe, euch wird die Story auch gefallen– egal, ob ihr nun schon gerne backt oder überlegt, es irgendwann mal auszuprobieren, oder vielmehr sagt: »Nee, für so was werde ich
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