Die drei Ausrufezeichen 44 - Skandal im Cafe Lomo
passte perfekt in die kleine Kuhle an seinem Hals. Alles war perfekt, und trotzdem war sie kurz davor loszuheulen. Bald würde Felipe nach Mexiko fliegen! Bei dem Gedanken zog sich ihr Herz zu einem heißen Klumpen zusammen.
Felipe runzelte die Stirn. »Nicht traurig sein, das hast du mir versprochen! Heute genießen wir den Nachmittag und denken nicht an morgen.«
»Versprochen!« Franzi zwang sich zu einem Lächeln. »Da vorne duftet es nach gebrannten Mandeln.«
Sie kauften sich gebrannte Mandeln und Zuckerwatte und futterten drauflos. Danach fuhren sie Achterbahn, gingen in die Geisterbahn, ließen sich auf der Wasserrutsche nass spritzen und landeten schließlich vor dem Springpferdkarussell. Das hatten sie sich bewusst für den Schluss aufgehoben.
Franzi strich über die seidige Mähne eines braunen Holzpferdes. Seine Augen leuchteten wie kostbare Edelsteine. Felipe schwang sich auf einen Schimmel, Franzi stieg auf das braune Pferd neben ihm. Leise Musik erklang, dann begann das Karussell sich langsam zu drehen. Franzi nahm wieder Felipes Hand. Der drehte sich zu ihr herum und schwieg, aber sein Mund und seine Augen sagten tausendmal »Ich liebe dich«.
Franzi legte den Kopf in den Nacken. Der Fahrtwind kühlte ihre heißen Wangen. Die Fahrt kam ihr endlos vor und gleichzeitig so kurz wie der Flug einer Sternschnuppe am Himmel. Als das Karussell stehen blieb, stiegen Franzi und Felipe ab und liefen ein paar Schritte.
Plötzlich blieb Felipe stehen. »Ich hab noch was für dich, ein Geschenk.«
Franzi wurde rot. Sie hatte nichts dabei, da sie Felipe erst am Flughafen etwas überreichen wollte. Jetzt bereute sie es, weil sie heute mit leeren Händen dastand. »Oh! Was ist es denn?«
Felipe lächelte geheimnisvoll. »Ein typischer mexikanischer Glücksbringer. Mein Vater hat ihn mir an Silvester auf einem Markt in Mexiko gekauft, als ich noch ganz klein war.«
Franzi schluckte. Vor gar nicht allzu langer Zeit war Felipes Vater gestorben. »Und den willst du hergeben?«, fragte sieunsicher. »Die Erinnerung an deinen Vater ist doch bestimmt wichtig für dich.«
»Mein Vater lebt hier«, Felipe tippte mit der rechten Hand auf seine Brust, an die Stelle seines Herzens, »und den Glücksbringer brauchst du, wenn ich bald weg bin.« Er holte einen weißen, flauschigen Gegenstand aus seiner Umhängetasche.
»Ein Schaf?« Franzi betrachtete das Kuscheltier, dem man ansah, dass es von seinem kleinen Besitzer heiß geliebt worden war.
»Er heißt Tesoro, das bedeutet auf Deutsch ›Schatz‹.« Felipe strich über die rote Schleife, die um den Hals des Schafes gewunden war. »Mein Vater hat Tesoro damals um Mitternacht auf unser Fensterbrett gestellt und gesagt, dass mir das Schaf in meinem Leben Glück und Gesundheit bringen soll. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich bin gesund und sehr, sehr glücklich – mit dir!«
Franzi nahm das Schaf und streichelte es. Sein Fell war noch warm von Felipes Berührung. »Danke«, flüsterte sie und plötzlich musste sie doch weinen.
»Schhh!«, machte Felipe. Er küsste ihre Tränen weg, jede einzelne, bis sie irgendwann versiegten. Danach zog er sie an seine Brust. Sie umarmten sich bis ans Ende der Welt und wieder zurück.
Franzi spürte die Umarmung immer noch, als sie eine Stunde später im Café Lomo saß und an ihrem Kakao Spezial nippte. Kim und Marie diskutierten eifrig den Fall. Franzi hörte zu, aber ein Teil der Worte rauschte sofort wieder durch ihre Ohren hinaus.
»… ich so toll finde«, sagte Marie gerade zu Kim. »Dass du gar keine Angst mehr vor diesem blöden Rechtsanwalt hast.«
Kim schob sich vergnügt ein Stück Blaubeer-Muffin in den Mund. »Dazu habe ich gar keine Zeit! Ich möchte endlich unseren Fall lösen, und der hat nun mal direkt mit dem Lomo zu tun.«
»Du hast ja so recht!« Marie sah sich im Café um. Seit es draußen kühl geworden war, waren die meisten Leute aus dem Innenhof reingekommen. »Wir müssen noch mal der Sache mit der Kaffeemaschine nachgehen und herausfinden, wer hinter der Verwüstung des Biergartens stecken könnte. Franzi, hast du vielleicht eine Idee?«
Franzi schreckte hoch. Zum Glück war der letzte Satz von Marie in ihrem Kurzzeitgedächtnis hängen geblieben. »Lass mich mal überlegen. Hm … Wir könnten Sabrina und Leo befragen – und die restlichen Angestellten, falls es noch welche gibt.«
»Das machen wir!« Kim wischte sich einen Kuchenkrümel aus dem Mundwinkel. Dann stand sie entschlossen
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