Die drei Fragezeichen und der 5. Advent
ohne Stolz. »Denn da Sie wussten, dass nach Ihrem Ausbruch und den entsprechenden Medienberichten Ihre wahre Identität bekannt werden würde – und dann das Haus rund um die Uhr von der Polizei observiert werden würde –, mussten sie vom Sellamore-Gefängnis umgehend zu Mrs Candle gefahren sein und sich noch vor dem Eintreffen der Polizei mithilfe des im Garten deponierten Zweitschlüssels im Haus versteckt haben. Waren Sie im Vorratskeller? Egal. Und wie sonst hätte die Kerze von Ihnen auf den Kranz gesteckt werden können, wenn Sie sich nicht schon von Anfang an in dem Haus aufgehalten hätten? Vom 6. bis zum 23. Dezember konnten Sie das Haus ja weder unbemerkt betreten noch verlassen. Ihr fingierter Anruf alsMr Schroeder hat mich allerdings ins Zweifeln kommen lassen. Warum hätten Sie aus ihrem eigenen Haus Ihre Großmutter anrufen sollen? Und wie? Haben Sie sich auf der Flucht noch ein Handy besorgt? Sie wollten mit dem Anruf wohl die Polizei, von der Sie wussten, dass sie das Telefon abhört, von Ihrem wahren Aufenthaltsort ablenken!«
»Gratulation zu so viel Kombinationsgabe!«, lobte Edward begeistert und griff nach einem Stück Kuchen.
»Aber was hatte es denn mit der fünften Adventskerze auf sich?«, wollte Justus wissen. »Denn darauf konnten wir uns überhaupt keinen Reim machen.«
Edward schmunzelte. »Mit dieser Kerze wollte ich meiner Großmutter beweisen, dass wirklich ich es war, der ihr diese Botschaften zukommen ließ, und kein Trittbrettfahrer. Schon als kleines Kind war es eine Marotte von mir gewesen, Großmama jedes Jahr wieder zu löchern, weshalb es denn nicht noch einen fünften Advent gäbe. Ich habe die Weihnachtszeit immer geliebt und mir damals so gewünscht, dass sie nie vorbeiginge.«
»Das ist wirklich rührend«, bemerkte Bob. »Aus demselben Grund hat dann vermutlich auch Jeremias Ihren Ring in dem Adventskalender hinterlegt, richtig?«
Edward nickte anerkennend. »Wieder voll ins Schwarze getroffen! Der Ring war ein Geschenk von Großmama gewesen. Sie sollte ein ganz persönliches Zeichen von mir erhalten.«
»Doch nun würde ich gerne einmal die Geschichte von Anfang an aufrollen«, schlug der Erste Detektiv vor. »Denn von Patricia Handerson, die ja gestern Nacht zum Glück verhaftet worden ist, haben wir wohl ausschließlich Lügengeschichten zu hören bekommen.«
»Handerson?«, unterbrach ihn Edward. »So hat sie sich also genannt? Sie heißt Patricia Anderson .«
»Von wegen fotografisches Gedächtnis, Justus«, stichelte Peter. »Du hast dir doch vorgestern das E-Ticket angeguckt. Nah dran ist auch daneben!«
Der Erste Detektiv funkelte Peter böse an.
»Was war das gerade, Peter?«, fragte Edward verwundert. »Egal. Anderson – kein besonders origineller falscher Name ...« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Aber zurück zur Geschichte. Patricia ist irgendwann zu mir gekommen und hat mir erzählt, dass sie mit einem Kumpel aus Schultagen einen Geldtransporter ausrauben wollte. Ich hielt das Ganze für einen überdrehten Scherz von ihr, bis sie mich eines Tages in meiner Wohnung besucht und mir die Pistole gezeigt hat, mit der sie den Überfall ausführen wollte. Ich bin ausgerastet und habe ihr die Pistole sofort abgenommen. Aber Patricia lachte nur, riss mir die Waffe wieder aus der Hand und verschwand. Am nächsten Tag stand sie dann völlig aufgeregt mit einem Koffer wieder vor meiner Tür. Unter Tränen hat sie mir gebeichtet, dass sie den Überfall zwar tatsächlich erfolgreich durchgeführt, dabei aber mit ihrer Waffe eine unschuldige Passantin lebensgefährlich verletzt hätte. Zu allem Überfluss hatte sie die Pistole auch noch während ihrer Flucht am Tatort verloren. In dem Moment schwante mir schon, dass sich auf der Waffe noch meine Fingerabdrücke befinden mussten, da ich sie doch einen Tag zuvor Patricia aus der Hand gerissen hatte. Das Geld aber,die erbeuteten zwei Millionen Dollar, befanden sich in dem besagten Koffer.«
»Und was geschah dann?« Peter blickte Edward fragend an.
»Ich war fassungslos und mein einziger Gedanke war, dass sie das Geld auf keinen Fall behalten durfte. Es klebte ja Blut daran und noch immer stand nicht fest, ob die angeschossene Passantin überleben würde. Deshalb nahm ich in meiner Panik einfach den Koffer an mich und vergrub ihn in der Nacht in Großmamas Garten, während sich Patricia, die mit den Nerven völlig am Ende war, in ihrer Wohnung erst einmal richtig ausschlafen durfte.«
»Erst
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