Die drei Hellwang-Kinder
Verlangst du etwa, daß man dir die Röntgenabteilung der Charité oder der Kölner Universitätsklinik anbietet? Natürlich ist Traunstein ein kleines Nest. Aber nimm es als Sprungbrett.«
»Ach, darum geht es ja nicht.«
Es war etwas in ihrer Haltung und in ihrer Stimme, was Hellwang aufschauen ließ. Er spürte, wie sein Herz plötzlich laut gegen die Brust hämmerte.
»Du machst es mir wirklich sehr schwer...« flüsterte sie.
Er war mit einem Schritt bei ihr und zog sie sanft in seine Arme: »Mein Gott, Trix«, stammelte er, »seit du hier bist, habe ich keinen anderen Wunsch gehabt, als daß du bei mir bleiben möchtest — aber ich habe es nie zu hoffen gewagt...«
Kathi zog sich Stufe für Stufe am Geländer hoch. Die vierte und die siebente knarrten, aber nicht bei ihr! Im Schlaf hätte sie diese Treppe geräuschlos nehmen können. Aber daß sich droben nichts rührte und nichts regte? Das war nun ein Mann, der
auf Doktor studiert hatte und war so dumm und so blind, daß er nichts, aber auch gar nichts merkte. Sie konnte ihm doch die Augen nicht mit Gewalt öffnen! Oder sollte sie doch etwas unternehmen? Sie schlich über den schmalen Gang und preßte das Ohr gegen die Tür des Arbeitszimmers. Nichts! Kein Laut — keine Stimme — kein Geräusch! Aber die beiden konnten sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Ihre Hand tastete nach der Türklinke. Millimeter um Millimeter drückte sie die Tür nach innen. Mit einem Auge linste sie durch den winzigen Spalt. Und dann stieß sie einen unhörbaren Seufzer aus. Ihr ganzes Gesicht leuchtete auf. Und sie schloß die Tür, so sanft, als decke sie ein Nest junger Schwalben mit einem Wattebausch zu...
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