Die drei Steine der Macht
ansetzen wollte, hielt inne und schüttelte verwirrt den Kopf. Max zielte erneut und verfehlte den Zauberer um Haaresbreite. Der zischte erbost auf und festigte den Griff um die Steine wieder. Der Drache bäumte sich brüllend auf. Max duckte sich noch rechtzeitig hinter seinem Felsblock und spürte, wie sich seine Haare in der Hitze kräuselten. So kam er nicht weiter.
Dreifuß sah Max geduckt hinter dem Felsblock sitzen, den Drachen über ihm. Der Zauberer brachte mit tödlicher Konzentration die Steine in seiner Hand zum Glühen und den Drachen weiter dazu, Feuer zu spucken. Das Tier widersetzte sich dem Zauberer mit all seiner Kraft, so dass dieser seine ganze Konzentration brauchte, um es im Zaum zu halten. Dreifuß drehte sich um und sah in die angespannten Gesichter seiner Leute. Mimbelwimbel hatte bereits ein langes Messer gezogen, und auch Anemone hatte einen dicken Stock in der Hand. Die beiden waren bereit, loszustürmen, um Max zur Seite zu stehen, mit oder ohne Dreifuß und seinen Leuten. Dreifuß verständigte sich mit seinen Leuten nur durch einen Blick und ein Nicken.
„Schreit so laut, wie ihr könnt! Wir müssen ihn ablenken!“
Von seinem dürftigen Schutz aus sah Max entsetzt zu, wie seine Freunde laut schreiend aus der Seitenstraße auf den Marktplatz stürmten. Die Konzentration des Zauberers schwankte, und der Drache hörte auf, Feuer zu spucken. Entgeistert starrte Agilwardus auf die kleine Gruppe, die lärmend auf ihn zurannte. Er hielt die Steine in die Luft und schrie geifernd:
„Tötet sie!“
Gestalten hoben sich von den Dächern und glitten auf sie zu. Windreiter landeten und stellten sich Anemone, Mimbelwimbel und Dreifuß in den Weg. Augenblicklich waren Max´ Freunde in Zweikämpfe verwickelt. Der Drache brüllte, während er versuchte, sich aus dem Bann des Zauberers zu befreien, der sich nun nicht mehr voll und ganz auf ihn konzentrierte.
Agilwardus stand nun völlig neben sich. Er sprang auf und nieder, während er die Windreiter antrieb. Er hatte Max anscheinend völlig vergessen. Neben dem Brüllen des Drachen hörte Max auch Kampfgeräusche, die aus dem Rathaus kamen. Das mussten die Windreiter sein, die den Aufstand gewagt hatten. Max wandte seine Aufmerksamkeit wieder Agilwardus zu, der wie von Sinnen brüllte:
„Tötet sie. Kämpft, ihr Missgeburten, oder ich lasse eure Frauen und Kinder töten, wie ich ihre habe töten lassen!“
Wen er meinte, war klar. Max richtete sich hinter seinem Felsblock auf und rief:
„Hast du sie wirklich töten lassen?“ Er lud einen neuen Stein in seine Schleuder. „Vielleicht haben sie sich längst befreit. Viele Wachen kannst du ja nicht zurückgelassen haben! Und woher sollten sie von deinem Tötungsbefehl wissen?“
Das Kampfgeschehen erlahmte zusehends. Die Windreiter ließen ihre Waffen sinken und blickten von Max zum Zauberer. Der kreischte:
„Kämpft! Tötet sie!“
Er hielt die Steine fest in seiner Hand, aber seine Besessenheit behinderte seine Konzentration. Max sah seine Chance.
„Ja!“, rief er, „wie willst du ihnen den Befehl gegeben haben? In Gedanken hast du dich ja wohl nicht mit ihnen verständigt, sonst hättest du ja auch gewusst, dass dein Bruder tot und wann und wie er gestorben ist. Du hast es aber erst erfahren, als du auf der Insel warst. Wie also willst du sie benachrichtigt haben? Mit Briefvögeln oder einem Boten?“
Es war sehr still. Der Zauberer stand wie erstarrt da. Max hatte richtig geraten. Den Windreitern schien aufzugehen, dass der Zauberer nichts gegen sie in der Hand hatte, um sie zu bedrohen. Sie versuchten, die letzte Benommenheit abzuschütteln, aber Agilwardus hob erneut die Steine und verzog das Gesicht vor Anstrengung, die Kontrolle über sie wiederzuerlangen. Langsam, wie Marionetten, hoben die Windreiter ihre Waffen. Max richtete sich komplett auf, zielte und traf den Zauberer am Kopf. Der taumelte benommen ein paar Schritte zurück. Ohne zu überlegen, zog Max sein Messer aus seinem Stiefel, war mit ein paar Sätzen bei Agilwardus und stieß ihm das Messer bis zum Heft in die Brust. Von der Wucht des Stoßes mitgerissen, fiel der Zauberer rücklings zu Boden. Die Steine fielen ihm aus der Hand und hörten zu leuchten auf.
Die Kämpfe kamen zum Stillstand. Max ging schwer atmend neben dem auf dem Pflaster liegenden Zauberer in die Hocke. Die beiden Steine hatten sich zu einem verbunden, aber die Ketten waren noch an ihnen befestigt. Der Zauberer hatte sich die Ketten um das
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