Die drei Ausrufezeichen 45 - Tatort Geisterhaus
genauso nervig sein wie die Zwillinge. Marie hatte schon einige Kämpfe mit ihr ausgefochten.
»Was ist denn hier los?« Lina verzog das Gesicht, als sie ihre Mutter auf dem Teppich sitzen sah, und marschierte schnurstracks zum Fernseher. Sie schnappte sich die Fernbedienung und warf sich auf das große cremefarbene Sofa.
»Darf man fragen, was du vorhast?«, fragte Tessa.
Lina sah sie an, als wäre sie von einem anderen Stern. »Fernsehen natürlich. Was sonst? Gleich läuft meine Lieblingsserie.«
Tessa schüttelte den Kopf und erhob sich schwerfällig. »Daraus wird nichts, mein Schatz. In ein paar Minuten kommen die Frauen von meinem Geburtsvorbereitungskurs.«
Lina stöhnte. »Schon wieder?«
Tessa nickte. »Wir wollen die verschiedenen Geburtsstellungen noch einmal gemeinsam üben. Du kannst deine Serie ja aufnehmen und später anschauen.«
Leise vor sich hin schimpfend verließ Lina das Sofa und programmierte den Festplattenrekorder. »Warum müssen diese Schwangeren eigentlich ständig bei uns herumhängen? Seit du im Mutterschutz bist, ist andauernd das Wohnzimmer blockiert. Mir reicht’s langsam!«
Marie nickte. »Lina hat recht. Ihr könntet euch doch auch mal woanders treffen.«
»Genau!« Lina stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen neben Marie.
Tessa grinste. »Schön, dass ihr euch ausnahmsweise einmal einig seid. Aber wir haben einfach am meisten Platz, darum treffen wir uns lieber hier.« Es klingelte an der Haustür. »Das werden die ersten Frauen sein.« Tessa watschelte in die Eingangshalle.
»Hilfe, die Schwangeren kommen, nichts wie weg!« Lina drehte sich auf dem Absatz um und verschwand blitzartig in ihr Zimmer.
Marie rümpfte die Nase. »Am besten, wir verziehen uns auch. Ich hab keine Lust, gleich von lauter hechelnden Hunden umzingelt zu werden.«
»Und was ist mit dem Kuchen?«, fragte Kim enttäuscht.
»Keine Sorge, den nehmen wir mit nach oben.« Marie schnitt schnell drei große Stücke von dem Kürbiskuchen ab, der auf der Anrichte in der Küche stand, verteilte sie auf drei Teller und drückte ihren Freundinnen jeweils einen Teller in die Hand. »Und jetzt nichts wie weg.«
In der Eingangshalle hatte sich schon eine kleine Gruppe Frauen mit unterschiedlich dicken Bäuchen versammelt. Während sie ihre Mäntel auszogen, unterhielten sie sich gut gelaunt mit Tessa. Kim, Marie und Franzi schlängelten sich zwischen den Besucherinnen hindurch und liefen mit ihren Kuchentellern die Treppe hinauf. Leider konnte Kim nicht verhindern, dass sie ein paar Stichworte aufschnappte: Kaiserschnitt, Rückenmarksspritze, geplatzte Fruchtblase … Kim war heilfroh, als sie außer Hörweite war. Davon konnte einem glatt der Appetit vergehen!
Franzi und Marie schien es ähnlich zu gehen.
»Das ist ja ekelhaft!«, murmelte Franzi, als sie sich wieder in Maries Sitzecke niederließ.
Marie nickte. »Allerdings! Und dieses Gerede muss ich mir jetzt ständig anhören.« Sie seufzte. »Wenn das Baby doch nur schon da wäre! Ich wette, es wird ein Mädchen.«
»Wie kommst du denn darauf?«, nuschelte Kim, die sich gerade einen großen Bissen Kürbiskuchen in den Mund gesteckt hatte. Er schmeckte köstlich.
Marie zuckte mit den Schultern. »Nur so ein Gefühl. Außerdem sind kleine Mädchen tausendmal niedlicher als Jungs. Man kann ihnen hübsche Kleidchen anziehen und ihre seidigen Haare kämmen …«
»Die meisten Babys haben Glatzköpfe«, bemerkte Franzi trocken.
Marie warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Ich meine doch später, wenn das Baby etwas älter ist. Es gibt total süße Kleinkind-Frisuren.«
Kim schluckte den Kuchen hinunter. »Wahrscheinlich wirst du das arme Kind auch noch schminken und seine Nägel rosa lackieren.« Sie grinste.
»Warum nicht?« Marie schien die Idee keineswegs abwegig zu finden. »Es ist nie zu früh, sich um ein gepflegtes Äußeres zu bemühen.«
Kim und Franzi sahen sich an und verdrehten synchron die Augen. Eins war sicher: Wenn Marie wirklich eine Schwester bekam, würde sie das am besten gestylte Baby der ganzen Stadt werden!
S chock beim Frühstück
Kim gähnte, als sie morgens zum Frühstück nach unten ging. Sie hatte gestern im Bett noch lange gelesen – zu lange. Aber der Krimi war so spannend gewesen, dass sie ihn einfach nicht hatte weglegen können. Jetzt bekam sie die Quittung: Vor lauter Müdigkeit schlief sie fast im Stehen ein. Zum Glück war Freitag und sie musste nur noch sechs Schulstunden bis zum Wochenende
Weitere Kostenlose Bücher