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Die drei ??? Feuermond

Die drei ??? Feuermond

Titel: Die drei ??? Feuermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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sagte Hugenay mit seiner sonoren Stimme, in der ein leichter französischer Akzent mitschwang. Der Akzent war schwächer geworden seit dem letzten Mal. Hugenay schien eine ganze Weile in Amerika gewesen zu sein. »Wie geht es dir?«
    »Gut«, sagte Justus.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, dir zu gratulieren. Du hast es geschafft. Ich sitze hinter Schloss und Riegel, wie es so schön heißt. Damit hatte ich nicht gerechnet.«
    »Natürlich nicht«, gab Justus zurück. »Sonst hätte es ja auch nicht geklappt.«
    »Geht es dir nun besser?«
    »Es ging mir nie schlecht.«
    »Tatsächlich nicht? Ich hatte den Eindruck, die Geschichte mit Brittany damals hätte dich ... wie sagt man ... aus der Bahn geworfen.«
    Justus räusperte sich. »Mir ist nicht klar, wie Sie sich diesen Eindruck verschafft haben wollen. Und ehrlich gesagt: Ich habe den Eindruck, die Geschichte mit Brittany dieses Mal hat Sie .. . wie sagt man ... ins Gefängnis befördert.« Hugenay nickte. »Dann war sie es also, die euch auf meine Spur gebracht hat? Das hatte ich mir schon gedacht. Tja, ich hätte ihr nicht vertrauen dürfen. Das war ein großer Fehler.«
    »Ich kenne das Gefühl. Ich denke, das ist dann wohl ausgleichende Gerechtigkeit.«
    Hugenay schwieg einen Moment. Dann umspielte ein Lächeln seine Lippen. »Aber du hast mir den Brittany-Schachzug damals trotzdem übel genommen, nicht wahr?«
    »Schachzug? Mr Hugenay, ich sollte an dieser Stelle etwas klarstellen: Für Sie mögen die Begegnungen mit mir einen spielerischen Charakter gehabt haben. Für mich jedoch nicht. Sie sind ein Verbrecher, und ich habe Sie überführt. Das ist alles.«
    »Ein Verbrecher. Das klingt so hart aus deinem Mund.«
    »So war es auch gemeint.«
    »Verbrechen sind schlimme Dinge, bei denen Menschen zu Schaden kommen, Justus. Bei denen sie betrogen, beraubt, verletzt oder sogar getötet werden. Ich habe nie etwas Derartiges getan.«
    »Sie haben Bilder im Wert von zig Millionen Dollar geraubt.«
    »Willst du damit sagen, dass ein paar Zentiliter Ölfarbe auf einem Stück Leinwand wirklich mehrere Millionen Dollar wert sein können? Findest du das nicht vollkommen absurd? Ich will es dir verraten, Justus: Das ist alles bloß Teil des Spiels. Gemälde sind Spielgeld, nichts weiter. Sie sind keine Millionen wert.
    Nicht wirklich. Möchtest du mich immer noch als Schwerverbrecher hinstellen?«
    »Mr Hugenay, ist das der Grund, warum Sie mit mir sprechen wollten? Um mir einzureden, Sie hätten nur Spielgeld geklaut, und mich von Ihrer Unschuld zu überzeugen? Ich befürchte, dann vergeuden Sie Ihre Zeit.«
    »Nein.«
    »Wie wäre es, wenn Sie dann langsam zur Sache kommen? Inspektor Cotta berichtete mir, dass Sie etwas über ein geplantes Verbrechen wüssten und mit mir darüber sprechen wollen.«
    »Ganz recht, Justus. Mit dir. Doch leider hat sich der werte Herr Inspektor nicht an die Abmachung gehalten. Wir werden abgehört. Ich fürchte also, ich kann nicht so sehr ins Detail gehen, wie ich es gern getan hätte. Aber das ist vielleicht auch gar nicht nötig.«
    Justus schluckte. Es hatte keinen Zweck, den Unwissenden zu spielen. Hugenay hätte die Lüge sofort bemerkt. »Bedauerlich.«
    »Ja. Das bedeutet wohl gewissermaßen das Ende. Das Ende für dieses großartige Kunstwerk, das die Hitze von Feuer und gleichzeitig die Kühle des Mondes ausstrahlt. Wenn die Schatten der Nacht hereinbrechen, ist das Gemälde für immer verloren.«
    Justus zuckte zusammen. Hugenay bemerkte das und zwinkerte ihm zu.
    »Ich ... verstehe nicht ganz«, behauptete Justus. »Du verstehst sehr gut, Justus Jonas. Sonst säßen wir jetzt nicht hier. Aber leider kann ich dir nicht mehr erzählen, da Inspektor Cotta jedes unserer Worte mitschneidet. Was glaubst du, werden sie ihn zum Streifenpolizist degradieren, wenn sie erfahren, dass er den Verlust des wertvollsten Gemäldes der Welt zu verantworten hat? Oder werfen sie ihn gleich komplett aus dem Polizeidienst? Na, wie auch immer: Da sich dieses Gesprächs-thema aufgrund der Mikrofone in diesem Raum leider erledigt hat, möchte ich die verbleibenden« — er warf einen Blick auf die Wanduhr - »vier Minuten nutzen, dir ein wenig über mich zu erzählen. Mir ist aufgefallen, dass ich eine Menge über dich weiß, du aber kaum etwas über mich. Vielleicht sollten wir daran langsam etwas ändern. Es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden!« Sein Lächeln wurde breiter. Justus nickte abwesend. Noch immer spukten ihm

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