Die drei ???, Die blutenden Bilder (drei Fragezeichen) (German Edition)
Mathilda. Der Erste Detektiv setzte sich kerzengrade im Bett auf, wofür sich sein Kopf mit einem heftigen Schmerz rächte.
Kurz darauf wurde seine Tür aufgestoßen. Tante Mathilda trat schnaufend in den Raum.
»Was ist los?«, fragte Justus erschrocken. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass er die Antwort vermutlich schon kannte.
»Wir hatten schon wieder Einbrecher auf dem Schrottplatz. Man sollte meinen, ich würde mich langsam daran gewöhnen, aber dem ist nicht so!« Tante Mathilda stemmte die Hände indie Hüften. »Stell dir vor: Heute Nacht wurde das Schloss am Tor geknackt. Außerdem hat man die Tür des Schuppens aufgebrochen.« Jetzt erst bemerkte Mathilda Jonas die Blessuren in Justus’ Gesicht. »Ach du liebe Güte, was ist denn mit dir passiert?«
»Sieht es so schlimm aus?« Justus tastete vorsichtig nach seiner Lippe, zog die Finger aber schnell wieder zurück.
»Justus Jonas! Du sagst mir jetzt sofort, was passiert ist!«
»Ich habe den Einbrecher verfolgt«, gab der Erste Detektiv verdrossen zu. »Und es lief nicht ganz so wie geplant.«
»Du meine Güte! Justus! Kannst du denn nicht zur Abwechslung mal harmlosen Ärger machen wie andere Jungen auch?« Sie sah ihn vorwurfsvoll an. »Dir hätte etwas Schlimmes passieren können.«
»Es geht mir ja gut«, wehrte Justus ab.
»Wir sollten dringend etwas Jod auf deine Lippe tun.«
»Nicht nötig. Habt ihr schon feststellen können, was gestohlen wurde?«, lenkte Justus das Gespräch auf den Einbruch.
»Nein, merkwürdigerweise ist noch alles da. Dabei gab es im Schuppen einige wertvolle Porzellanfiguren und ein Blumenbild aus dem 19. Jahrhundert – kein Meisterwerk, aber immerhin gut hundert Dollar wert!«
»Dann hat der Einbrecher wohl nicht gefunden, wonach er gesucht hat.«
»Vermutlich.« Tante Mathilda hob mit spitzen Fingern einen alten Joghurtbecher vom Boden auf. Dann begann sie, die herumliegende Dreckwäsche in einen Korb zu werfen.
»Ich kann selbst aufräumen!« Justus schlug die Decke beiseite und sprang auf. Schon wieder wurde ihm leicht schwindelig, doch dieses Mal legte sich das ungute Gefühl deutlich schneller.
»Lass nur.« Tante Mathilda winkte ab. »Du ziehst dich bessergleich an, frühstückst und hilfst dann deinem Onkel. Er möchte die Sicherheitsvorkehrungen am Schuppen verbessern. Der Schrottplatz ist wahrlich ein Magnet für Diebesgesindel. Dagegen müssen wir dringend etwas unternehmen!«
Etwa zur gleichen Zeit stand Bob vor einem ausgeblichen mintgrünen Haus in einer Seitenstraße von Venice – einem bunten, aber auch etwas heruntergekommenen Strandviertel von Los Angeles. Die Adresse hatte Bob bei seiner Recherche im Internet gefunden. Angeblich wohnte hier der Maler Josh Deforge. Der Name passte perfekt zu der Signatur auf den acht Gemälden. Überdies hatte der dritte Detektiv auf der Homepage des Künstlers auch noch mehrere Abbildungen entdeckt, die im Stil den Bildern vom Schrottplatz ähnelten. Bob klingelte. Es dauerte eine ganze Weile, bis jemand oben im Haus ein Fenster öffnete. »Was willst du?« Ein unrasierter Mann im Morgenmantel sah hinunter zu Bob. Der dritte Detektiv schätzte ihn auf Anfang dreißig.
»Sind Sie Josh Deforge?«
»Wer will das wissen?«, fragte der Mann verschlafen.
»Mein Name ist Bob Andrews. Ich habe im Internet nach Auftragsmalern aus der Gegend gesucht und bin so auf Sie gestoßen. Sie sind doch Maler, oder?«
Der Mann gähnte. »Ja, eigentlich schon. Zumindest nach zehn Uhr morgens. Aber jetzt bin ich eh wach. Bleib, wo du bist. Ich komme runter und mach dir auf.«
Es dauerte gut fünf Minuten, bis Josh Deforge eine Tür in der Mauer neben dem Haus öffnete. Bob folgte ihm über einen schmalen Hof voller Gerümpel zu einer Außentreppe, die in den ersten Stock führte. Ein Erdgeschoss gab es nicht, da direkt unter dem Wohnbereich eine große Doppelgarage lag.
Im Wohnzimmer, das zugleich Küche und Atelier war, schlugBob der muffige Geruch von feuchten Strandhandtüchern entgegen – vermischt mit Lösungsmitteldämpfen, abgestandenem Kaffee und kaltem Zigarettenrauch. Zum Glück war eines der Fenster hochgeschoben.
»Willst du ein Porträt von dir?« Deforge stellte eine Kaffeekanne auf einen vollkommen verkrusteten Herd. »Oder vielleicht ein Bild von deiner Freundin? Ich male auch nach Foto.«
»Nein, ich bin auf der Suche nach einem Bild.« Bob sah sich um. »Machen Sie eigentlich auch Ausstellungen, Mr Deforge?«
»Klar, ich stelle jeden Samstag unten am
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