Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Beine, Kerl!« – Sie schritten weiter durch die Nacht, stumm und rasch, ein jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Die des Grafen weilten bei dem Fischer, dessen Erscheinung und Stimme ihm bekannt erschienen waren. »Aber es ist ja ganz unmöglich,« sagte er sich. »Wie kann ich auf solch eine alberne Vermutung kommen?«
Nach wenigen Minuten traten sie in die Abtei. Im Innern lag ein Posten von vier Mann, die beim Geräusch von Schritten aufsprangen und ihr »Wer da?« ertönen ließen. Monk gab das Losungswort, und sie schritten unangefochten tiefer hinein in die Trümmer der verfallenen Stätte. Festen Fußes ging Athos, seines Zieles ganz sicher, durch die öden Hallen. Es gab hier keine Tür und kein Fenster mehr. Aus den leeren Löchern und Höhlen flüchteten aufgescheuchte Nachtvögel, vom Licht der Laterne erschreckt. Fledermäuse umflatterten die Eindringlinge, deren Schatten in riesiger Größe an den nackten Flächen der verwitterten Mauern tanzten.Als Monk diese Tiere jetzt erst auffliegen sah, wußte er, daß sich dort drinnen niemand versteckt, daß vor ihnen kein Mensch diese Oedenei betreten hätte. – »Ich werde also mit diesem Manne ganz allein sein,« dachte er bei sich. »Nun, dann will ich es schon mit ihm aufnehmen.« – Athos schritt über Schutthaufen hinweg und stand nun vor der Gruft. – »Wir sind zur Stelle,« sprach er. »Hier ist der Stein.« – »Der Ring daran ist in den Stein eingegossen,« sagte Monk. »Wir müssen einen Hebebaum haben. Hast du ein Messer bei der Hand?« fragte er den Fischer. »Dann schneide die junge Esche dort ab.« Dies geschah. »Bleib dort hinten stehen,« sagte Monk darauf zu dem Manne. »Du darfst mit deinem Licht nicht so nahe heran, wir haben Schießpulver zu Tage zu fördern.«
Der Matrose wich erschrocken zurück. Athos und Monk traten hinter eine Säule. Der Franzose ergriff den Hebebaum, setzte ihn in den Ring und wuchtete mit einem kraftvollen Ruck die Platte in die Höhe. – »Ich danke, Mylord,« sprach er, als Monk ihm helfen wollte. »Ich wünsche nicht, daß Sie mit Hand anlegen an ein Werk, von dem Sie gewiß die Finger lassen würden, wenn Ihnen die Folgen, die es haben wird, bekannt wären.«
Der General stutzte und sah den Grafen an. – »Was meinen Sie damit?« fragte er. – Athos warf einen Blick auf den Fischer und sagte: »Wir sind nicht allein.« – »Ha!« dachte Monk. »Nun, ich will es drauf ankommen lassen, Mann gegen Mann mit ihm zu bleiben.« Darauf rief er dem Matrosen zu, er solle in den Außenhof zurückkehren und seine Laterne da lassen. Der Mann gehorchte. Monk war mit Athos allein.
»In dieser Gruft also soll soviel Geld stecken?« fragte der General, nahm die Laterne und stellte sie hart anden Rand der Oeffnung. – »Ja, General, in fünf Minuten werden Sie nicht mehr daran zweifeln.« – Zugleich schlug Athos mit solcher Kraft auf die Gipsbekleidung, daß sie in Stücke ging. Er faßte die Steine und riß sie los. – »Das ist das Mauerwerk, von dem ich sprach.« – »Ja, aber ich sehe die Fässer noch nicht,« gab Monk zur Antwort. – »Wenn ich einen Dolch hätte,« sagte Athos, »dann würden die Fässer bald zum Vorschein kommen. Leider habe ich alle Waffen in Ihrem Zelte gelassen.« – »Ich würde Ihnen den meinigen geben,« erwiderte Monk, »aber die Klinge ist zu dünn und würde nur abbrechen. Lassen Sie sich den Dolch des Fischers herüberwerfen.« – Athos trat ein paar Schritte vor, bis er in Rufweite des Matrosen war. Gleich darauf klirrte die Waffe auf dem Gestein, und der Graf kehrte zurück. – »Der ist stärker als meiner,« sprach Monk ruhig.
Athos schien nicht zu hören, sondern arbeitete alsbald wieder an den Steinen herum. In wenigen Minuten war aller Gips entfernt, und Monk erblickte zwei Fäßchen. – »Sie sehen, General,« rief Athos, »meine Ahnungen haben mich nicht betrogen. Gott beschützt jede gerechte Sache, und daher war ich der Zuversicht, daß dieser Schatz nicht in unrechte Hände gefallen sei.« – »Sie sind ebenso geheimnisvoll in Worten wie in Taten, Graf,« entgegnete Monk. »Soeben sprachen Sie von den Folgen Ihrer Tat, und jetzt reden Sie von einer gerechten Sache. Was ist das für eine Sache?«
Athos sah General Monk an, als wollte er in der Tiefe seiner Seele lesen. Dann nahm er seinen Hut ab und begann in feierlichem Tone, dem die düstere Umgebung der Ruine noch eine ganz besondere Eindringlichkeit verlieh: »Herr General, als Edelmann spreche ichzum
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