Die drei Ausrufezeichen 45 - Tatort Geisterhaus
sehen so ähnlich aus. Ich kann das gerne für euch übersetzen: Hilfe! Lebensgefahr! Rettet uns, sonst sind wir tot. «
Franzi riss die Augen auf. »Das klingt ja schrecklich!«
»Meint ihr, das ist ernst gemeint?«, fragte Marie.
Kim nickte. »Davon müssen wir ausgehen. Vielleicht wird jemand in Oma Lottis Haus gefangen gehalten.«
»Eine Entführung? In Oma Lottis Haus?« Franzi schluckte.
»Oder der Geist des toten Jungen ruft um Hilfe«, sagte Marie.
Kim steckte den Zettel ein. »Wer auch immer die Nachricht geschrieben hat, eins ist klar: Wir müssen sofort handeln. Es ist Gefahr im Verzug.«
Franzi nickte. »Worauf warten wir noch? Auf nach Billershausen!«
W enn Geister weinen
»Puh, das war knapp!« Außer Atem ließ sich Kim auf einen freien Platz ganz hinten im Bus fallen. Die Detektivinnen hatten sich im Eiltempo auf den Weg gemacht und gerade noch den letzten Bus nach Billershausen erwischt.
Marie und Franzi setzten sich ebenfalls. Der Bus war ziemlich leer, um diese Uhrzeit fuhr kaum jemand in das kleine Dorf hinaus.
»Wie kommen wir nachher eigentlich wieder nach Hause?«, fragte Kim.
»Es gibt noch einen Spätbus um kurz nach acht.« Franzi kannte sich durch ihre häufigen Besuche bei Felipe gut mit dem Busfahrplan aus. »Wenn alle Stricke reißen, könnte ich auch Stefan anrufen und ihn bitten, uns mit dem Auto abzuholen.«
»Prima.« Die Aussicht, nicht bei Nacht und Nebel in Billershausen festzusitzen, beruhigte Kim außerordentlich. »Jetzt muss ich nur noch meine Mutter anrufen und ihr schonend beibringen, dass es heute später wird.« Sie holte ihr Handy heraus.
»Sag ihr einfach, du bleibst zum Abendessen bei uns«, schlug Franzi vor.
»Gute Idee!« Kim gab die Nummer ein und hielt das Handy ans Ohr. Es klingelte, aber niemand meldete sich. Schließlich sprang die Mailbox an und Kim hinterließ hastig eine Nachricht. Sie hasste es, ihre Eltern anzuschwindeln, aber manchmal ging es leider nicht anders. Kim beruhigte ihr Gewissen damit, dass ihre Mutter bestimmt wesentlich ruhiger schlief,wenn sie nicht alles über die Aktivitäten des Detektivclubs wusste.
Marie hatte währenddessen eine SMS an ihren Vater geschrieben und sich fürs Abendessen entschuldigt. »So, das wäre erledigt!« Zufrieden schickte sie die Nachricht ab.
Kim seufzte. »Du hast es gut! Du brauchst dich nie zu rechtfertigen, wenn du mal später nach Hause kommst.«
»Ja, Papa lässt mir wirklich viele Freiheiten.« Marie lächelte. »Und dafür bin ich ihm sehr dankbar.«
»Meine Eltern kommen heute sowieso erst später nach Hause.« Franzi lehnte sich zurück. »Sie erledigen noch den großen Wocheneinkauf in der Stadt.«
»Heißt das, Oma Lotti ist jetzt ganz alleine?«, erkundigte sich Kim.
Franzi schüttelte den Kopf. »Nein, Chrissie und Stefan sind bei ihr. Aber die kommen auch ohne mich klar.«
Kim sah aus dem Fenster. Draußen zog die herbstliche Landschaft vorbei. Abgeerntete Felder wechselten sich mit Waldstücken ab. Die Bäume wirkten vor dem dunkelgrauen Abendhimmel wie schwarze Scherenschnitte. Plötzlich wurde die Dunkelheit von blau flackernden Lichtern erhellt.
»Nanu, was ist denn da los?«, fragte Franzi alarmiert, als mehrere Polizeiautos mit Blaulicht auf der Gegenfahrbahn vorbeirasten.
Kim drehte sich um und beobachtete, wie die Kolonne weiter hinten rechts abbog. »Im Nachbarort scheint irgendetwas passiert zu sein.«
»Hoffentlich kein Unglück«, sagte Marie.
Kim zog fröstelnd die Schultern hoch. Sie musste an Oma Lottis Geschichte denken und an das tragische Unglück, das dem kleinen Viktor zugestoßen war. Wie traurig, wenn ein Kind viel zu jung sterben musste. Und wie schrecklich für die Eltern, ihren Sohn auf so furchtbare Weise zu verlieren.
»Gleich sind wir da«, stellte Franzi fest.
Der Bus bog in die Billershausener Dorfstraße ein und drosselte das Tempo. Kim versuchte, die düsteren Gedanken zu vertreiben. Sie musste sich jetzt auf den Fall konzentrieren. Was würde sie gleich in Oma Lottis Haus erwarten? Eine Entführerbande? Einbrecher? Oder tatsächlich der Geist eines toten Jungen?
Kim bekam eine Gänsehaut. Sie war sich nicht sicher, welche Variante sie schlimmer fand …
Die Dorfstraße lag verlassen da, als die drei !!! aus dem Bus stiegen. Eine einzelne Laterne kämpfte mutig gegen die Dunkelheit an, obwohl sie eigentlich keine Chance hatte. Ihr Schein reichte kaum einen Meter weit und jenseits des Lichtkegels formierte sich die Dunkelheit wie eine
Weitere Kostenlose Bücher