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Die drei ??? Feuermond

Die drei ??? Feuermond

Titel: Die drei ??? Feuermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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Hugenays Worte über die Hitze des Feuers, die Kühle des Mondes und die Schatten der Nacht im Kopf herum. »Nur zu.« Victor Hugenay holte tief Luft und blickte Justus fest in die Augen. »Ich komme aus Frankreich, wie du weißt. Aus einer kleinen Stadt unweit Paris. In meiner Kindheit las ich viel. Um genau zu sein: Alles, was ich in die Finger bekam. Und ich interessierte mich für Rätsel und knifflige Aufgaben. Ich war ein paar Jahre älter als du heute, da lernte ich ein Mädchen kennen. Sie war Amerikanerin. Ich nannte sie Julie. Sie war ähnlich belesen wie ich, interessierte sich für die gleichen Dinge und hatte ein Faible für Kunst. Wir verstanden uns auf Anhieb und verbrachten jede freie Stunde miteinander. Ihr Lieblingsmaler war Raoul Hernandez. Sie hielt ihn für einen unterschätzten Künstler, der es verdiente, endlich aus dem Schatten seines Freundes Jaccard herauszutreten. Ich war nicht ihrer Meinung, aber ich hörte ihr so gerne zu, wenn sie über ihre Leidenschaft sprach!« Victor Hugenay blickte versonnen in unbestimmte Ferne. Doch Justus fragte sich, ob sein Schwelgen in der Vergangenheit echt war. »Und?«, fragte Justus ungeduldig.
    »Ich war in Julie verliebt. Und ich wollte sie beeindrucken. Ich wollte etwas ganz Besonderes für sie tun. Und schließlich hatte ich eine Idee: Sie liebte Hernandez' Bilder. Was lag da näher, als ihr einen echten Hernandez zu schenken? In Paris lief gerade eine kleine Ausstellung im Rahmen einer Werkschau von Jean Marie Jaccard. Wie dem auch sei: Ich stahl eines der Hernan-dez-Bilder. Natürlich hatte ich die Sache sehr genau geplant, aber es überraschte mich trotzdem, wie einfach es war. So fing alles an, Justus.« Hugenay lächelte in sich hinein. »Ich glaube, du bist der Erste, dem ich diese Geschichte erzähle.«
    »Schön«, sagte Justus. »Und? Was weiter? Was ist an dieser Geschichte so relevant?«
    »Weißt du das nicht?«
    »Nein.« .
    »Erinnert dich die Geschichte meiner Jugend nicht an jemanden?«
    »Nein, an niemanden. Auch wenn mir klar ist, worauf Sie hinauswollen. Aber ich befürchte, ich sehe nicht die geringste Parallele zwischen Ihrem und meinem Leben.«
    »Ach, nein?«
    »Nein. Ich habe niemals ein Bild gestohlen.«
    »Aber du warst vor gar nicht allzu langer Zeit dazu bereit, gestohlene Bilder zu Geld zu machen, um einem Mädchen zu helfen, in das du verliebt warst.«
    Justus atmete einmal tief durch, dann blickte er auf die Uhr an der Wand. »Sie haben noch zwei Minuten, Mr Hugenay.«
    »Schade, ich hätte mich gern weiter mit dir unterhalten. Na, vielleicht ein andermal. Dann lass mich dir wenigstens noch das Ende der Geschichte von Julie erzählen.«
    »Ach, es gibt noch eine Pointe! Ich hoffe, die kann Ihre kleine Anekdote noch aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit herausreißen, Mr Hugenay.«
    »Ich denke schon, Justus: Julie nahm mein Geschenk an. Sie war hocherfreut. Und fasziniert. Leider weniger von mir als vielmehr von dem, was ich getan hatte. Die Faszination ging so weit, dass sie es selbst versuchte.«
    »Was? Ein Bild zu stehlen?«
    Hugenay nickte. »So wurde aus uns zwar kein Paar, aber immerhin ... wir wurden Kollegen. Zumindest am Anfang. Später wendete sich das Blatt. Je wertvoller die Bilder und je schwieriger die Einbrüche wurden, desto mehr gingen wir getrennte Wege. So wurden aus zwei einst verliebten Jugendlichen im Laufe der Jahre Rivalen. Und das sind wir bis zum heutigen Tag geblieben.« Hugenay schwieg und blickte Justus unverwandt an. Der sah auf die Uhr. »Die Zeit ist um, Hugenay.«
    Der Meisterdieb nickte. »Ich weiß. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr mit meiner Geschichte gelangweilt.«
    »Durchaus nicht, Mr Hugenay. Ich habe Ihnen sehr genau zugehört.«
    »Davon bin ich ausgegangen.« Wieder zwinkerte er Justus fast unmerklich zu. »Dann weißt du ja, was du zu tun hast.«

In der Zwickmühle
    »Da kommt er«, sagte Peter, als Justus den Verhörraum verließ. Sofort traten Bob und Peter, die gemeinsam mit Inspektor Cotta das gesamte Gespräch über die Kameras beobachtet und belauscht hatten, auf den Flur.
    »Und? Wie war es?«, fragte Bob den Ersten Detektiv. »Habt ihr doch gesehen.«
    »Ja. Haben wir. Aber -«
    »Und dafür habe ich mich von dem Kerl drei Tage lang tyrannisieren lassen?«, fuhr Cotta dazwischen. Sein Gesicht war knallrot. »Er hat nichts, aber auch gar nichts verraten!«
    »Er hat nichts verraten, weil er gemerkt hat, dass Sie ihn belauschen«, korrigierte Justus den

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