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Die drei ??? Feuermond

Die drei ??? Feuermond

Titel: Die drei ??? Feuermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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auf das Bild. Er stand so dicht an der Wand, dass er das Gemälde nun ganz scharf angeschnitten sah. Und aus dieser Perspektive waren die verschmierten Streifen plötzlich nicht mehr verschmiert, sondern hatten sich zu einer kompakten Form zusammengeschoben. Zu einem Gesicht. »Wow!«, sagte Peter. »Das ist ja irre. Bob, Justus, kommt mal her!«
    Die beiden staunten ebenfalls, als sie plötzlich erkannten, was auf dem Gemälde dargestellt war.
    »Ein erstaunlicher optischer Effekt«, sagte Justus. »Der Maler zieht das Motiv so extrem in die Breite, dass es für den Betrachter aus der normalen Perspektive nicht zu erkennen ist. Es sei denn, er sieht sich das Gemälde in einem sehr spitzen Winkel an und entzerrt es damit.«
    »Wie bei diesen Tempomarkierungen auf der Straße«, bemerkte Bob. »Die sind eigentlich auch verzerrt. Und zwar genau so, dass man sie gut erkennen kann, wenn man im Auto oder auf dem Fahrrad sitzt.«
    »Diese Verzerrung ist wie eine Art Verschlüsselung«, überlegte Justus weiter. »Wenn man nicht weiß, dass man die richtige Perspektive einnehmen muss, bleibt einem der Inhalt des Gemäldes verborgen.«
    »So könnte man es sehen«, sagte die Museumsangestellte leicht irritiert. »Aber Hernández wollte mit diesem Bild wohl eher eine neue Technik ausprobieren, anstatt etwas zu verschlüsseln.«
    »Mag sein. Aber nichtsdestotrotz ermöglicht einem diese Technik, bestimmte Inhalte versteckt zu vermitteln.«
    »Da hast du Recht«, stimmte die Dame zu. »Im Mittelalter zum Beispiel wurden Anamorphosen gemalt, um anstößige Botschaften zu verschleiern. Señor Hernández hat auch einige Bilder geschaffen, die noch viel komplizierter verschlüsselt sind. Da reicht es nicht, sich in einem bestimmten Winkel zum Bild zu stellen. Man braucht speziell geformte Spiegel, die die Darstellung entzerren.«
    »Faszinierend«, sagte Justus. »Gibt es in diesem Museum solche Bilder?«
    »Leider nicht. Das Hernandez-Haus beherbergt nur eine kleine Sammlung. Viele Gemälde von Hernandez sind im Laufe der Jahre im Besitz privater Sammler gelandet.«
    »Schade. Aber Sie scheinen sich sehr gut mit Raoul Hernandez auszukennen, Madam.«
    »Ich bin gewissermaßen eine Hernandez-Expertin. Sonst würde ich hier nicht arbeiten. Wenn ihr etwas wissen wollt — fragt. Dafür bin ich schließlich da.«
    »Wir bereiten ein Referat für die Schule vor«, log Justus. »Die Aufgabe war, sich einen Maler aus der Gegend auszusuchen und über sein Leben einen Vortrag zu halten. Wir haben uns für Hernandez entschieden.«
    »Daher also euer Interesse.«
    »Die meisten Informationen, die wir gefunden haben, beziehen sich allerdings auf Hernandez' Verbindung zu Jean Marie Jaccard. Jaccard ist schließlich weltberühmt. Daher dachten wir, dass wir unseren Referatschwerpunkt auf dieses Thema richten.«
    »Ich verstehe.«
    »Gibt es vielleicht Bücher zu diesem Thema? Was die beiden so zusammen gemacht haben? Vielleicht haben sie ja auch mal zusammen gearbeitet. Oder ist ihr Briefwechsel eventuell veröffentlicht worden?« Justus hatte die Frage so unbedarft wie möglich gestellt. Trotzdem war der Museumsangestellten das plötzliche Misstrauen deutlich anzusehen. »Briefwechsel?«
    »Ja. Oder haben sie sich gar keine Briefe geschrieben?« Sie räusperte sich. »Ähm ... doch, ja. Es gibt Briefe. Sie wurden in einem Buch veröffentlicht. Ein paar wenigstens, die anderen sind verschollen. Eigentlich ist es ein Buch über Jaccard, aber es sind auch ein paar Briefe von Hernandez darin abgedruckt. Ihr findet es unten im Museumsshop.«
    »Ah. Vielen Dank. Das werden wir uns nachher mal ansehen.«
    »Ja. Gut. Dann ... werde ich mal wieder gehen. Ich glaube, dort drüben hat jemand eine Frage.« Die Dame nickte den drei Detektiven zu, dann ging sie schnellen Schrittes in den Nebenraum.
    »Was hat sie denn auf einmal?«, raunte Bob.
    »Interessante Frage, Bob. Ich denke, wir sollten diese Dame im Geiste mit einem Fragezeichen versehen.«
    Justus kaufte im Museumsshop alle Bücher, die ihm hilfreich erschienen, und dazu noch ein kleines Bastelset, mit dem man Anamorphosen selbst herstellen konnte. Damit belastete er die Gemeinschaftskasse ihres Detektivunternehmens empfindlich, doch das war ihm egal. Bereits auf dem Weg nach draußen begann er, in einem der Bücher zu blättern. »Was machen wir jetzt?«, fragte Peter, als sie vor dem MG standen. »Fahren wir nach Hause?« Justus antwortete nicht.
    »Meinetwegen«, meinte Bob. »So wahnsinnig viel

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