Die drei Ausrufezeichen 45 - Tatort Geisterhaus
heiserer Stimme. »Die Spuren können wir auch zu Hause auswerten.«
Dagegen hatte Kim absolut nichts einzuwenden. Sie konnte es kaum erwarten, der unheimlichen Atmosphäre des alten Hauses zu entkommen. Doch als sich die Detektivinnen zum Gehen wandten, ertönte plötzlich lautes Poltern. Alle drei blieben wie angewurzelt stehen. Die nachfolgende Stille dröhnte Unheil verkündend in Kims Ohren.
»Was war das?«, flüsterte Marie.
Franzi zuckte mit den Schultern. Sie war kalkweiß im Gesicht. »Es kam von oben, glaube ich.«
Kim schluckte. Am liebsten wäre sie auf der Stelle hinausgerannt und mit dem nächsten Bus nach Hause gefahren. Zurück in eine Welt ohne Geister und unheimliches Gepolter. Aber das ging nicht. Eine Detektivin rannte nicht davon, sondern stellte sich der Gefahr. Kim straffte die Schultern. »Wir müssen nachsehen, was da los ist.« Sie war selbst überrascht, wie ruhig und entschlossen sie klang.
Franzi und Marie nickten. Hintereinander schlichen sie die Treppe hinauf. Die Holzstufen knarrten leise und Kim fluchte innerlich. Sie mussten so schnell und so leise wie möglichhandeln. Wer oder was auch immer sich dort oben versteckte, durfte auf keinen Fall gewarnt werden. Wenn sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten, würde es leichter sein, den Eindringling zu überwältigen.
Am oberen Treppenabsatz angelangt verständigten sich die Detektivinnen ohne Worte über das weitere Vorgehen. Jetzt kam es ihnen zugute, dass sie ein eingespieltes Team waren. Kim ging auf Zehenspitzen zu Oma Lottis Schlafzimmer und riss mit einem Ruck die Tür auf. Nichts. Währenddessen kontrollierten Marie und Franzi Bad und Ankleidezimmer, aber dort war ebenfalls niemand. Blieb nur noch das Gästezimmer.
Kim nickte Franzi und Marie zu. Sie verstanden sofort. Auf leisen Sohlen näherten sie sich der geschlossenen Tür. Kims Herz hämmerte gegen ihre Brust. Was erwartete sie dort drinnen? Sie legte die Hand auf die Klinke, nahm einen tiefen Atemzug und stieß die Tür auf.
Marie schnappte nach Luft. »Das … das ist doch …«
Franzi prustete los. »Eine Katze!«
Kim atmete seufzend aus. Angst und Anspannung fielen von ihr ab. »Tatsächlich!« Sie betrachtete die schwarz-weiß getigerte Katze, die sich auf einem der beiden Gästebetten zusammengerollt hatte und die Mädchen aus großen Augen leicht vorwurfsvoll ansah.
»Hallo, du Schöne, was machst du denn hier?« Franzis Stimme wurde ganz sanft. Sie liebte Tiere über alles. Zu Hause hatte sie ein eigenes Pony namens Tinka und ein hinkendes Huhn, das Polly hieß. Mit langsamen Bewegungen näherte sie sich der Katze, um sie nicht zu erschrecken. »Wolltest dugerade ein Nickerchen machen?« Franzi setzte sich auf die Bettkante und kraulte das Tier zwischen den Ohren. Die Katze begann wohlig zu schnurren. Franzi hatte ihr Herz im Handumdrehen gewonnen.
»Wahrscheinlich ist sie durch das geöffnete Kellerfenster ins Haus gelangt«, vermutete Kim.
Marie nickte. »Und dann hat sie sich aus Versehen im Gästezimmer eingeschlossen und ist nicht mehr herausgekommen.«
»Du Arme!« Franzi hörte nicht auf, die Katze zu kraulen. »Gut, dass wir gekommen sind, um dich zu retten.« Sie nahm die Katze auf den Arm. »Wir lassen sie draußen frei, dann kann sie nach Hause laufen. Bestimmt wohnt sie irgendwo im Dorf.«
Die drei !!! kehrten ins Erdgeschoss zurück. Marie lief schnell in den Keller, um das Fenster zu schließen, dann verließen sie das Haus.
Kim seufzte erleichtert, als sie wieder draußen standen und Franzi die Tür abschloss. Es dämmerte und der Mond war bereits aufgegangen. Kalt und weiß stand er über dem Märchenwald und tauchte die Bäume in milchiges Licht.
Franzi setzte die Katze auf dem Boden ab. Das Tier strich ihr noch einmal um die Beine, als wollte es sich bedanken, dann verschwand es mit geschmeidigen Bewegungen im Wald.
Kim warf einen Blick auf ihre Uhr. »Beeilung, Mädels, in fünf Minuten fährt der Bus!«
Zügig machten sich die Detektivinnen auf den Weg. Bevor sie in die Dorfstraße einbogen, warf Kim noch einen Blick über die Schulter zurück. Oma Lottis Haus lag still und düster in der Herbstdämmerung. Alle Fenster waren dunkel. Trotzdemhatte Kim das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Schaudernd zog sie die Schultern hoch.
»Da kommt der Bus!«, rief Franzi.
Kim wandte sich ab und rannte los.
B abys und andere Katastrophen
Am nächsten Tag um kurz nach vier klingelten Kim und Franzi bei Marie. Familie
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