Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Sie es nicht! Er war ein Landsmann, er kannte mich, kannte meine Liebhabereien, wir haben so manche Fahrt zusammen auf den Gewässern von St. James gemacht.« – »Aber bedenken Sie doch, Madame, Villiers war in Sie verliebt!« wandte der König ein. »Was schadet das?« versetzte sie naiv. »Würden Sie zufrieden sein, wenn bloß ein Untertan Sie liebte?« – Sie lächelte dabei so zärtlich, daß dem König das Herzhöher schlug. – »Und diesen Landsmann,« fuhr sie fort, »hat man vertrieben, man hat ihm die Tür gewiesen, wie einem schnöden Handelsmann, wie einem gemeinen Abenteurer. Das ist des galantesten Hofes nicht würdig.« »Schwägerin, ich bin daran nicht schuld,« beteuerte Ludwig. »Mir gefiel Buckingham sehr gut.« – »Ah, Sie sind nicht schuld daran?« rief Henriette. »Das freut mich! Nun weiß ich doch, auf wessen Betreiben es geschah. Ich glaubte nun Ruhe zu haben – doch nein, Monsieur findet einen neuen Vorwand.« – »Und an Buckinghams Stelle tritt ein anderer,« setzte der König scherzend hinzu. »Das ist ja auch ganz natürlich. Sie sind schön, Madame; man wird Sie immer lieben.«
»Gut, ich will eine Einöde um mich her schaffen,« versetzte sie. »Darauf allein ist es ja abgesehen. Doch nein, ich werde nach London zurückkehren, dort denkt man nicht so kleinlich; dort kann ich meine Freunde um mich versammeln, ohne daß sie gleich für Liebhaber gehalten werden. O pfui, wie schnöde! Ich hielt Monsieur für einen Kavalier, aber durch diese Verdächtigung hat er sehr in meinen Augen verloren. Er ist ein Tyrann!« – »O, nicht doch,« antwortete Ludwig. »Der einzige Fehler meines Bruders ist, er liebt Sie!« – »Er und mich lieben! Haha!« Sie lachte laut auf. »Monsieur wird nie ein Weib lieben. Er liebt nur sich selbst.«
»Nun, dann werden Sie aber doch zugeben, daß von Guiche Sie liebt,« sagte nun der König, der auf diesen Einwand der Prinzessin allerdings nichts zu erwidern wußte. – »Ist mir ganz neu,« versetzte sie. – »Aber das müssen Sie doch sehen; ein Verliebter verrät sich.« – »Von Guiche hat das bis jetzt noch nicht getan.« – »Schwägerin – Schwägerin, Sie verteidigen ihn noch!«»Ich? Ihn verteidigen? Das fehlte noch, daß auch Sie mich verdächtigen, Sie, der König!« rief sie aus.
»Nicht doch! Werden Sie nicht wieder traurig,« entgegnete Ludwig lebhaft. »Ich beschwöre Sie, bleiben Sie ruhig.« – Sie weinte schon wieder, große Tränen fielen auf ihre Hand, und diesmal beugte sich die Majestät herab und sog eine dieser flüssigen Perlen mit den Lippen auf. Sie sah ihn dabei so zärtlich an, daß ihm weich ums Herz wurde. »Sie fühlen also nichts für Herrn von Guiche?« fragte er in unruhigerem Tone, als sich für einen Vermittler geziemte. – »Nein, gar nichts.« – »Und ich kann meinen Bruder beruhigen?« – »Ihn? O, nichts wird ihn beruhigen. Er ist gar nicht eifersüchtig, man hat ihn nur aufgehetzt, und Monsieur ist von unruhigem Temperament.« – »Das kann man wohl sein, wenn Sie im Spiele sind,« antwortete der König und hielt noch immer ihre Hand.
Als Madame nach langer Pause endlich diese Hand langsam zurückzog, hielt sie darin die Palme des Sieges.
»Madame, ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen,« sagte der König. »Statt sich auf einen nicht recht schicklichen Umgang zu beschränken, statt uns durch Ihre Zurückgezogenheit zu beunruhigen, sollen Sie sich uns recht oft zeigen, sollen Sie täglich mit uns zusammen sein. Ich weiß, Graf Guiche ist ein liebenswürdiger Mensch, aber wenn wir auch nicht so geistreich sind wie er –« – »O, Sire,« unterbrach sie ihn, »Sie spielen den Bescheidenen.« – »Nein, selbst ein König kann einsehen, daß er sich hier und dort weniger Hoffnung machen darf zu gefallen, als mancher seiner Kavaliere.« – »Das glauben Sie selbst nicht,« rief sie dazwischen. – »Gleichviel! Sie sollen nicht die Zeit mit fremden Herren zubringen, sondernin unserer Gesellschaft. Sie sind die Sonne unsers Hofes. Alles Licht kommt von Ihnen.«
»Majestät,« antwortete Henriette ernst und setzte ihrem Triumph stolz die Krone auf, »ein Umstand nur läßt mich zweifeln, ein Umstand, den auch Sie nicht beseitigen können – die Erinnerung an das Vergangene.«
»Wie meinen Sie das? Ich verstehe Sie nicht recht,« entgegnete der König, der jedoch nur zu wohl verstanden hatte. – »Sire, ich habe das Unglück gehabt,« fuhr die Herzogin fort, »Ihnen so lange zu mißfallen,
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