Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Edelmanne. Ich sagte, dieses Geld gehöre mir. Das war die erste Lüge meines Lebens. Ich eile, sie wieder gutzumachen. Dieses Geld gehört vielmehr Karl II., dem vertriebenen König von England.« – Monk erblaßte und zitterte unwillkürlich. – »Ich bin der Letzte,« fuhr der Graf de la Fère fort, »der dem unglücklichen Herrscher die Treue gewahrt hat, und um ihm zu helfen, habe ich den Mann aufgesucht, von dessen Entschluß das Schicksal Englands und seines Königs abhängt, habe mich ihm wehrlos in die Hände gegeben und spreche also zu ihm: Mylord, diese Million ist der letzte Rettungsanker eines Mannes, der Ihr Fürst und König ist. Sie allein haben über sein Schicksal, über seine Zukunft zu entscheiden. Hier vor Ihnen liegt das, was den König retten kann, was Sie aber auch zu seiner völligen Vernichtung benützen können. Wenn Sie verhindern wollen, daß ich mit diesem Gelde zu Karl II. zurückkehre, daß ich ihm die Heimfahrt damit ermögliche, dann stoßen Sie mich nieder, hier ist ein fertiges Grab. Zu jedem andern als Ihnen, Mylord, würde ich sagen: Nehmen Sie dieses Geld als Bezahlung für Ihre Mithilfe. Treten Sie gegen diese Million auf die Seite Karls, werfen Sie Ihre gewichtige Stimme zu seinen Gunsten in die Wage, Ihnen wird das Volk beistimmen. Allein so darf ich zu General Monk nicht sprechen. An einen so ausgezeichneten Charakter muß ich andere Worte richten. Herr General, eine hervorragende Stelle in der Geschichte Ihres Volkes ist Ihnen eingeräumt worden. Wenn Sie nur das Wohl Ihres Vaterlandes im Auge haben, dann müssen Sie dem König helfen, dem einzigen rechtmäßigen König. Dann wird Ihnen der Ruhm zuteil werden, der redlichste, tugendhafteste Mann Ihrer Zeit gewesen zu sein. Siehaben eine Krone in der Hand gehalten und, statt sie auf das eigene Haupt zu setzen, dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Handeln Sie so, Mylord, und Ihr Ruhm bei der Nachwelt wird nicht enden.«
Der Graf schwieg. Monk hatte weder Beistimmung noch Widerspruch erkennen lassen. Sein kaltes, gefühlloses Gesicht veränderte sich nicht. Nach kurzem Schweigen antwortete er: »Herr Graf, Sie sind einer von denen, die Karl I. helfen wollten. Als ich sagte, ich hätte noch nie von Ihnen gehört, sprach auch ich die Unwahrheit. Ich habe vielmehr schon viel von Ihnen gehört, aber ich freue mich, daß ich Sie nach meinem Gefühl, nicht nach meinen Erinnerungen beurteilt habe, daß ich Ihnen Gehör schenkte, statt Sie auf der Stelle gefangenzusetzen. Bisher habe ich noch keine der von Karl II. an mich abgeschickten Personen vorgelassen. Was kümmert mich dieses Phantom von einem König? Er hat hier gekämpft und ist besiegt worden, also ist er ein schlechter Heerführer; er hat Unterhandlungen versucht und keine erfolgreich durchführen können, also ist er auch ein schlechter Diplomat. Er ist in seinem Elend an allen europäischen Höfen hausieren gegangen, also ist er auch kleinmütig und schwach. Er hat sich noch nicht königlich gezeigt, keine edle große Tat hat der Geist gezeitigt, der eines der größten Länder der Erde regieren soll. Ich kenne Karl Stuart also nur von einer sehr unvorteilhaften Seite. Soll ich ihm deshalb huldigen, weil er der Sohn Karls I. ist? Den hat das Volk vom Thron gestoßen, weil ihm die Tugenden eines Königs fehlten. Nun wohl, dieser Sohn möge mir zeigen, daß er eben jene Tugenden besitzt; er offenbare mir sein Genie, seinen Mut. Von ihm als dem Sproß eines solchen Geschlechts muß man mehr fordernals von andern Sterblichen. Bringen Sie ihm diese Million. Sie soll für mich ein Prüfstein sein, und ich werde sehen, wie er das Geld anwendet. Bis jetzt will ich ihn ja schließlich nicht ganz verdammen. Nein, gewiß nicht! Sie haben sehr Recht, wenn Sie sagen, ich verfolge nur das Wohl meines Vaterlandes. Ja ich erkläre Ihnen sogar, wenn das Parlament mir heute Befehl erteilte, Karl II. als König zu empfangen, so würde ich –«
»So würden Sie gehorchen?« rief Athos freudig. – »Entschuldigen Sie,« versetzte Monk lächelnd. »Wo hatte ich alter Graukopf nur meinen Verstand? Hätte ich doch beinahe eine jugendliche Torheit gesagt!« – »Sie würden also nicht gehorchen?« fragte Athos. – »Das sagte ich auch nicht, Graf. Das Wohl des Vaterlands über alles! Wenn das Parlament mir einen solchen Befehl erteilte, so würde ich mich bedanken. Doch gestatten Sie nun auch mir eine Frage. Wenn Sie Karl Stuart diese Million bringen, welchen Rat werden Sie ihm
Weitere Kostenlose Bücher