Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
geschehen, Majestät.« – »Unmöglich, Mann! Ichsage Ihnen, ich dulde es nicht!« rief der König mit Entschiedenheit.
D'Artagnan sah fast verblüfft auf. Die Wendung die das Gespräch genommen hatte, entsprach nicht seinen Befürchtungen. Er harrte mit Spannung, was der König ihm wohl zu sagen hätte. – »Chevalier,« fuhr Ludwig fort, »es ist jetzt alles anders geworden.« – »Das ist es,« war die Antwort des ehemaligen Musketiers, »und ich wünsche Eurer Majestät Glück dazu. Aber ich bin kein Staatsmann. Ich sehe nur eins: Mazarins Regierung ist vorbei, nun wird die der Finanzkünstler angehen. Die haben das Geld in Händen. Eure Majestät wird keins zu sehen bekommen.«
Es klopfte an die Tür und Colbert trat mit einem Aktenbündel herein. – »Entschuldigen Sie mich auf einen Augenblick, Chevalier,« sprach der König. »Ich habe mit dem Herrn hier zu reden. Sie kennen sich doch beide, wie?« – Die beiden Männer sahen sich an: d'Artagnan mit offnem, funkelndem Auge; Colbert mit zusammengekniffenen Lidern. – »Aha, das ist der Herr, der das schöne Wagstück in England vollführt hat,« sagte der Staatsmann. – »Und das ist Herr Colbert,« sagte der Gaskogner, »der den Schweizern die Silbertressen entzogen hat. Eine lobenswerte Sparsamkeit!«
»Nun, Colbert,« fragte der König, »ist die Untersuchung beendet? Wie ist das Resultat?« – »Es ist auf Einziehung der Güter und auf Todesstrafe erkannt worden,« antwortete Colbert. – »So!« sagte Ludwig, sehr befriedigt. »Es handelt sich um gewissenlose Finanzpächter, Chevalier,« wendete er sich mit Hoheit und scharfer Betonung an d'Artagnan, »die mich jahrelang betrogenhaben und die ich nun vor Gericht stellen ließ.« – Der Chevalier machte kein Hehl aus seiner Verblüffung. Im selben Moment aber sagte Colbert: »Majestät, die Sache hat ihre Schwierigkeiten, und vielleicht ist die Strafvollziehung ganz unmöglich. Die beiden Verurteilten sind gute Freunde einer sehr hochstehenden Person, und ein Angriff gegen die Finanzpächter ist zugleich ein Angriff gegen das Finanz-Ministerium.« – Ludwig errötete; er sah d'Artagnan an und glaubte in dessen Gesicht ein leises Lächeln der Ironie zu erkennen. Sofort ergriff er die Feder und unterschrieb die beiden Urteile.
»Herr Colbert,« sagte er streng, »wenn Sie künftig von Geschäften mit mir reden, so streichen Sie das Wort Schwierigkeit aus Ihren Vorschlägen. Das Wort Unmöglichkeit will ich überhaupt nicht mehr hören. Auf welchen Betrag belaufen sich die Konfiskationen?« – »Auf fünf Millionen, Majestät.« – »Folglich sind jetzt in meiner Privatschatulle?« – »Insgesamt 18 Millionen,« antwortete Colbert. – »Alle Wetter!« dachte d'Artagnan, »das ist 'ne hübsche Summe.« – »Haben Sie an Seine Majestät den König von England schon gemeldet, daß ich in die Vermählung seiner Schwester Henriette mit meinem Bruder willige?« – Dies war längst geschehen, und der König fragte nur, um unter der Hand d'Artagnan davon in Kenntnis zu setzen. Colbert verneigte sich stumm, und der König entließ ihn.
»Nun wieder zu unserer Sache!« fuhr der König fort, als wenn nichts vorgefallen wäre. »Sie haben gesehen, es ist manches anders geworden. Sie sagten in Blois, Sie seien nicht reich.« – »Jetzt bin ich es, Majestät.« – »Ja, doch das kümmert mich nicht. Sie leben von Ihrem Gelde, nicht von meinem. Und kurz und gut,wären Sie mit einem Jahressolde von 20 000 Livres zufrieden –?« – D'Artagnan machte große Augen. – »Wozu noch vier Pferde geliefert und außerordentliche Zuschüsse je nach Bedürfnis gewährt werden sollen?« fragte Ludwig weiter, »oder würden Sie es vorziehen, gegen einen höheren Gehalt alle Kosten auf sich selbst zu nehmen? In diesem Falle würden wir sagen, 40 000 Livres jährlich?« – »Majestät!« – »Sie sind erstaunt – das habe ich erwartet. Ihre Antwort?« – »20 000 jährlich ist sehr viel –« – »Sie wären also damit zufrieden? Gut! es ist auch besser, die einzelnen Ausgaben bei besonderen Anlässen von Fall zu Fall anzurechnen. Darüber setzen Sie sich dann mit Colbert auseinander. Hier ist Ihr Bestallungsbrief. Sie sind General-Kapitän der Musketiere am Hofe des allerchristlichsten Königs – und Sie wissen, daß über diesem Range nur noch der Marschall steht. Kein Wort, Chevalier! Sie treten Ihren neuen Dienst sogleich an. Seit Ihrer Abreise herrscht sowieso keine Mannszucht mehr unter den
Weitere Kostenlose Bücher