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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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überdenken.«
    »Noch mal vielen Dank«, sagte Annie. »Vielen Dank für Mr. Mole.«
    R oberts errötete ein wenig. Annie bemerkte, wie sein Nacken sich rosa färbte.
    »Danke«, sagte auch Miranda. »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, für die Familie.«
    EineWeile herrschte Schweigen im Auto. Sie hatten die Sonne im R ücken, und die Bäume mit ihren zarten jungen Blättern leuchteten grün im klaren Frühlingslicht.
    »Bald sind wir dann wohl keine Nachbarn mehr«, sagte Annie nach einerWeile. »Nun wird es Zeit für dieWeissmann-Frauen, in die Stadt zurückzukehren.«
    Sie bemerkte, dass sowohl R oberts als auch Miranda bei ihrenWorten zusammenzuckten.
    »Erst muss Mom wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden«, sagte Miranda nach einerWeile.
    »Tja, wenn dann das große Auswandern beginnt«, sagte R oberts, »werde ich Sie jedenfalls sehr vermissen.«
    Annie begegnete seinem Blick im R ückspiegel und schaute weg.
    »Ja«, bekräftigte R oberts. »Ich werde Sie vermissen.«
    EinigeWochen zuvor hatte Annie sich plötzlich gefragt, wie R oberts wohl mitVornamen hieß, und hatte in einem regionalenTelefonbuch von 1993 nachgeschaut, das in einem R egal in der Küche lag. Sie hatte bei R aufgeschlagen und die dünnen grauen Seiten durchgesehen. Auf der Hälfte der zweiten Seite hatte sie das Gewünschte entdeckt.
    Mr. und Mrs. Phineas R oberts, stand da. Annie hatte gelächelt. KeinWunder. Mr. und Mrs. Phineas R oberts. Mr. und Mrs . Ein Paar, eine Einheit. Annie hatte tagelang immer wieder an diesen Eintrag denken müssen. Und sie fragte sich, ob es R oberts selbst wohl auch immer noch so ging.
    Nachdem die Schwestern Betty im Krankenhaus besucht und ihr von demTreffen erzählt hatten – von Josies Selbstgefälligkeit und von Mr. Mole, der wie Kröterich von Schloss Krötinhall aussah – und nachdem sie von ihrer hustenden Mutter erfahren hatten, wie R oberts ihr von sich aus beiläufig von seinem Plan berichtet hatte, Josie mit Mr. Mole zu erschrecken, setzte Miranda Annie zuhause ab und fuhr zu Charlotte Maybanks großem Anwesen an der Beachside Avenue.
    »Miranda!«, sagte Leanne, als ihre Freundin vom Hausmädchen insWohnzimmer geleitet wurde. »Ich bin froh, dass du da bist.«
    Leanne wirkte jedoch keineswegs froh. Sie lag mit einem Glas in der Hand auf dem Sofa, eine halb leere Flasche JohnnieWalker neben sich.
    »Wie es deiner Mutter geht? Sie hat die ganze Zeit geschlafen, als ich da war. Und Henry schläft auch. Ich weiß, dass du deshalb hier bist – um Henry zu sehen. Aber er schläft.Tante Charlotte schläft auch. Nur ich schlafe nicht. Du wirst also mit mir vorliebnehmen müssen, fürchte ich.«
    Sie streckte Miranda das Glas hin.
    Miranda wusste nicht, ob diese Geste bedeutete, dass sie selbst trinken oder dass sie Leanne nachschenken sollte. Sie nahm ihrer Freundin das Glas aus der Hand und stellte es behutsam neben die Flasche. »Ich bin hier, um mit dir zu reden, Leanne, nicht mit Henry.«
    »Mit mir? Mir armem Ding? Schön, dass du hier bist, um mit einem armen Ding wie mir zu reden.Wusstest du, dass ich arm bin? Ein armes Ding, das arm ist? Arm war ich immer, aber jetzt bin ich vollkommen pleite, weißt du, undTante Charlotte ist auch pleite, und weil sie mich beerben wollte, habe ich mir nie wirklich Sorgen wegen Geld gemacht, und weil ich ja auch Ärztin bin und immer arbeiten kann, also bin ich gar nicht wirklich arm, aber wenn man nach Afrika geht, um Epidemiologie zu studieren, bringt das nicht viel ein, auch wenn einem dabei klar wird, dass man dort reich wäre, wenn man hier arm ist. DochTante Charlotte war noch nie in Afrika, man kann also auch nicht von ihr erwarten, dass sie das versteht …«
    Während Leanne ohne Unterlass weiterredete, ging Miranda im Zimmer auf und ab. Sie wusste, dass sie versuchen sollte, Leanne zu trösten. Es handelte sich hier offenbar um eine Finanzkatastrophe größeren Ausmaßes. Sie sollte sich zu Leanne setzen und beruhigend auf sie einreden. Doch stattdessen tigerte sie zwischen Fenster und Tür hin und her und sagte kein einzigesWort.
    »Die armeTante Charlotte ist jetzt verarmt, was sie ja immer geahnt hat, und jetzt müssen wir die Gemälde und die Sessel und die Silberlöffel tatsächlich versteigern, aber sie dachte, das wäre ihr Nachlass, so nennt sie das hochtrabend, aber jetzt gibt es den Nachlass, während sie noch am Leben ist, das verrückte alte Ding. Na ja, wenigstens erlebt sie auf dieseWeise noch, wie ihre Fantasien Wirklichkeit

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