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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sagte Barney nach einer Weile.
    »He, Palmer«, rief Leo; seine Stimme überschlug sich wie die eines angsterfüllten Kindes. »He, wissen Sie, was? Ich gebe auf; endgültig und ein für allemal.«
    Der Teppich unter seinen Füßen verfaulte und wurde zu schlammigem Morast, der lebte, sproß und grüne Fasern trieb; was da wuchs, war Gras. Dann gaben Wände und Decke nach und zerfielen zu feinem Staub; die Partikeln regneten lautlos zu Boden, wie Asche. Und über ihm erschien der kühle, blaue Himmel, unverändert.
    Monica saß mit ihrem Stock im Schoß und Dr. Smile neben sich im Gras. »Ich habe mir gedacht, daß Sie auf Mr. Mayerson lieber verzichten würden. Deshalb habe ich ihn mitsamt dem Rest Ihrer Schöpfung eliminiert. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne.« Sie hob den Kopf und lächelte Leo freundlich an.
    »J-ja«, bestätigte Leo mit erstickter Stimme. Er blickte sich um und sah wieder nur die grüne Ebene; selbst der Staub, in den sich der Firmensitz und die Angestellten von P. P. Layouts aufgelöst hatten, war verschwunden, bis auf eine matte Schicht an seinen Händen und seinem Jackett; automatisch klopfte er sich ab.
    »›Denn aus Staub bist du gemacht, o Mensch‹«, zitierte Monica, »›und Staub sollst du ...‹«
    »Schon gut!« brüllte Leo. »Ich hab’s kapiert; Sie brauchen mir das nicht dauernd unter die Nase zu reiben. Dann war es eben alles irreal; na und? Ich habe schon verstanden, Eldritch; Sie können hier tun und lassen, was Sie wollen, und ich bin nichts, nur ein Phantom.« Voller Haß gegen Palmer Eldritch dachte er: Wenn ich jemals hier rauskomme, wenn ich dir entwischen kann, du Schwein ...
    »Na, na, na«, sagte das Mädchen, und seine Augen tanzten. »Ich verbitte mir solche Ausdrücke; nicht in meiner Gegenwart, das lasse ich mir nicht bieten. Ich werde Ihnen zwar nicht verraten, was ich mit Ihnen zu tun gedenke, wenn Sie so weitermachen, aber Sie kennen mich ja, Mr. Bulero. Nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Leo. Er trat ein paar Schritte beiseite, zog sein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und aus der kleinen Vertiefung unterhalb des Adamsapfels, wo man sich so schlecht rasieren konnte. Lieber Gott, dachte er, hilf mir. Bitte! Und wenn du mir hilfst, wenn du in diese Welt eingreifen kannst, dann tue ich alles, was du willst; ich habe keine Angst, nein, mir ist übel. Das wird meinen Körper umbringen, auch wenn es nur ein ektoplasmatischer Phantomkörper ist.
    Er beugte sich vornüber und erbrach sich ins Gras. Es schien ewig zu dauern, doch danach war ihm besser; mit Mühe gelang es ihm, sich umzudrehen und langsam zu dem Mädchen mit dem Koffer zurückzugehen.
    »Zur Sache«, sagte das Kind geradeheraus. »Ich werde Ihnen jetzt erklären, wie ich mir die Geschäftsbeziehungen zwischen Ihrer und meiner Firma vorstelle. Wir benötigen Ihr hervorragendes Werbesatellitennetz, Ihr mit den modernsten Interplanschiffen ausgestattetes Transportsystem und Ihre Gott weiß wie großen Plantagen auf der Venus; wir wollen alles, Bulero. Wir werden unsere Flechte dort anbauen, wo Sie jetzt Ihr Can-D anbauen, sie mit denselben Schiffen verschiffen, sie von denselben geschulten und erfahrenen Pushern unter die Kolonisten bringen lassen und Profis wie Allen und Charlotte Faine für die Werbung engagieren. Can-D und Chew-Z werden nicht miteinander konkurrieren, weil nur eines von beiden Produkten übrigbleiben wird, nämlich Chew-Z; und Sie geben demnächst Ihren Rücktritt bekannt. Haben wir uns verstanden, Leo?«
    »Ja«, sagte Leo. »Hundertprozentig.«
    »Dann sind wir uns also einig?«
    »Allerdings«, sagte Leo. Und stürzte sich auf das Mädchen.
    Er schloß die Hände um ihren Hals und drückte ihr die Kehle zu. Sie starrte ihm ins Gesicht, mit steinerner Miene und leicht verzerrtem Mund, jedoch ohne ein Wort, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich zu wehren, ihn zu kratzen oder zu entkommen. Er ließ nicht locker, sondern drückte weiter zu, so lange, daß es schien, als wären seine Hände an ihr festgewachsen, auf alle Ewigkeit an ihrem Hals erstarrt, wie die knorrigen Wurzeln einer alten, kranken, aber zählebigen Pflanze.
    Als er von ihr abließ, war sie tot. Ihr lebloser Körper sackte vornüber, drehte sich auf eine Seite und fiel rücklings ins Gras. Kein Blut. Keinerlei Anzeichen eines Kampfes, nur ihr Hals war von einem dunkel gefleckten schwärzlichen Rot.
    Er stand auf und dachte: Na, hab ich’s geschafft? Wenn er, sie oder es hier stirbt, ist

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