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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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daß ich fast das Recht habe, mich heute zu fragen, wie Sie mich zur Schwägerin annehmen konnten.« – »Madame, unser Bündnis beginnt heute,« rief der König mit ungeheuchelter Wärme. »Lassen wir die Vergangenheit, wir haben es nur mit der Gegenwart zu tun. Und die Gegenwart sind Sie!« – »Es wird dennoch ein unzuverlässiges Bündnis,« wandte sie ein. – »Soll ich schwören?« rief der König. – »O, einen ehrlichen Schwur weise ich nicht zurück,« antwortete sie, und der König kniete nieder und ergriff ihre Hand. Mit einem unbeschreiblich süßen Lächeln reichte sie ihm beide Hände, die Ludwig an die glühende Stirn drückte. Dann sprang er auf und eilte hinaus. Die Höflinge bemerkten, daß er rote Wangen hatte, und schlossen daraus, die Unterredung habe einen etwas stürmischen Verlauf genommen. Nur Herr von Lorraine sagte: »Meine Herren, wenn der König zornig ist, wird er blaß.«
    Als Ludwig die junge Herzogin verließ, befand er sich in einer Aufregung, die er sich selbst nicht erklären konnte. Er stand mit einem Male ganz in ihrem Banne, bezaubert von ihrer Schönheit, von ihrer Anmut und von der koketten Geschmeidigkeit ihrer Worte. Dabeiverhehlte er sich jedoch nicht, daß ihre Ehe mit seinem Bruder für ihn ein unübersteigliches Hindernis sei. Was die Prinzessin anbetrifft, so war sie als gefallsüchtige Natur, nachdem sie von Buckingham und von Guiche vergöttert worden war, ohne weiteres bereit, ihrem Ehrgeiz auf seinem erfolgreichen Wege zum höchsten Ziele freien Lauf zu lassen. Von dem immer noch streng denkenden englischen Lord zu dem skrupellosen französischen Grafen war schon ein Fortschritt gewesen. Hätte sie nun gegen die Bewunderung, die der König ihr zollte, unempfindlich bleiben sollen? War doch Ludwig XIV. nicht nur die erste Person seines Landes, sondern wirklich auch einer der schönsten, geistreichsten Männer seiner Zeit.
    Der König zeigte seinem Bruder alsbald an, der Friede sei wiederhergestellt, Madame verdiene die aufrichtigste Hochachtung und Zuneigung und sei nur etwas stolz und leicht verletzlich, so daß man sie mit Schonung behandeln müsse. Das bedeutete für Philipp nichts weiter als eine Zurechtweisung. Man hatte also nicht ihm, sondern seiner Frau recht gegeben. Er antwortete dem König, daß nicht sie, sondern er sich beleidigt fühlen könne. – Der König versetzte in gereiztem Tone: »Madame ist, Gott sei Dank, über jeden Tadel erhaben.« – »Ueber den anderer, das gebe ich zu,« antwortete Orléans. »aber nicht über den meinigen.« – »Bruder,« sagte der König, dem eine innere Stimme zuflüsterte, daß Monsieur nicht ganz im Unrecht sei, »ich habe mich davon überzeugt, daß deine Klagen grundlos waren. Was sonst etwa noch in dieser Sache zu tun ist, das wird von mir aus geschehen.« – Diese Worte enthielten zugleich einen Befehl und einen Trost; Philipp fühlte das und ging.
    Zur selben Zeit stattete Chevalier von Lorraine demGrafen von Guiche einen Besuch ab. Er gab sich das Ansehen, als wolle er den Grafen über die Stimmung Monsieurs beruhigen. In Wahrheit befürchtete er, Guiche würde plötzlich abreisen, und wollte ihn nur zurückhalten, da er noch immer glaubte, das Renkontre vom Vormittag würde verhängnisvolle Folgen für Guiche haben, und natürlich verhindern wollte, daß der Graf sich ihnen entzöge. Von Guiche war nur zu sehr geneigt, den tröstlichen Worten des Chevaliers Glauben zu schenken, da sie seinen innersten Wünschen zuvorkamen. Abreisen zu müssen, wäre ja für ihn ein Stich ins Herz gewesen. – »Monsieur hat über die Dinerszene nur gelacht,« sprach Lorraine, »Majestät hat auch gelacht, und da Madame die einzige war, die nicht lachte, so ist Majestät zu ihr gegangen und hat ihr gut zugeredet. Am Programm des Tages wird nichts geändert, das ist der beste Beweis dafür, daß alles beim alten bleibt. Die Ballettprobe fällt nicht aus.«
    »Wie? sie soll heute abend stattfinden?« rief der Graf. »Wissen Sie das gewiß? Sie raten mir also –? – »Ich rate Ihnen, ganz ruhig hier zu bleiben,« antwortete Lorraine. – In diesem Augenblick trat Rudolf ein. »Und ich,« rief er sogleich mit finsterer Miene, »rate Ihnen das Gegenteil. Werfen Sie sich aufs Pferd und reiten Sie auf Ihre Güter. Und dann können Sie den Rat des Chevaliers befolgen und ganz ruhig dort bleiben.« – »Aber warum sollte der Herr Graf abreisen?« fragte Lorraine, den Erstaunten spielend. – »Weil alle Welt bei Hofe von

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