Die drei Ausrufezeichen 44 - Skandal im Cafe Lomo
flüchtende Person keine Orientierung zu haben schien oder zumindest kein konkretes Ziel. Und ihr ging die Puste aus. Franzi holte langsam, aber sicher auf.
»Bleiben Sie doch endlich stehen!«, rief sie noch einmal.
Die Person zögerte einen Augenblick, bevor sie weiterlief. Das wurde ihr zum Verhängnis. Und dass sie sich aus Versehen eine Sackgasse ausgesucht hatte, die bei einer alten Garage endete. Kim und Marie schlossen auf. Gemeinsam mit Franzi gingen sie auf die Garage zu. Die Person presste ihren Rücken gegen das Garagentor. Es war ein Mann, und er wusste, dass er keine Chance mehr hatte.
»Was … was wollt ihr von mir?« Seine Stimme klang abgehetzt, er rang immer noch nach Luft.
»Mit Ihnen reden«, sagte Marie ruhig.
Jetzt standen die drei !!! direkt vor dem Mann. Der zog sich nervös die Strickmütze tiefer in den Nacken. Darunter lugte ein Pferdeschwanz hervor.
Kim stutzte. Der Pferdeschwanz kam ihr bekannt vor, nur der weite Pulli irritierte sie etwas. Die Person, an die sie sich erinnerte, hatte eine abgewetzte Lederjacke getragen.
»Wir kennen uns doch?« Kim sah den Mann scharf an. »Waren Sie nicht heute Nachmittag beim Café Lomo ?«
Der Mann nickte. »Ja, das stimmt.« Die Situation war ihm sichtlich peinlich.
Die drei !!! sahen sich verblüfft an. Wenn dieser Typ ein Freund von Nicky war, wieso lauerte er ihr dann im Garten auf?
»Was hatten Sie in Nickys Garten zu suchen?« Marie hielt das Plastiktütchen mit den Zigarettenstummeln hoch. »Leugnen ist zwecklos. Wir haben auch Ihre Fußabdrücke gefunden. Sie sind sehr lange neben der Regentonne gestanden und haben ins Küchenfenster gestarrt.«
Franzi setzte noch eins drauf: »Mit Ihrem Verhalten begehen Sie eine Straftat! Warum bedrohen Sie Nicky, warum lauern Sie ihr auf? Und warum schicken Sie ihr diese gemeinen Erpresser-SMS?«
»Welche SMS?« Der Mann spielte den Unschuldigen.
»Sie wissen genau, wovon ich spreche«, sagte Franzi. »Anonyme Nachrichten: Ich werde jetzt immer in deiner Nähe sein. Das Café Lomo wird nicht immer so schön bleiben. «
Der Mann hob beide Hände hoch. »Ich hab Nicky keine SMS geschrieben. Mein Handy ist schon seit einer Woche kaputt.«
»Und das sollen wir Ihnen glauben? In unserer Laufbahn als Detektivinnen haben wir schon intelligentere Ausreden gehört.« Kim kickte ein Steinchen gegen das Garagentor. Der Aufprall klang wie ein Pistolenschuss.
»Ihr müsst mir glauben! Ich schwöre euch, ich würde Nicky niemals etwas Böses antun. Das könnte ich gar nicht, weil … weil …« Plötzlich wirkte der erwachsene Mann wie ein kleiner Junge, den man bei einem Streich ertappt hatte.
»Ja?« Marie klopfte ungeduldig mit der Sandale auf den Asphalt. »Unsere Handys sind nicht kaputt und wir rufen die Polizei, wenn Sie nicht reden.«
Mit einem Ruck zog sich der Mann die Strickmütze vom Kopf. »Weil ich in Nicky verliebt bin!«
»Was??«, rief Franzi. Sie glaubte, sich verhört zu haben.
Der Mann redete hastig weiter: »Ich hab mich schon in Indien in sie verliebt. Dort haben wir uns zufällig getroffen, wir waren beide mit Rucksack und Zelt unterwegs und sind dann gemeinsam weitergezogen. Wartet mal, ich hab was für euch!« Er kramte in den Taschen seiner Jogginghose und zog ein zerknittertes Foto heraus. Zwei braun gebrannte Menschen lachten in die Kamera: Nicky und der Mann mit dem Pferdeschwanz. Im Hintergrund sah man das Tadsch Mahal, die berühmte indische Moschee.
Kim fand, dass das Foto echt wirkte, und was der Mann erzählte, klang sehr stimmig. Trotzdem erklärte es noch immer nicht sein Verhalten am heutigen Abend.
»Mal angenommen, wir glauben Ihnen«, sagte Kim. »Ist es dann nicht sehr merkwürdig, dass Sie in Nickys Garten herumschleichen, statt mit ihr auf dem Sofa zu kuscheln?«
Der Mann räusperte sich verlegen. »Äh … genau das ist ja mein Problem. Wir sind kein Paar. Nicky erwidert meine Gefühle nicht. Aber ich bin mir sicher, sie wird sich noch in mich verlieben, wenn …« Er kramte wieder in seiner Jogginghose und holte eine kleine Bambusflöte heraus. »Die hab ich in Indien gekauft. Ich wollte warten, bis Nicky nach Hause kommt und in die Küche geht. Dann wollte ich ihr mein Lied vorspielen. Aber ihr habt recht, das war keine gute Idee. Ich hätte sie im Dunkeln erschrecken können.«
»Allerdings.« Franzis Anspannung ließ langsam nach.
Der weiche, liebevolle Ausdruck in den Augen des Mannes hatte bei den Detektivinnen die letzten Zweifel beseitigt. Sie
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