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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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derartigen Gefühlen. – »Sie sehen recht wohl aus,« redete er den Häftling an. »Es geht Ihnen gut?« – »Sehr gut, ich danke,« antwortete der Jüngling. – Der Klang dieser Stimme erschütterte Aramis; er tat einen Schritt nach vorn, mit weitgeöffneten Augen und zitternden Lippen. Als Baisemeaux sich nach ihm umdrehte, konnte er nur mit Mühe die Spuren seiner Erregung verbergen.
    »Da sehen Sie's,« sagte der Gouverneur zu d'Herblay. »Sie glauben nicht, daß er sich wohl fühle. Nicht wahr,« wandte er sich wieder an den Gefangenen. »Sie haben nie zu klagen?« – »Nie.« – »Und langweilen sich auch nie?« fragte Aramis. – »Nie.« – »Dagegen ist nichts einzuwenden,« sagte Aramis zu dem Gouverneur. »Wollen Sie noch ein paar Fragen an ihn richten? Dann, bitte, fragen Sie zunächst einmal, ob ihm bekannt ist, weshalb er hier ist.« – Der Gouverneur tat die Frage, und der junge Mann antwortete ruhig: »Nein, ich weiß es nicht.« – »Aber das ist doch nicht möglich,« rief d'Herblay, indem er sich von seinem Gefühl hinreißen ließ. »Sie müssen doch außer sich sein vor Grimm, daß Sie nicht einmal den Grund Ihrer Gefangenschaft kennen.« – »In der ersten Zeit war ich es auch,« antwortete der junge Mann ruhig. – »Und jetzt sind Sie's nicht mehr?« – »Ich habe mich eines Bessern besonnen.« – »Inwiefern?« – »Ich sage mir jetzt; wenn auch die Menschen mich strafen, Gott kann mich nicht strafen, weil ich nichts verbrochen habe.« – »Gleichviel, eine Strafe bleibt es doch,« rief Aramis. – »Ich weiß nicht;aber ich denke und fühle jetzt eben ganz anders als vor sieben Jahren.« antwortete der Gefangene. – »Seltsam! Wenn man Sie so reden hört, möchte man glauben, der Kerker sei Ihnen lieb geworden.« – »Ich ertrage meine Haft mit Geduld,« war die Antwort. – »In der sichern Erwartung, einmal frei zu werden?« – »Erwartung? O nein! Aber Hoffnung trotz allem noch, wenn sie auch mit jedem Tage mehr schwindet.«
    »Wie alt sind Sie?« – »Ich weiß es nicht.« – »Wie heißen Sie?« – »Ich habe den Namen vergessen, den man mir gegeben hat.« – »Haben Sie Ihre Eltern gekannt?« – »Nein.« – »Aber doch Ihre Pflegeeltern?« – »Sie nannten mich nie ihren Sohn.« – »Hatten Sie sonst jemand lieb, ehe Sie hierher kamen?« – »Meine Amme, meine Blumen, meinen Diener.« – »Sie haben Amme und Diener wohl sehr vermißt?« – »Ich habe viel geweint, als sie starben.« – »Sind die beiden inzwischen gestorben oder bevor Sie herkamen?« – »Beide am Tage meiner Gefangennahme.« – »Beide am gleichen Tage?« – »Zu gleicher Zeit.« – »Wie geschah Ihre Verhaftung?« – »Ein Mann holte mich ab, hieß mich in einen Wagen steigen und brachte mich hierher.« – »Würden Sie diesen Mann wiedererkennen?« – »Er war maskiert.«
    »Seltsame Geschichte, nicht wahr?« raunte Baisemeaux dem Bischof zu. – Aramis wagte kaum zu atmen. »Ja, sehr seltsam,« murmelte er. – »Aber das sonderbarste ist, daß er noch nie zuvor so viel aus seinem Leben erzählt hat wie eben jetzt Ihnen,« setzte der Gouverneur hinzu. – »Vielleicht, weil Sie ihn nie ausgefragt haben,« meinte Aramis. – »Mag sein,« antwortete Baisemeaux, »ich bin grundsätzlich nicht neugierig.«
    »Erinnern Sie sich,« fragte der Bischof, »eines Besuchs von einem fremden Herrn oder einer Dame?« – »Eine Dame war dreimal hier und stellte die gleichen Fragen an mich wie Sie vorhin; nämlich, ob ich mich wohl fühlte und ob ich mich nicht langweilte.« – »Und wenn sie ging?« – »Dann drückte sie mich ans Herz und küßte mich.« – »Würden Sie diese Dame wiedererkennen, wenn der Zufall Sie mit ihr zusammenführte?« – »Ganz gewiß.« – Aramis lächelte unwillkürlich; dann schien er alles zu wissen, was er hatte hören wollen, und wandte sich an den Gouverneur. »Wollen wir gehen?« – »Wenn es Ihnen gefällig ist,« antwortete Baisemeaux. Und sie verließen den Kerker. Der junge Mann grüßte höflich und setzte sich ruhig wieder auf seinen Schemel.
    »Nun, was sagen Sie dazu?« fragte der Gouverneur draußen. – »Ich habe das Geheimnis entdeckt,« antwortete der Bischof. »In diesem Hause ist ein Mord begangen worden. Der Diener und die Amme sind an einem Tage und zu gleicher Zeit gestorben. Verstehen Sie? Vergiftet ohne Zweifel.« – »Das kann schon sein.« – »Vielleicht hat jener Knabe die Verbrecher gesehen, und man fürchtet, er könnte

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