Die drei ??? Feuermond
schweifen. Er sah den Ersten Detektiv nicht an, als er sagte: »Victor Hugenay möchte mit dir sprechen, Justus. Nur mit dir.«
Hugenays Geschichte
Für einen Moment verschlug es Justus die Sprache. Dann wiederholte er ungläubig: »Mit mir?« Cotta nickte stumm. »Aber ... aber wieso? Ich meine ...«
»Ich habe keine Ahnung, Justus. Und glaub mir, ich würde dich garantiert aus der Sache heraushalten, wenn ich eine Wahl hätte. Aber ich muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er die Wahrheit sagt und dieser Bilderraub wirklich stattfinden wird. Wenn herauskommt, dass ich davon wusste und nichts unternommen habe, kann ich mir nicht nur die Beförderung abschminken, sondern ich muss damit rechnen, degradiert oder sogar suspendiert zu werden. Also: Hugenay will nur mit dir sprechen. Natürlich werden wir das Gespräch aufzeichnen und den Raum mit Kameras überwachen. Es besteht absolut keine Gefahr.«
»Ich weiß«, sagte Justus. »Ich weiß, dass keine Gefahr besteht.
Jedenfalls keine physische.«
»Also wirst du mit ihm sprechen?«
Justus warf Peter und Bob einen fragenden Blick zu.
»Hugenay will mit dir reden, Just«, sagte Bob. »Nicht mit uns.
Du musst selbst entscheiden, ob du dich darauf einlassen willst.«
Der Erste Detektiv nickte. »Natürlich will ich. Daran besteht kein Zweifel.« Er wandte sich an Inspektor Cotta: »Unter einer Bedingung: Peter und Bob werden das Treffen über die Kameras mitverfolgen.« Cotta nickte. »Einverstanden.«
Justus' Schuhsohlen quietschten auf dem matten Linoleumfußboden, als Inspektor Cotta den Ersten Detektiv einen langen Gang hinunter zum Verhörraum führte. Von den ehemals weißen Wänden bröckelte an einigen Stellen der Putz. Die grelle Neonbeleuchtung ließ den Inspektor blass und kränklich aussehen. Und Justus selbst wahrscheinlich auch. Cotta raunte ihm unentwegt etwas zu: »Es kann überhaupt nichts passieren, Justus. Ich werde direkt nebenan sein. Ich sehe euch auf dem Monitor. Und über die Mikrofone werde ich alles mithören. Hugenay weiß davon nichts. Er hat nämlich verlangt, dass wir euch nicht überwachen. Aber das werde ich natürlich nicht riskieren. Es ist also vollkommen ungefährlich. Wenn Hugenay auch nur einmal zuckt, sind meine Leute und ich sofort da. Gar kein Problem. Nur die Ruhe, okay?« Es klang fast beschwörend.
»Inspektor Cotta«, sagte Justus ruhig. »Ich weiß, dass es ungefährlich ist. Sie klingen schon, als würden Sie die haltlosen Behauptungen der Presse inzwischen selbst glauben.«
»Was? Ja. Ich meine, nein! Nein, natürlich nicht. Du hast Recht, Justus. Trotzdem: Man kann nie vorsichtig genug sein.« Je näher Justus der weiß lackierten Stahltür am Ende des Ganges kam, desto schneller schlug sein Herz. Er war aufgeregt wie lange nicht mehr. Und die Vorsichtsmaßnahmen des Inspektors hatten darauf überhaupt keinen Einfluss. Sie erreichten die Tür. Cotta nickte dem Ersten Detektiv aufmunternd zu, dann schloss er auf und trat ein. Justus folgte ihm.
Der Raum war vollkommen kahl und schmucklos. Es gab ein vergittertes Fenster und eine weitere Tür. In der Mitte des Zimmers stand ein schlichter, weißer Tisch. An einer Seite des Tisches saß Victor Hugenay.
Er trug einen blaugrauen Overall, der Eigentum des Polizeipräsidiums von Rocky Beach war. Justus fiel auf, dass er Hugenay bisher immer nur sehr vornehm gekleidet gesehen hatte. Doch seltsamerweise nahm ihm der Overall nichts von seiner würdevollen Ausstrahlung. Kerzengerade saß er auf seinem Plastikstuhl und lächelte Cotta freundlich an. Dann nickte er Justus zu und zwinkerte. Jetzt erst bemerkte Justus, dass seine Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt waren. »Ihr Besuch«, sagte Cotta knapp. »Sie haben zehn Minuten, wie abgemacht. Und kommen Sie nicht auf dumme Gedanken!« Cotta klopfte Justus auf die Schulter, dann verließ er den Raum durch die andere Tür. Mit einem hohlen Klick fiel sie ins Schloss, und Stille flutete den Raum, in Stücke gehackt vom Ticken einer großen, weißen Uhr an der Wand. »Setz dich doch, Justus!«, bat Hugenay. Der Erste Detektiv zögerte, trat dann jedoch auf den Tisch zu, zog den Stuhl zurück und nahm Platz. Auf dem Weg hierher hatte er beschlossen, Hugenay reden zu lassen. Natürlich war er neugierig. Auf vieles. Aber wenn Hugenay mit ihm sprechen wollte, dann musste er den Anfang machen. Justus würde schweigen und zuhören. Zumindest war das sein Plan. »Ich freue mich, dich zu sehen, Justus«,
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