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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hingegen komme aus einer anderen Zeit. Verstehen Sie?«
    »Mhm«, murmelte Felix Blau.
    »Sehen Sie nur, meine Doppelbirne, meine riesige Stirn; ich bin ein Knallkopf! Und die Schwarte, sie bedeckt nicht nur den Schädel, sondern den ganzen Körper. In meinem Fall hat die Therapie tatsächlich angeschlagen. Also geben Sie die Hoffnung nicht auf. Vertrauen Sie auf mich.«
    »Ist gut, Leo.«
    »Haben Sie Geduld. Es wird noch einiges passieren. Und denken Sie daran: Auch wenn ich Sie aus einem Paar künstlicher Jensen-Luxvideo-Augen ansehe, hier drin bin ich ganz der alte. In Ordnung?«
    »In Ordnung«, sagte Felix Blau. »Wie Sie meinen, Leo.«
    »›Leo‹? Warum nennen Sie mich eigentlich dauernd Leo?«
    Felix Blau krallte die Finger in die Lehnen, richtete sich auf und sah ihn flehend an.
    »Denken Sie nach, Leo. Um Himmels willen, denken Sie nach.«
    »Ach, ja.« Er nickte ernüchtert; er fühlte sich gedemütigt. »Tut mir leid. Ich hatte einen kleinen Blackout. Ich weiß, was Sie meinen; ich weiß, wovor Sie Angst haben. Aber das hatte nichts zu bedeuten.« Er setzte hinzu: »Ich werde daran denken. Ich werde es nicht wieder vergessen. Großes Ehrenwort.« Er nickte feierlich.
    Das Schiff schoß unaufhaltsam auf die Erde zu.

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Nachwort

    »Wenn Sie beim Kragen gepackt und ordentlich durchgeschüttelt werden möchten, lesen Sie Die drei Stigmata des Palmer Eldritch«, schrieb 1975 jemand im Rolling Stone 1 . Um ehrlich zu sein, dieser Jemand war ich. Seither ist viel zuviel über Philip K. Dick und seine Romane geschrieben worden, aber das soll mich nicht erschrecken. Ich möchte nur gleich zu Anfang darauf hinweisen, daß meine Ausführungen die – erste, zweite oder fünfte – Lektüre von Die drei Stigmata des Palmer Eldritch (1964) keinesfalls ersetzen können. Über außergewöhnliche Romane zu schreiben, macht zwar Spaß, aber das ist nichts im Vergleich dazu, was man beim Lesen des Buches erlebt. Denn mit der Literaturkritik verhält es sich wie mit zwei Liebenden, die einander fragen, ob sie gekommen sind, und danach lang und breit darüber diskutieren.
    So weit, so gut. Zweck dieses Textes ist es, eine Frage zu stellen. Die Frage lautet: Wie heißt der Tiger?
    Palmer Eldritch hat gute Aussichten, als einer der wichtigeren Romane der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Literaturgeschichte einzugehen. Er zählt ohne Frage zu Philip K. Dicks besten und beliebtesten Büchern. Seine Lektüre hat bei vielen Lesern einen so starken Eindruck hinterlassen, daß er zu einer Art Mythos geworden ist. Philip K. Dick ist dafür bekannt, daß er sich in der Hauptsache mit der Frage nach der Authentizität der Wirklichkeit beschäftigt, und Palmer Eldritch ist das Nonplusultra in dieser Richtung. Und da er sich darin über weite Strecken mit den durch die Einnahme bewußtseinsverändernder Chemikalien hervorgerufenen zwiespältigen Auswirkungen auf die subjektive bzw. objektive Realität auseinandersetzt, wird Palmer Eldritch oftmals als »der LSD-Roman schlechthin« bezeichnet. Und tatsächlich beschreibt er die Erfahrung eines psychedelischen Trips mit geradezu unheimlicher Genauigkeit. Doch, wie der Autor gern erzählt 2 , schrieb er das Buch vor seinen ersten Experimenten mit psychedelischen Drogen. Die Schilderungen der durch Halluzinogene veränderten Realität sind also nicht aus der Erfahrung, sondern aus der Intuition heraus entstanden. Dies ist ein nützlicher Anhaltspunkt.
    Palmer Eldritch ist ein Buch, das sich quasi von selbst geschrieben hat. (»Nicht nur, daß ich den Roman beim besten Willen nicht verstehe«, notierte Dick 1964 in einem Brief an einen Freund, »ich kann ihn noch nicht mal lesen. Was nicht heißen soll, daß er nichts taugt; im Gegenteil. Aber ich habe nicht den leisesten Schimmer, worum es darin geht. Im Augenblick zumindest nicht. Beim Schreiben ging es mir von der ersten Seite an wie mit dem Ende von ›MITHC‹. In diesem Fall hat mein Unbewußtes die ganze Arbeit geleistet.« 3 ) Mehr noch als in seinen anderen wilden, temporeichen Epen packte Philip K. Dick einen Tiger beim Schwanz und klammerte sich aus Leibeskräften daran fest, bis das Buch beendet war. Wobei Tiefe und Verzweiflung seines Kampfes auf jeder Seite deutlich zutage treten. In dieser Zügellosigkeit liegt der Schlüssel zur Größe des Romans. Doch was treibt dieses Buch, was läßt es den Erwartungshorizont sowohl des Autors als auch des Lesers überschreiten? Wir spüren die Kraft der

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