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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zerstreute sich – Guiche blieb allein zurück.
    Als er über den Korridor schritt, trat Rudolf zu ihm. – »Nun, hatte ich recht?« fragte er. – »Du hattest recht,« stammelte der Graf tonlos. – »Und sie?« fragte Bragelonne. – »Sie! Sie!« rief der Unglückliche und hob die geballte Faust. »Sie lacht dazu!«

Vierter Teil
     
    Die Lavallière

1. Kapitel. Noch immer eifersüchtig
     
    Seit vier Tagen befand sich der königliche Hof in Fontainebleau. Die prachtvollen Gärten boten einen feenhaften Anblick, und namentlich in der Nacht verbreiteten die von Colbert unter großem Kostenaufwand geschaffenen Beleuchtungseffekte märchenhaften Glanz über den herrlichen Park. Fouquet hatte die vier Millionen abgeliefert, von denen nun Colbert dieses Fest bezahlte. Aber er bemerkte bald zu seinem Entsetzen, daß das Geld ebenso rasch verpuffte, wie die Feuerwerkskörper, die allabendlich abgebrannt wurden. Jeder der unglaublich farbenschönen Raketenregen kam auf 100 000 Livres zu stehen, jede Beleuchtung der Wasserkunst kostete 30 000, und die Kleider für die Waldgötter, die Nymphen und Dryaden, die in den Balletten auftraten, waren ebenfalls sehr teuer. Kurz und gut, Colbert bemerkte, daß trotz aller Sparsamkeit die Ebbe in seiner Kasse nahe bevorstand.
    Madame war die Königin aller Feste. Sie empfing mit unnachahmlicher Anmut die verschiedenen Deputationen von Abgesandten fremdartiger oder längst ausgestorbener Völkerschaften: die Skythen, die Hyperboräer, die Kaukasier und Patagonier. Sie war die Diana jeder einzelnen Jagd und fand an jedem Tage Gelegenheit, ihren Witz und ihre Unerschöpflichkeit an entzückendenGedanken zu zeigen. Sie nahm die Huldigungen in Empfang, die ihr von allen Seiten dargebracht wurden, und man verglich den König mit dem Sonnengott und sie mit Phoebe. Von Monsieur war bei allem gar nicht die Rede, ganz als ob der König nicht mit Maria-Theresia von Spanien, sondern mit Lady Henriette von England vermählt gewesen sei.
    Das freudetrunkene Paar drückte sich verstohlen die Hände und genoß in langen Zügen den durch Jugend, Schönheit, Macht und Liebe versüßten Trank des Glücks. Niemand konnte mehr im Zweifel darüber sein, daß Madame die erste Dame des Hofes geworden war. Man nannte sie ganz leise die Königin. Das hatte zur Folge, daß Monsieur, statt die zweite Person des Reiches zu sein, auf den dritten Platz gedrängt worden war. Und er mußte erkennen, daß es nach der Verbannung seines zweiten Feindes, des Grafen von Guiche, abermals schlimmer geworden war. Dem Grafen hatte er wenigstens Furcht einjagen können – jetzt aber stand ihm der König selbst im Wege. Und was konnte er gegen diesen tun? Ueberdies kam Madame an jedem Abend völlig erschöpft von den vielen Lustbarkeiten des Tages in ihre Gemächer und war für ihn auch dann nicht mehr zu sprechen.
    Eines Tages war Monsieur spät aufgestanden, kleidete sich sehr sorgfältig an und nahm sich vor, mit Madame und seinem Hofstaat nach Moret zu fahren, um dort zu soupieren. Er begab sich in den Pavillon seiner Gemahlin und entdeckte zu seiner Verwunderung, daß die gesamte Dienerschaft verschwunden war. Nur eine Näherin fand er, die ihm berichtete, Madame sei mit allem Gefolge ins Bad gefahren. – »Das ist eine guteIdee,« dachte Monsieur. »Es ist eine drückende Hitze, ich will auch ein Bad nehmen.« – Aber als er nun ein Pferd verlangte, erfuhr er, daß weder Pferde noch Stallknechte da seien; es war alles ausgeflogen.
    In höchst verdrießlicher Stimmung machte er sich – Muttersöhnchen, das er war – abermals auf den Weg zur Frau Mama. Im Begriff einzutreten, sah er, daß Ludwigs Gattin, Maria-Theresia von Spanien, bei Anna von Oesterreich war. Monsieur, der bereits die Portiere in die Höhe gehoben hatte, trat leise zurück und wollte nun mit anhören, was die beiden Frauen sprachen. Aber leider führten sie ihre Unterhaltung in spanischer Sprache, und der Prinz konnte nur aus dem Tonfall der Worte entnehmen, daß die junge Königin sich beklagte. Auch hörte er sie weinen. Er zweifelte nicht daran, daß sie Beschwerde über den König führte, der nur auf Vergnügungen bedacht war, an denen sie keinen Teil hatte.
    Anna von Oesterreich tröstete ihre Schwiegertochter, doch schien diese sich nicht trösten zu lassen. Monsieur hörte, daß sie sich zum Gehen anschickte, und da er sich nicht beim Horchen überraschen lassen wollte, so trat er jetzt ein. Bei seinem Anblick trocknete die junge

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