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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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Afrikaner, Indianer, Berge, Uhren, Straßen, Gärten, Pflanzen, Gebäude, Pflanzen, Gebäude, Blumen, Gebäude, Türme. Buntglasfenster, georgianische Fenster, napoleonische Fenster, Schaufenster, Türen (groß, klein, zweiflüglig, verschnörkelt), Tore, noch mehr Leute, Kirchen, Statuen, Fenster, Säulen, Türen, römische Arkaden, Türen, Gärten, Uhren, gotische Arkaden, Fenster.
    Mir gefiel die stupide Eintönigkeit, Bilder anzusehen, die mir absolut nichts sagten. Ich ging die Fotos so schnell durch, wie der Computer es zuließ, klickte wie besessen immer wieder auf den rechten Pfeil, bis meine Beine sich anfühlten, als hätte ich eine lange Autofahrt hinter mir. Ich stand auf und trank ein Glas Wasser, ging auf die Toilette und setzte mich wieder hin, um weiter die Bilder zu durchforsten. Hin und wieder stieß ich auf ein Foto von mir. Auf ein paar davon plauderte ich auf Partys, an die ich mich noch erinnerte, mit irgendwelchen Leuten, von denen mir manche bekannt vorkamen, die meisten jedoch nicht. Ich war schon immer schlecht darin, mir Gesichter zu merken. Selbst bei Leuten, die ich gut kenne. Tomomi Ishikawa und ich zum Beispiel hatten keinen gewohnten Treffpunkt oder einen bestimmten Rhythmus, in dem wir uns verabredeten. Manchmal trafen wir uns ein- oder zweimal pro Woche, manchmal einmal im Monat und manchmal noch seltener. Und wenn ich nicht damit rechnete, sie zu sehen, erkannte ich sie einfach nicht. Hin und wieder stellte sie mich auf die Probe und lief auf der Straße an mir vorbei oder setzte sich an den Tisch neben mir, um zu sehen, ob ich reagieren würde. Meistens aber grinste und winkte sie schon von Weitem, damit ich sie erkannte. Ich wusste das zu schätzen.
    Da fiel mir etwas ein. Ich griff in meine Tasche, die mich überallhin begleitete, zog ein Notizbuch heraus und tastete dann weiter nach einem Stift, mit dem ich hineinschreiben konnte. Alles, was ich fand, war Tomomi Ishikawas Edelstahl-Kuli. Ich malte ein paar Striche auf die Seite, um zu sehen, ob er funktionierte, und die blaue Tinte war ein ungewohnter Anblick; normalerweise schreibe ich in Schwarz.
    »Hey, wie kommt’s eigentlich, dass du mich nie erkennst?«, fragte Tomomi Ishikawa. »Ich weiß immer gar nicht, ob ich beleidigt sein soll oder nicht.«
    »Nimm’s nicht persönlich«, erwiderte ich. »Ich erkenne nie jemanden.«
    »Ich hatte schon überlegt, ob in deinen Augen vielleicht alle Japaner gleich aussehen, weil wir nicht so viele Charakterfalten haben wie ihr Tommys.«
    Ich rutschte betont unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her und versuchte, einen Blick auf mein Spiegelbild in der Fensterscheibe zu erhaschen, um zu sehen, ob mein Gesicht wohl wirklich von Furchen durchzogen war. »Ich erkenne einfach fast nie Gesichter«, erklärte ich. »Einmal bin ich auf der Straße an meiner Mum vorbeigelaufen, obwohl sie sogar Hallo gesagt hat. Ich habe sie angelächelt und bin weitergegangen. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war.«
    »Im Ernst?« Jetzt hellte sich ihr Blick auf.
    »Absolut. Ich könnte dir Hunderte von peinlichen Geschichten darüber erzählen, wie ich Leute nicht erkannt habe, die ich hätte erkennen sollen. Familie, Freunde, berühmte Leute, Mädchen, mit denen ich zu Dates verabredet war – glaub mir, gerade bei Letzteren kommt das alles andere als gut an.«
    »Du Freak!« Sie prustete vor Lachen. »Das ist ja genial. Bist du schon immer so gewesen oder hast du irgendetwas Schlimmes mit deinem Gehirn angestellt?«
    »Das ist schon so, seit ich denken kann. Ist immer eine Frage des Kontextes. Wenn sich Leute verhalten, als würden sie mich kennen, und mir an einem Ort über den Weg laufen, mit dem ich sie irgendwie in Verbindung bringen kann, ist normalerweise alles in Ordnung. Aber ganz ohne Kontext habe ich Probleme. Viele sind dann ziemlich beleidigt.«
    »Ach herrje. Bist du sicher, dass du dir das nicht bloß ausgedacht hast, um dich ein bisschen von uns anderen abzuheben?«
    »Nein, es ist echt. Es heißt Prosopagnosie.«
    »Wow, na dann muss es natürlich echt sein, wenn es sogar einen griechischen Namen dafür gibt!«
    »Ja, kann sein, dass es griechisch ist.«
    »Ist es, definitiv. Prósōpon bedeutet Gesicht und agnōsía das Nichterkennen«, sagte sie. Und dann: »Warte mal, warte mal, das heißt, wenn du eine Freundin hast, ist es für dich jedes Mal so aufregend, als würdest du mit einer anderen schlafen, ohne die ganzen Probleme, die damit zusammenhängen, und trotzdem kannst du die Vorzüge

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