Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
mitten im Wohnzimmer stand, wie üblich, ihre berühmte Töpferscheibe. »Ich war gerade am Töpfern. Schön, daß du da bist, Barney. Wenn du eine Tasse Kaffee möchtest, der steht in der ...«
»Ich wollte dich um Rat fragen«, sagte er. »Aber die Sache hat sich schon erledigt.« Er wanderte zum Fenster, stellte seinen prall gefüllten Musterkoffer ab und sah hinaus.
»Stört es dich, wenn ich weitermache? Ich hatte eine gute Idee, zumindest kam es mir eben noch so vor.« Sie massierte sich die Stirn und rieb sich dann die Augen. »Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher – und ich bin so müde. Ob das mit der E-Therapie zusammenhängt?«
»Was? Du bist in Evolutions-Therapie?« Er wirbelte herum und musterte sie prüfend; hatte sie sich körperlich verändert?
Er hatte den Eindruck – aber das lag vielleicht auch daran, daß er sie so lange nicht gesehen hatte –, daß ihre Gesichtszüge strenger geworden waren.
Das Alter, dachte er. Doch –
»Wie fühlst du dich dabei?« fragte er.
»Na ja, ich habe erst eine Sitzung gehabt. Aber weißt du, was? Ich bin völlig wirr im Kopf. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen; alles geht drunter und drüber.«
»Ich finde, du solltest die Therapie abbrechen. Auch wenn sie jetzt groß in Mode ist; auch wenn jeder, der etwas auf sich hält, meint, er müßte eine machen.«
»Mag sein. Aber sie wirken so zufrieden. Richard und Dr. Denkmal.« Sie ließ den Kopf hängen, eine vertraute Reaktion. »Und die beiden müssen es doch schließlich wissen, oder?«
»Niemand weiß etwas Genaues darüber; das ist völliges Neuland. Brich die Therapie ab! Und laß dir von anderen Leuten nicht immer auf der Nase herumtanzen!« Er gab seiner Stimme einen gebieterischen Tonfall; er hatte während ihrer gemeinsamen Jahre oft in diesem Ton mit ihr gesprochen, und normalerweise hatte das geholfen. Wenn auch nicht immer.
Diesmal blieb die gewünschte Wirkung aus; ihr trotziger Blick gab ihm unmißverständlich zu verstehen, daß sie sich nicht in die Schranken weisen ließ. »Ich glaube, das geht nur mich etwas an«, sagte sie mit hocherhobenem Kopf. »Und ich habe keineswegs vor, die Therapie abzubrechen.«
Er zuckte die Schultern und streifte ziellos durch die Wohnung. Er hatte keinen Einfluß mehr auf sie; doch war ihm das egal. Oder machte er sich etwas vor? War es ihm wirklich egal? Vor seinem geistigen Auge erschien ein Bild von Emily, die devolvierte ... während sie an ihren Keramiken arbeitete und kreativ zu sein versuchte. Es war komisch – und grauenhaft zugleich.
»Hör zu«, sagte er schroff, »wenn der Kerl dich wirklich liebt ...«
»Ich hab’s dir doch gesagt«, fuhr Emily dazwischen, »die Entscheidung liegt bei mir.« Sie setzte sich wieder an die Töpferscheibe und drehte ein großes, hohes Gefäß; er trat neben sie und warf einen Blick darauf. Hübsch, befand er. Dennoch – es kam ihm irgendwie bekannt vor. Hatte sie dasselbe Stück nicht schon einmal gemacht? Er schwieg und begnügte sich damit, ihr zuzuschauen. »Wie sehen deine Zukunftspläne aus?« fragte Emily. »Für wen könntest du arbeiten?« Ihre Anteilnahme wirkte echt, und er mußte daran denken, wie er, vor wenigen Tagen erst, den Verkauf ihrer Töpferwaren an P. P. Layouts verhindert hatte. Sie hätte ihm ebensogut gram sein können, doch das war sie bezeichnenderweise nicht. Obwohl sie wußte, daß er Hnatt abgewiesen hatte.
»Meine Zukunft steht wahrscheinlich längst fest«, sagte er. »Ich habe meinen Musterungsbescheid bekommen.«
»Um Gottes willen! Du auf dem Mars; das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Dann kann ich von morgens bis abends Can-D kauen«, sagte er. »Nur –« statt eines Perky-Pat-Layouts werde ich mir vielleicht ein Emily-Layout zulegen, dachte er. Und in der Fantasie zu dir zurückkehren, in das Leben, dem ich Hornochse freiwillig den Rücken gekehrt habe. Die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich wirklich glücklich war. Aber das wußte ich damals natürlich nicht, weil es nichts gab, mit dem ich es hätte vergleichen können ... wie heute. »Würdest du unter Umständen mitkommen?« fragte er.
Sie starrte ihn an, und er starrte zurück; sein Vorschlag hatte beide gleichermaßen verblüfft.
»Ich meine es ernst«, sagte er.
»Seit wann weißt du das?«
»Darum geht es doch gar nicht«, meinte er. »Es geht einzig und allein darum, daß ich es mir wünsche.«
»Es geht doch wohl auch darum, was ich mir wünsche«, sagte Emily ruhig und wandte sich
Weitere Kostenlose Bücher