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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ihm. »Warten Sie’s ab. Sie werden schon sehen, wohin das führt.«
    Leo stieg die Treppe hinauf und trat durch den leuchtenden Reifen.
    Er stand in blendendes, glühendheißes Sonnenlicht getaucht; eilig lief er von der offenen Straße in den Schatten eines nahegelegenen Hauseingangs.
    Ein Jet-Taxi hatte ihn erspäht und stieß zwischen den gewaltigen Wolkenkratzern zu ihm herab: »Taxi, Sir? Kommen Sie, steigen Sie ein; es ist fast Mittag.«
    Krampfhaft nach Atem ringend, sagte Leo: »Ja, danke. Bringen Sie mich zu P. P. Layouts.« Mit zitternden Knien stieg er ein, ließ sich erschöpft zurücksinken und füllte seine Lungen keuchend mit der kühlen Luft, für die der Antithermalschirm des Taxis sorgte.
    Das Taxi hob ab. Kurze Zeit später ging es auf dem eingezäunten Landeplatz der Firmenzentrale nieder.
    Im Vorzimmer seines Büros angekommen, beauftragte er Miss Gleason: »Rufen Sie Mayerson zu mir. Bringen Sie in Erfahrung, weshalb er nichts unternommen hat, um mich zu retten.«
    »Sie zu retten?« gab Miss Gleason konsterniert zurück. »Was war denn los, Mr. Bulero?« Sie folgte ihm in sein Büro. »Wo sind Sie gewesen, und was heißt hier ...«
    »Holen Sie Mayerson.« Voller Erleichterung setzte er sich an seinen wohlvertrauten Schreibtisch. Zum Teufel mit Palmer Eldritch, dachte er und holte seine geliebte englische Bruyèrepfeife und die Halbpfunddose Sail-Tabak, eine holländische Cavendish-Mischung, aus der Schublade.
    Er steckte sich gerade eine Pfeife an, als die Tür aufging und Barney Mayerson eintrat; er wirkte schüchtern und abgespannt.
    »Ich höre«, sagte Leo. Er paffte energisch an seiner Pfeife.
    »Ich ...«, sagte Barney. Er warf Miss Fugate, die nach ihm hereingekommen war, einen flehentlichen Blick zu; dann wandte er sich zu Barney um und sagte hilflos gestikulierend: »Wenigstens sind Sie wieder da.«
    »Natürlich bin ich wieder da. Ich habe mir eine Treppe hierher gebaut. Wollen Sie mir nicht erklären, weshalb Sie nichts unternommen haben? Offensichtlich nicht. Aber wie Sie sehen, habe ich es auch ohne Sie geschafft. Ich weiß jetzt, was es mit diesem Chew-Z auf sich hat. Wie ich mit Fug und Recht behaupten darf, hält es einem Vergleich mit Can-D in keiner Weise stand, da die durch die Droge hervorgerufene Halluzination sich unschwer als solche erkennen läßt. Und jetzt zum Geschäftlichen. Eldritch hat Chew-Z der UN unter dem Vorwand verkauft, daß es echte Reinkarnationen induziert, was der religiösen Überzeugung der Mehrheit aller führenden Mitglieder der Vollversammlung und nicht zuletzt auch der dieses indischen Stinktiers Hepburn-Gilbert entspricht. Und das ist glatter Betrug, weil Chew-Z diesem Anspruch nicht gerecht wird. Aber das Schlimmste an Chew-Z sind seine solipsistischen Eigenschaften. Mit Can-D durchlebt man eine genuine interpersonale Erfahrung, insofern als die anderen Grubenbewohner ...« Er hielt verwirrt inne. »Was haben Sie, Miss Fugate? Was glotzen Sie denn so?«
    »Entschuldigen Sie, Mr. Bulero«, murmelte Roni Fugate, »aber unter Ihrem Schreibtisch sitzt ein Tier.«
    Leo bückte sich und spähte unter seinen Schreibtisch.
    Ein Ding hatte sich zwischen Schamblende und Fußboden gezwängt und sah ihn aus starren grünen Augen an.
    »Komm raus da«, rief Leo. »Barney, holen sie mir einen Zollstock oder einen Besenstiel.«
    Barney ging hinaus.
    »Verdammt noch mal, Miss Fugate«, sagte Leo und sog nervös an seiner Pfeife. »Ich mag gar nicht daran denken, was das da unten ist. Und was es zu bedeuten hat.« Denn es bedeutete womöglich, daß Eldritch – im Körper der kleinen Monica – recht behalten hatte: Warten Sie’s ab, hatte sie gesagt. Sie werden schon sehen, wohin das führt.
    Das Ding flitzte unter dem Schreibtisch hervor und lief zur Tür. Es zwängte sich unter der Tür hindurch und war verschwunden.
    Es war noch schlimmer als die Klucken. Das hatte er deutlich gesehen.
    »Tja, das wäre erledigt«, sagte Leo. »Entschuldigen Sie, Miss Fugate, aber Sie können ruhig in Ihr Büro zurückgehen; es hat keinen Sinn, darüber zu diskutieren, welche Maßnahmen wir ergreifen sollen, wenn Chew-Z demnächst auf den Markt kommt. Denn ich rede ins Leere; ich sitze hier und plappere vor mich hin.« Er war deprimiert. Eldritch hatte ihn in der Hand, und die – zumindest scheinbare – Genuinität der Chew-Z-Halluzination war bewiesen; er hatte sie mit der Realität verwechselt. Nur das bösartige, von Palmer Eldritch erschaffene Insekt hatte sie –

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