Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Madame auf ihrem Zimmer besuchte.« – »Das gibt der Sacheaber ein etwas förmliches Ansehen,« meinte die Königin-Witwe. – »Das wohl, aber wer eine Predigt halten will, den kleidet ja das Förmliche, und ein bißchen Feierlichkeit fördert den Erfolg. Ja, ich will zu ihr gehen. Mutter, ich küsse Ihnen die Hände – diese schönsten Hände von Frankreich!« – »Nun, stelle nur den Frieden im Hause wieder her.« – »Ich bediene mich ja keines Abgesandten – das heißt, ich werde meinen Zweck erreichen,« antwortete Ludwig XIV. lächelnd und ging hinaus. Und noch immer lächelnd, klopfte er unterwegs ein wenig Puderstaub von der Goldborde seines Gewandes.
10. Kapitel. Ein gefährlicher Nebenbuhler
Anna von Oesterreich hatte recht: das Erscheinen des Königs bei Madame gab den Dingen nach allem, was vorgefallen war, einen feierlichen Zug. Es war im Jahre 1662 keine Kleinigkeit, wenn Monsieur über Madame Klage führte und der König sich in Privatangelegenheiten seines Bruders mischte. Daher sah man denn auch plötzlich die Höflinge ganz auffällig sich von Guiche fern halten, und der Graf, ebenfalls von Schrecken erfaßt, begab sich schleunigst in seine Wohnung.
Der König trat bei der jungen Herzogin mit freundlichem Gruß ein. Die Ehrendamen verneigten sich fast bis zur Erde. Der König sah sich um und musterte mit einem raschen Blick die ganze Reihe von errötenden Schönheiten, die am Eingang zu den Gemächern Spalier bildeten.Er begab sich in das Innenkabinett, wo seine Schwägerin in halb liegender Stellung auf weichen Kissen ruhte. Sie stand auf, machte eine Verbeugung und dankte mit ein paar befangenen Worten für die Ehre dieses Besuches. Dann setzte sie sich wieder, von lieblicher Röte übergossen.
»Liebe Schwägerin,« begann Ludwig, »ich möchte fragen, zu welcher Zeit Ihnen heute abend die Ballettprobe genehm wäre.« – »Ah, Majestät,« antwortete die Prinzessin und schüttelte ihre Locken, »ich wollte mich eben bei Ihnen entschuldigen lassen, ich fühle mich nicht Wohl und werde nicht erscheinen.« – »Nicht wohl?« rief Ludwig. »Ei, so will ich die Aerzte rufen lassen.« – »Die vermögen nichts gegen meine Krankheit,« erwiderte Lady Henriette. »Mir tut nur eins not: ich muß nach England zurück.« – »Ist das Ihr Ernst?« versetzte der König betroffen. – »Ja. Es tut mir sehr leid, es sagen zu müssen; aber ich fühle mich am Hofe Eurer Majestät unglücklich. Ich will zu meiner Familie zurück. O, Sire,« rief sie aus, als sie sah, daß Ludwig sie unterbrechen wollte, »ich bin an Leiden gewöhnt. Schon in frühester Jugend bin ich schlecht behandelt und gedemütigt worden – sagen Sie nicht, das sei übertrieben! Aber damals konnte ich dem unglücklichen Geschick die Schuld geben. Doch jetzt befinde ich mich wieder auf den Stufen eines Thrones, mein Bruder ist wieder König, und durch die Verbindung mit einem französischen Prinzen glaubte ich noch einen Schritt höher zu steigen und auch mein Lebensglück zu finden. Aber ich habe nur einen Mann gefunden, der mich unterjochen, mich zur Sklavin herabdrücken will – und das empört mich. Nun kommen Sie zu mir, Sire! Doch sicher nicht, mich zur Balletprobe einzuladen.Sie wissen alles, was geschehen ist, und wollen dem, was Ihr Bruder an mir getan hat, gar noch königlichen Nachdruck verleihen? O, Sire, ich bitte um die Erlaubnis, nach England zurückzukehren!«
Der König war durch diesen unerwarteten Angriff nicht nur in Verlegenheit gesetzt, sondern völlig entwaffnet. »O, Schwägerin!« rief er, kaum wissend, was er sagen sollte, »Sie nach England zurückzulassen, das ist ja ganz unmöglich. Bedenken Sie das doch! Was hat man Ihnen denn getan?« – Madame lächelte matt; sie wußte, daß sie gesiegt hatte; war doch der König gekommen, um zu fragen: »Was haben Sie meinem Bruder getan?« und nun fragte er statt dessen: »Was hat man Ihnen getan?«
»Was man mir getan hat?« versetzte sie. »Das kann nur eine Frau nachfühlen. Man hat mich weinen gemacht.« Und mit ihren schneeweißen Fingerchen deutete sie auf ihre Augen, die eben noch frohlockend gestrahlt hatten und jetzt sich schon wieder von Tränen trübten. – »Schwägerin, ich bitte Siel« rief der König, sprang hinzu und ergriff diese Hand, die sie ihm zitternd überließ. – »Was man mir getan hat?« fuhr Madame fort. »Zuerst hat man einen Freund meines Bruders, den Lord Buckingham, aus meiner Nähe verjagt – jawohl, verjagt, leugnen
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