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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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mir leid, Sie zum Unwillen gereizt zu haben. Ich will es wieder gutmachen,« sprach der Chevalier, »und selbst Vermittler sein, indem ich Guiche herhole.« – »Mir sehr lieb, geh nur!« rief der Herzog.
    Lorraine hatte überall bei Hofe gute Freunde, und er fand ohne Schwierigkeiten einen Diener, der es übernahm, sich zu erkundigen, ob Graf von Guiche bei Madame sei. Nach fünf Minuten war er wieder beim Herzog. »Guiche ist leider nicht zu finden,« sagte er. »Entflohen, wie es scheint, unsichtbar.« – »Ha! Der Auftritt heute morgen wird ihn kopfscheu gemacht haben. Sicherlich ister sofort mit Extrapost auf seine Güter gereist. Der arme Graf! Na, da essen wir eben zu zweit.«
    »Ich habe eine neue Idee,« sagte Lorraine mit gut gespielter Verstellung. »Gnädigster Herr, Madame ist böse auf Sie. Wie wäre es, wenn Sie, da Madame nicht zu Ihnen kommen will, zu Madame gingen? Suchen Sie sie auf und speisen Sie mit ihr. Besonders jetzt, wo Sie diesen goldgestickten Frack anhaben, der Ihnen entzückend steht.« – »Hm, wäre am Ende gar nicht schlecht. Ja! ich will gehen.« – Und Philipp von Orléans machte sich auf den Weg zu den Gemächern seiner Gemahlin. Unterwegs flüsterte Lorraine dem getreuen Kammerdiener zu: »Stelle Leute vor die kleine Tür, daß niemand nach dorthin entweichen kann. Mach schnell!« Und als der Türhüter den Herzog bei Madame melden wollte, trat Lorraine rasch vor und sagte: »Bleibe jeder, wo er ist! Königliche Hoheit wollen überraschen.«
    Monsieur trat ein wie jemand, der eine Freude bereiten will. Er blieb wie versteinert auf der Schwelle stehen. Madame drehte sich im Tanze am Arme des Grafen von Guiche. Die Montalais sah bewundernd zu, Fräulein von Lavallière saß still in einer Ecke. Man hatte anscheinend das Diner über das Tanzen vergessen. Als Monsieur eintrat, hielt das Paar mit jähem Ruck inne. Der Chevalier lächelte mit dem Ausdruck aufrichtiger Bewunderung. Der Prinz aber erblaßte, sein Mund verzog sich zitternd, seine Hände ballten sich.
    »Entzückend!« sagte er mit tonloser Stimme. »Ich erwartete, Madame unpäßlich zu finden. Wie freut es mich, daß dies nicht der Fall ist. Mein Haus ist ja vielmehr das lustigste von der Welt. Warum laden Sie mich nicht ein, Madame, wenn es bei Ihnen so hoch hergeht?Ich bin ein sehr verlassener Prinz.« – Guiche hatte inzwischen die Fassung wiedererlangt. »Gnädigster Herr,« sagte er mit dem stolzen Ausdruck, der ihn so gut kleidete, »Sie wissen, mein ganzes Leben ist Ihrem Dienst geweiht, ich bin jederzeit willens, es für Sie zu opfern. Heute aber gilt es nur zu tanzen, und deshalb tanze ich.«
    »Sehr richtig,« versetzte Philipp kalt. »Aber von Madame ist es nicht recht, mir meine Freunde zu entführen. Madame, Guiche gehört mir, nicht Ihnen. Wenn Sie nicht mit mir speisen wollen, Madame, so speisen Sie mit Ihren Damen. Wenn ich aber ohne Sie speisen muß, so will ich wenigstens meine Kavaliere dabei haben.« – Madame fühlte, daß in diesen Worten eine Zurechtweisung lag und antwortete: »Fürwahr, ich wußte nicht, daß am französischen Hofe die Frauen wie in der Türkei gehalten werden, wo Männern der Zutritt verboten ist. Doch wenn es sein muß, ich halte es aus. Genieren Sie sich nicht, Monsieur, wenn Sie etwa noch eiserne Gitter vor die Fenster legen wollen.«
    Der Prinz geriet von neuem in Zorn. »Da sehe ich, wie ich in meinem eigenen Hause geachtet werde,« rief er aus. Und er wendete sich so rasch zum Gehen, daß er Madame fast gestoßen hätte. Er eilte in sein Zimmer zurück, Lorraine folgte ihm. – »Gib mir deinen Rat!« rief der Prinz. »Es kann nicht so bleiben. Das sind ja unausstehliche Zustände.« – »Allerdings,« seufzte der Chevalier. »Man glaubte Ruhe zu haben, als man Buckingham los war –« – »Und nun wird es nur noch schlimmer,« setzte Orléans hinzu. »Buckingham wäre nie so weit gegangen. Das dulde ich nicht länger. Ichwerde auch keine Rücksicht nehmen, wenn man mit mir keine nimmt.«
    Und er eilte hinaus und fragte, ob die Königin-Mutter aus der Kapelle zurück sei. Anna von Oesterreich wußte noch nichts von der Wendung, die die Dinge in den letzten Stunden genommen hatten; sie freute sich vielmehr über das Glück, das am Hofe ihres jüngeren Sohnes zu herrschen schien, und war stolz auf ihre beiden Söhne, auf den König, der sich, seit er selbständig regierte, trefflich bewährt hatte, und auf Philipp, der in Lady Henriette eine glänzende Partie gemacht

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