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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Buches immer mehr zunimmt. »Auf der Ebene des Menschlichen drohte jederzeit der Absturz. Ebensogut konnte man jedoch auch auffahren; jeder Aspekt, jede Sequenz der Realität barg beide Möglichkeiten in sich, jederzeit.«
    5) Die Can-D- Verwandlung als religiöse Erfahrung im Sinne der Transsubstantiation, dem Wunder von Brot und Wein (S. 50-66, pass.) Die Frage, in der die Kolonisten sich nicht einig sind, lautet: Werden wir tatsächlich zu Pat und Walt, gelangen wir auf eine frühere Erde, oder kommt es uns nur so vor? Ist es eine Illusion oder ein Wunder? Die Variationen über den von Sam und Fran begangenen Ehebruch – wenn wir es in der Illusionswelt treiben (in anderer Leute Körper), ist es dann eine Sünde? – sind amüsant und in vielerlei Hinsicht raffiniert. Das Ende des Kapitels – sie kommen auch in der realen Welt zusammen, stehen jedoch, wie Sam betont, nach wir vor unter dem Einfluß der Droge – bietet eine wunderbare Auflösung des ganzen Hin und Her. Hier gilt es wiederum zu unterscheiden zwischen dem Märchen-/Unterhaltungs-/Anspruchsaspekt und den etwas tiefer gehenden, verunsichernden Eigenschaften des Romans. Letztere kommen hier zwar noch nicht voll zum Tragen; doch kündigen sie sich bereits an in der konzentrierten Auseinandersetzung mit der Transsubstantiation als Schlüsselproblem, als Weiterführung der Frage: »Was ist real?« Der nahtlose Übergang von Frans Bemerkung: »Ich finde, wir sollten (sexuell) enthaltsam bleiben. Um die (religiöse, spirituelle) Erfahrung der Kommunikation nicht zu beflecken«, zu der vollkommen materialistischen Feststellung: »Er war Walt. Er besaß ein Jaguar-XXB-Sportschiff ...« (währenddessen spielt sie mit einem miniaturisierten Zobelmantel) ist komisch und zugleich wichtig für die (unbewußte?) Aussage des Romans: daß eine Wechselwirkung zwischen Spiritualität und Habgier besteht, die uns in eine Welt entführt, wo das Göttliche und das Böse in realer Gestalt existieren.
    Es ist seltsam – und bezeichnend –, daß sowohl der Schlemihl Barney Mayerson – erst trennt er sich von seiner Frau, um seine Wohnung behalten zu können, dann hortet er seinen Schmerz und seine Schuldgefühle wie Gold und Diamanten – als auch die religiöse Fanatikerin Anne Hawthorne für Eldritchs Versuchungen weitaus empfänglicher sind als der kapitalistische Ausbeuter Leo Bulero, der auf seinem Privatsatelliten einen Harem unterhält etc. Vielleicht möchte Dick uns sagen, daß man, um dem Teufel zu widerstehen, besser zum Sünder wird als zum Heuchler, daß Reinheit und Demut geistige Tugenden sind, daß ein Reicher trotzdem in den Himmel kommen (oder dem Teufel auf der Erde ein Schnippchen schlagen) kann.
    (Das Problem ist, daß wir es hier keineswegs mit einer simplen religiösen Allegorie zu tun haben. Dicks instinktive Fremdenangst steht dem entgegen, was die ganze Sache ungleich interessanter macht. Palmer Eldritch ist nämlich nicht nur das Böse, sondern in gewissem Sinne auch Gott; die entscheidende Tatsache [in bezug auf Leos Rolle als Held] ist jedoch, daß Eldritch ein Alien ist, kein Mensch. Gott ist nicht menschlich. Wenn es um uns und die anderen geht, ist Gott die anderen. Gott steht auf der anderen Seite.)
    Ab S. 99 geschieht so viel, daß ich die Ereignisse unmöglich der Reihe nach erörtern kann. Das ist zwar nicht untypisch für Dicks Romane, doch Palmer Eldritch erreicht eine außergewöhnlich hohe Fluchtgeschwindigkeit. Und mir geht es hier nicht um die Frage, was in dem Buch passiert, wie gut es ist oder was uns der Autor damit sagen will, sondern mich interessiert in erster Linie, wie es funktioniert. Wie stellt Dick es, vor allem in dieser Geschichte an, daß sich das Buch derart verselbständigt und den Leser und jegliche Realität mit sich reißt? Welches Zauberwort hat Dick gemurmelt, welche Drogen hat er genommen, um diese Kraft zu entfesseln?
    Zitat (aus dem Rolling-Stone- Artikel): »Wir unterhielten uns über Phils Bücher. PKD: ›Ich habe eine kleine Leinwand im Kopf, und darauf sehe ich meine Figuren.‹ PW: ›Das heißt, sie sind real.‹ PKD: ›Nein, sie sind klein, Paul, sie sind ungefähr so groß. Das wurde mir erst klar, als ich das Drehbuch schrieb, wo ich in Bildern denken mußte, und da merkte ich, daß ich das gar nicht brauchte, weil ich es ohnehin tat, ich konnte überhaupt nicht anders. Das ging so weit, daß ich buchstäblich den Kopf hob und aufblickte, ich tippte tippte tippte, und plötzlich hob ich den

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