Die drei ??? Feuermond
erholen und zu Hause bleiben sollen, anstatt gleich schon wieder rüber zu Justus zu laufen.«
»Da kann ich mich aber am besten erholen.« Seine Mutter seufzte. »Dann gehst du aber gleich ins Bett, ja?«
»Ich muss noch ein bisschen was arbeiten.«
»Hausaufgaben? Aber morgen ist doch Sonntag!« Bob hatte nicht die Hausaufgaben gemeint, doch vielleicht war es besser, seinen Eltern nicht auf die Nase zu binden, dass er schon wieder im Begriff war, für einen neuen Fall der drei ??? zu recherchieren. Sie würden Fragen stellen. Und spätestens wenn sie herausfanden, dass der Fall in Zusammenhang mit der Explosion stand, wäre es aus mit ihrem Wohlwollen. Bob folgte einer spontanen Eingebung. »Ja, aber vielleicht kannst du mir helfen. Du kennst dich doch aus mit Kunst. Was fällt dir zu Jean Marie Jaccard ein? Oder vielleicht zu Raoul Hernandez?«
»Na ja, so einiges. Was willst du wissen?«
»Alles.«
Bobs Mutter räusperte sich und lieferte aus dem Stegreif Lebensläufe der beiden Maler ab. Doch das meiste davon war Bob bereits bekannt.
»Außerdem war Hernandez Jaccards Freund. Doch während Jaccard noch zu Lebzeiten Weltruhm erlangte, wurde Hernandez niemals so bekannt, auch nach seinem Tode nicht. Es gibt Kritiker, die der Meinung sind, dass heute kein Mensch mehr Hernandez kennen würde, wenn er nicht zufällig Jaccards Freund gewesen wäre.«
»Warum?«, fragte Bob. »War er denn so viel schlechter?«
»Schlechter ...«, murmelte seine Mutter. »Was ist in der Kunst schon gut oder schlecht? Hernandez malte ... anders. Er war verspielter. Er probierte mehr aus. Er war nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer. Und er versuchte sich in allen nur denkbaren Maltechniken.«
Bob runzelte die Stirn. »Das klingt aber eigentlich, als hätte er mehr draufgehabt als Jaccard.«
»Das mag sogar stimmen. Was Jaccards Bilder weltberühmt macht, ist sein unverwechselbarer Stil. Ein Jaccard sieht einfach aus wie ein Jaccard. Niemand malt so wie er. Einen Hernandez aber kann man verwechseln. Er hat nie seine eigene Bildsprache gefunden. Und das ist es letztendlich, was Kunst zu etwas Besonderem macht, wenn du weißt, was ich meine.«
»Na ja ... so halb«, murmelte Bob.
»In Oxnard gibt es ein Hernandez-Haus mit einer Dauerausstellung. Er hat früher mal in dem Haus gelebt und jetzt ist ein kleines Museum dort eingerichtet worden. Wir könnten vielleicht mal hinfahren, wenn es dich interessiert.«
»Ja, hm ... mal sehen«, wich Bob dem Angebot aus. »Was ist mit Jaccard? Kennst du seine Bilder?«
»Na, sicher, eine Menge! Die >Dame mit Hut<, das >Lilien-feld< ...«
»Vielleicht auch eines, das >Feuermond< heißt?«
»>Feuermond« Mrs Andrews lachte. »Und ob!«
»Ach, tatsächlich? Seltsam ... ich habe es in keinem Bildband gefunden.«
»Na, das wundert mich nicht.« Wieder lachte seine Mutter. »Wieso nicht?«
»Weil >Feuermond< nicht existiert.«
Justus saß noch lange in der Zentrale und starrte das Telefon an. Obwohl er aus Erfahrung wusste, dass es gewöhnlich einen Tag oder länger dauerte, bis die Telefonlawine erste Ergebnisse lieferte, hoffte er trotzdem, dass es noch an diesem Abend klappte.
Während er am Schreibtisch saß und wartete, dachte er über den Fall nach. Die Explosion des Verwaltungsgebäudes hatte ganz Rocky Beach beunruhigt und das Thema Nummer eins der letzten Wochen, die bevorstehende 200-Jahr-Feier der Stadt, abgelöst. Beim Abendessen hatten Tante Mathilda und Onkel Titus über nichts anderes gesprochen. Und auch die Nachrichten waren nach wie vor voll davon. Die Polizei hatte ihre Untersuchungsergebnisse vorerst für sich behalten. Dass es sich um eine Bombenexplosion gehandelt hatte, wusste noch niemand. Und Justus hütete sich, sein Wissen beim Abendessen preiszugeben.
Doch noch etwas anderes bereitete dem Ersten Detektiv Sorge. Das Rätsel um Jaccard und Hernandez und die Sache mit dem anonymen Brief versetzten ihn in Alarmbereitschaft. Es war noch nicht sehr lange her, da hatten die drei ??? an einem Fall gearbeitet, in dem es ebenfalls um Gemälde gegangen war. Auch damals hatte alles mit einem Brief angefangen. Und der Fall hatte ein katastrophales Ende genommen. Zwar hatten sie die wertvollen Bilder sicherstellen und einen der Verbrecher entlarven können, doch das alles war eher dem Zufall und ihrem Glück zu verdanken gewesen. Tatsache war: Justus hatte damals Mist gebaut. Großen Mist. Er hatte die offensichtlichsten Hinweise nicht gesehen. Und auch wenn er selten
Weitere Kostenlose Bücher