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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Kommando abstellen und hierbleiben können. Oder?«
    Leo hatte recht. Weshalb war er nicht von selbst darauf gekommen?
    »Also«, sagte Leo, »wollten Sie doch wohl, daß mir etwas zustößt. Das ist die einzig mögliche Erklärung. Vielleicht war es ein unbewußter Wunsch. Was meinen Sie?«
    »Wahrscheinlich«, räumte Barney ein. Es war ihm jedenfalls nicht bewußt gewesen. Leo sagte die Wahrheit; oder warum hatte er nicht pflichtgemäß dafür gesorgt, daß auf Anraten von Felix Blau ein bewaffnetes Kommando von P. P. Layouts nach Luna aufbrach? Es war so offensichtlich. So einleuchtend.
    »Ich hatte ein schreckliches Erlebnis«, sagte Leo, »in Palmer Eldritchs Welt. Verdammt noch mal, er ist ein Zauberer, Barney. Er hat grauenhafte Dinge mit mir angestellt, Dinge, die Sie und ich uns niemals hätten träumen lassen. Er hat sich zum Beispiel in ein kleines Mädchen verwandelt und mir die Zukunft gezeigt, auch wenn das vermutlich nicht in seiner Absicht lag; er hat ein komplettes Universum erschaffen, mitsamt einem scheußlichen Vieh, das er Klucke nannte, und einem illusorischen New York City mit Ihnen und Roni. Nicht zu fassen.« Er schüttelte ratlos den Kopf: »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Da gibt es ja wohl nicht allzu viele Möglichkeiten.«
    »Was soll das heißen?« Leo musterte ihn ängstlich.
    »Meines Wissens gibt es nur eine Person, die für mein Pre-Fash-Talent Verwendung hätte.«
    »Sie wollen ins Feindeslager überlaufen!«
    »Das habe ich längst getan. Was Sie angeht zumindest.« Und er war durchaus bereit, Leos Urteil, Leos Erklärung seiner Untätigkeit zu akzeptieren.
    »Dann mache ich Sie fertig«, meinte Leo. »Sie und diesen verrückten Zauberer, diesen sogenannten Palmer Eldritch.«
    »Warum sogenannt?« Barney hielt beim Packen inne und blickte auf.
    »Weil ich zu der festen Überzeugung gelangt bin, daß er kein Mensch ist. Ich habe ihn lediglich einmal zu Gesicht bekommen, und auch das nur unter Einfluß von Chew-Z; sonst hat er über einen elektronischen Apparat mit mir gesprochen.«
    »Interessant«, meinte Barney.
    »Ja, nicht wahr? Und Sie sind so korrupt, daß Sie sich ohne weiteres bei ihm bewerben würden. Obwohl er womöglich ein perücketragender Proxer ist, wenn nicht Schlimmeres, irgendein verfluchtes Ding, das sich draußen im Weltraum Zugang zu seinem Schiff verschafft, ihn gefressen und seinen Platz eingenommen hat. Wenn Sie die Klucken gesehen hätten ...«
    »Dann zwingen Sie mich doch um Gottes willen nicht dazu«, sagte Barney. »Behalten Sie mich hier.«
    »Ausgeschlossen. Nicht, nachdem Sie sich so illoyal verhalten haben.« Leo wandte den Kopf und schluckte hastig. »Es tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen eine solche Abfuhr erteilen muß, aber ...« Er ballte hilflos die Fäuste. »Es war abscheulich; er hat mir wirklich und wahrhaftig das Genick gebrochen. Dann traf ich auf die beiden evolvierten Terraner; sie waren mir eine große Hilfe. Bis Eldritch in Gestalt eines Hundes auftauchte und einen Haufen vor das Denkmal setzte.« Er verzog angewidert das Gesicht. »Ich muß gestehen, er hat mir seine Haltung anschaulich demonstriert; seine Verachtung war unmißverständlich.« Halblaut fügte er hinzu: »Er ist fest davon überzeugt, daß er gewinnen wird, daß er gar nicht verlieren kann, obwohl er die Gedenktafel gesehen hat.«
    »Wünschen Sie mir Glück«, sagte Barney. Er streckte die Hand aus; sie wechselten einen kurzen, förmlichen Händedruck, und dann ging Barney aus seinem Büro, vorbei am Schreibtisch seiner Sekretärin, und trat auf den Korridor hinaus. Er fühlte sich nichtig und hohl, ausgestopft mit einem unnützen, moderigen Material, wie Stroh. Weiter nichts.
    Als er auf den Fahrstuhl wartete, kam Roni Fugate auf ihn zugeeilt; sie war völlig außer Atem, und in ihrem offenherzigen Gesicht spiegelte sich Besorgnis. »Barney, hat er dich gefeuert?«
    Er nickte.
    »Meine Güte«, sagte sie. »Und jetzt?«
    »Jetzt«, verkündete er, »laufe ich zur anderen Seite über. Komme, was da wolle.«
    »Aber wie sollen wir denn weiter zusammenleben, wenn ich für Leo arbeite und du ...«
    »Ich habe nicht den leisesten Schimmer«, sagte Barney. Der selbstregelnde Fahrstuhl kam, und er stieg ein. »Man sieht sich«, sagte er und drückte auf den Knopf; die Türen schlossen sich, und Roni war verschwunden. Wir sehen uns in der Hölle, wie das bei den Neo-Christen heißt, dachte er. Vorher wohl kaum. Es sei denn, das hier ist bereits die Hölle – was

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