Die drei Sinfonie der Angst drei Fragezeichen
Extraordinär, exzessiv und herrlich exzentrisch!«
Peter unterdrückte einen Seufzer. Er mochte es nicht, wenn sich Leute so gestelzt ausdrückten. Bei jemandem wie Justus hätte er sicherlich eine Bemerkung fallen lassen, aber den angeschlagenen Mr Kappelhoff wollte er nicht noch zusätzlich verunsichern.
»Was denn genau für Instrumente?«, erkundigte sich Bob mit echtem Interesse.
»Besondere Instrumente.«
»Inwiefern?«
»Was weiß ich. Es sind eben keine normalen Geigen oder Trompeten.« Mr Kappelhoff überlegte einen Augenblick. »Und die Musiker selbst sind auch alles andere als gewöhnlich. Wer bei den Colorphonikern mitspielen will, muss nicht nur ein absolutes Gehör haben, sondern auch sonst bereit sein, Musik mehr als nur akustisch zu begreifen.« Er machte eine ausladende Handbewegung und stieß dabei fast ein Radio von einem Regal. »Wer sich auf die Musik der Colorphoniker einlässt, erlebt diese auch visuell, taktil oder sogar olfaktorisch.«
»Das klingt toll.« Peter gab sich Mühe, ehrlich zu klingen. In Wahrheit konnte er sich unter Kappelhoffs Beschreibungen kaum etwas vorstellen. So schnell wollte der Zweite Detektiv jedoch nicht aufgeben. Er dachte über das Gesagte nach. Visuell bedeutete, dass man etwas sehen konnte – in diesem Fall anscheinend die Musik. Der Zweite Detektiv hatte eine dumpfe Ahnung, dass die Worte taktil und olfaktorisch auch etwas mit Empfindungen zu tun hatten. Zum Glück fasste Justus Kappelhoffs Worte kurz zusammen: »Das bedeutet, dass diese spezielle Art der Musik alle menschlichen Sinneanspricht – man kann sie hören, sehen, spüren und sogar riechen.«
Der Mann sah dankbar zu Justus auf. »Du hast es begriffen, Junge! Genau so funktioniert das Prinzip der Colorphoniker.«
»Einerseits sind Ihnen die Instrumente nicht bekannt, andererseits haben Sie sich allem Anschein nach doch sehr intensiv mit diesem Orchester beschäftigt«, sagte der Erste Detektiv nachdenklich. »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Colorphoniker Sie nicht nur privat interessieren?«
Raymondo Kappelhoff nickte eifrig. »Du bist ein guter Beobachter! Allerdings arbeite ich nicht in der Musikbranche.«
Plötzlich wusste Justus wieder, weswegen ihm der Name des Mannes bekannt vorgekommen war: Er hatte über ihn gelesen! »Sie sind Regisseur drüben in Hollywood!«
»Das stimmt«, gab Kappelhoff zu. »Weltbekannt bin ich noch nicht, aber ich habe immerhin eine treue Fangemeinde und mein nächstes Projekt könnte ein Erfolg werden.«
»Hat das Projekt denn mit den Colorphonikern zu tun?«, wollte Bob wissen.
»Gewissermaßen schon. Ich bin auf der Suche nach einem passenden Ensemble. Einem Orchester, das die mysteriöse Stimmung meines Films perfekt unterstreichen kann.«
»Und da sind Sie auf die Colorphoniker gestoßen.«
»Genau so ist es. Nach einigen Gesprächen habe ich dann endlich auch eine Einladung zu einer Probe des neuen Programms erhalten. Ich war begeistert, denn bislang haben die Colorphoniker eine absolute Faszination auf mich ausgeübt!«
»Bislang. Doch jetzt ist es anders?«
Kappelhoff zögerte kurz. »Nun, ich bin immer noch fasziniert. Aber auch beunruhigt. Es war ganz merkwürdig. Bei einem offiziellen Konzert vor einem halben Jahr habe ich nur ganz leichte Empfindungen erlebt, die durch bestimmte Schwingungen ausgelöst werden. Es waren ganz subtile Gefühle. Aber dieses Mal war es anders. Die Musik war böse! Sie hat mir wehgetan, mir Angst gemacht und mich körperlich geschwächt. Es war, als würde sie mich krank machen. Dann bin ich zusammengebrochen.«
»Haben Sie danach einen Arzt aufgesucht?«, fragte Justus. »Vielleicht hatte Ihr Problem nichts mit der Musik zu tun.«
»Glaub mir, es war die Musik! Ich wollte danach nur weg von den Colorphonikern und habe noch im Taxi bei einem Bekannten angerufen.«
»Ein Arzt wäre sicherlich die bessere Wahl gewesen.«
»Mitnichten! Mein Bekannter ist in jeder Hinsicht ein Experte! Er hat mich bei einem Film über eine geheimnisvolle Geige beraten. Außerdem hat Mr Charkov selbst schon unheimliche Erfahrungen mit Musik gemacht.«
»Welch ein Zufall. Mr Charkov kennen wir auch, Sir«, stellte Justus überrascht fest. »Wir haben vor einiger Zeit einen Fall in seiner Villa gelöst.«
»Das weiß ich«, sagte der Regisseur. »Seine Tochter Jelena hat mir am Telefon von euch erzählt und mir nahegelegt, eure Dienste in Anspruch zu nehmen. Sie meinte, ihr würdet auch ungewöhnliche
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