Die drei ??? Feuermond
so: Hugenay wird in neun verschiedenen Staaten der Welt gesucht, wusstet ihr das? Hauptsächlich natürlich in Europa. Momentan sind ein paar Dutzend Justizbehörden damit beschäftigt, herauszufinden, ob er ausgeliefert werden muss und wenn ja, an wen. Interpol und Europol rücken mir täglich auf die Pelle und wollen mir den Fall abnehmen, zerfleischen sich dabei aber zum Glück gegenseitig. Scheinbar wollen eine ganze Menge Behörden den berüchtigten Meisterdieb vor Gericht bringen. Mir kommt es langsam so vor, als würden sie ihm schon Präsidentensuiten einrichten, weil er ja so berühmt ist. Aber solange die Frage nicht geklärt ist, wer Hugenay sozusagen rechtmäßig verurteilen und einsperren darf, bleibt er hier. Denn sobald er nicht mehr hier ist, bin ich sofort raus aus dem Fall. Sobald jemand anders Hugenay in die Finger bekommt, ist Inspektor Cotta abgeschrieben, versteht ihr? Aber es ist mein Fall, verdammt noch mal! Und niemand wird ihn mir wegnehmen!«
»Na ja«, sagte Peter zögernd. »Genau genommen war es ja unser Fall.«
»Ja«, knurrte Cotta ungehalten. »Das weiß ich. Aber für euch hängt keine Beförderung davon ab.«
»Ach, darum geht es!« Justus blickte ihn grimmig an. »Kein Wunder, dass Sie nicht einmal fünf Minuten Zeit hatten, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. So eine Beförderung will schließlich gut vorbereitet sein.«
»Glaubst du etwa, ich will ewig Inspektor bleiben, Justus? Glaubst du, ich hätte mir diesen Job ausgesucht, um irgendwo auf der Mitte der Karriereleiter anzuhalten? Aber was rede ich da überhaupt, das tut alles überhaupt nichts zur Sache. Machen wir's kurz: Ich habe alle Hände voll damit zu tun, den gegenwärtigen Zustand aufrechtzuerhalten und dafür zu sorgen, dass Victor Hugenay mein Fall bleibt.«
»Schön, wie Sie meinen«, gab Justus zurück. »Mir soll es recht sein. Aber Sie haben uns sicherlich nicht herbestellt, um über Ihre Beförderung zu sprechen, oder?«
Inspektor Cotta straffte und räusperte sich. »Nein. Herbestellt habe ich euch, weil Victor Hugenay sich weigert, mit mir oder irgendeinem anderen Menschen in diesem Gebäude zu sprechen. Er hat etwas angedeutet. Dass er Informationen hat. Wichtige Informationen über ein Verbrechen, das in naher Zukunft verübt werden soll. Nämlich der Raub eines äußerst wertvollen Gemäldes. Aber mehr sagt er nicht. Ich weiß nicht, wann und wo dieses Gemälde gestohlen werden soll, ich weiß nicht einmal, um welches Gemälde es überhaupt geht oder ob Hugenay uns nicht ein Märchen auftischt. Ihr seid diesbezüglich nicht zufällig besser informiert?« Der Inspektor sah die drei scharf an.
Justus, Peter und Bob verzogen keine Miene. Sie hatten sich im Vorfeld abgesprochen und beschlossen, Inspektor Cotta nichts über >Feuermond< zu erzählen. Nachdem sie ihm schon Hugenay ausgeliefert und dafür nicht einmal ein >Dankeschön< gehört hatten, wollten sie diesen Fall allein weiterverfolgen. »Nein«, sagte Justus knapp.
Cotta runzelte kurz die Stirn, fuhr dann aber fort: »Angenommen, Hugenay sagt die Wahrheit, so ist überhaupt nicht klar, warum er diese Andeutungen macht. Was er damit bezweckt. Die Spurensicherung hat inzwischen das Haus am Strand komplett auf den Kopf gestellt, aber nicht den allerkleinsten Hinweis gefunden. Es scheint, als sei Hugenay ein ganz gewöhnlicher Tourist gewesen. Nichts deutet darauf hin, dass er einen Raubzug geplant hat.«
»Gar nichts?«, hakte Justus nach. »Nein.«
»Na schön, aber eines habe ich noch nicht ganz verstanden, Inspektor Cotta: Was haben wir mit der Sache zu tun?« Cotta verzog missmutig das Gesicht. »Mehr als mir lieb ist«, knurrte er. »Denn alles, was ich euch bis jetzt erzählt habe, war nur die Hintergrundgeschichte. Es geht noch weiter. Hugenay schweigt. Abgesehen von dem, was ich euch gerade erzählt habe, hat er nichts weiter preisgegeben. Er hält jeder Verhörtaktik stand, als wäre es ein Kaffeekränzchen. Er sitzt einfach da und lächelt. Und dann sagt er, dass ich auf seine Forderungen eingehen müsse, wenn ich mehr über den geplanten Diebstahl erfahren wolle. Natürlich lasse ich mich nicht auf Erpressungen ein. Normalerweise. In diesem Fall allerdings ...« Cotta brach ab.
»Was stellt er denn für Forderungen?«, fragte Justus, als der Inspektor keine Anstalten machte weiterzureden. »Genau genommen ist es nur eine einzige.«
»Und die wäre?«
Cotta stöhnte, rieb sich das Gesicht und ließ den Blick durch den Raum
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