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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Wieder reichte die Maschine Leo eine brennende Zigarre.
    »Nein«, sagte Leo.
    »Ich werde Sie laufen lassen«, sagte die Apparatur, »wenn auch nur für kurze Zeit, sagen wir vierundzwanzig Stunden. Sie können in Ihr kleines Büro in Ihrer winzigen Firma auf Terra zurückkehren; dort haben Sie ausreichend Gelegenheit, die Lage zu überdenken. Jetzt, wo Sie wissen, wie Chew-Z wirkt, ist Ihnen hoffentlich klar, daß sich Ihr vorsintflutliches Can-D nicht im entferntesten damit vergleichen läßt. Zudem ...«
    »Unsinn«, meinte Leo. »Can-D ist weitaus besser.«
    »Na schön, denken Sie in Ruhe darüber nach«, sagte die elektronische Vorrichtung gelassen.
    »In Ordnung«, erwiderte Leo. Mit steifen Gliedern stand er auf. War er tatsächlich auf dem künstlichen Erdsatelliten Sigma 14-B gewesen? Das war eine Frage für Felix Blau; seine Experten würden ihm bestimmt weiterhelfen können. Zwecklos, sich nun den Kopf darüber zu zerbrechen. Seine jetzige Situation war ernst genug; er befand sich noch immer in Palmer Eldritchs Gewalt.
    Er konnte nur entkommen, wenn Eldritch ihn laufen ließ. Das war eine nackte, unleugbare Tatsache, auch wenn es ihm schwerfiel, sich damit abzufinden.
    »Ich möchte Sie darauf hinweisen«, sagte die Apparatur, »daß ich Gnade vor Recht habe ergehen lassen, Leo. Ich hätte ohne weiteres einen – wie soll ich mich ausdrücken? –, einen Punkt hinter den Satz Ihres doch recht kurzen Lebens setzen können. Jederzeit. Aus diesem Grund erwarte ich, nein, bestehe ich sogar darauf, daß Sie ernsthaft in Erwägung ziehen, ebendies zu tun.«
    »Wie gesagt, ich werde darüber nachdenken«, antwortete Leo. Er fühlte sich gereizt und nervös, als hätte er zuviel Kaffee getrunken, und er wollte so schnell wie möglich verschwinden; er öffnete die Zellentür und trat in den Flur hinaus.
    Als er die Tür hinter sich zumachen wollte, sagte die elektronische Apparatur: »Wenn Sie sich mir widersetzen, Leo, werde ich nicht lange fackeln. Ich werde Sie umbringen. Ich muß es tun, um meine Haut zu retten. Haben Sie verstanden?«
    »Durchaus«, sagte Leo und machte die Tür hinter sich zu. Und das gilt auch für mich, dachte er. Ich muß dich umbringen ... oder, um es weniger direkt zu formulieren: dich einschläfern. Wie ein Tier.
    Ich muß es tun, und zwar nicht nur, um meine Haut zu retten, sondern das gesamte Sol-System, das ist die treibende Kraft in mir. Zum Beispiel die beiden evolvierten terranischen Soldaten, die ich bei dem Denkmal getroffen habe. Für sie, damit sie etwas zu bewachen haben.
    Langsam ging er den Flur hinunter. Am Ende stand der Pulk von Homöoblatt-Reportern; sie waren noch nicht wieder weg, hatten noch nicht einmal ihr Interview bekommen – es war so gut wie keine Zeit vergangen. Wenigstens in diesem Punkt hatte Palmer recht behalten.
    Als Leo sich unter die Reporter mischte, ließ seine Nervosität schlagartig nach, und er fühlte sich erheblich besser. Vielleicht würde er jetzt davonkommen; vielleicht ließ Palmer Eldritch ihn tatsächlich frei, so daß er die Welt von neuem riechen, sehen, atmen konnte.
    Doch im Grunde wußte er es besser. Eldritch würde ihn nie und nimmer laufen lassen; vorher mußte einer von ihnen sterben.
    Er hoffte inständig, daß ihm dieses Los erspart blieb. Doch trotz des Denkmals hatte er die düstere Ahnung, daß es anders kommen würde.

    Sieben

    Die Tür zu Barney Mayersons Büro flog auf, und da stand Leo Bulero, mit hängenden Schultern, verschwitzt und müde von der Reise. »Sie haben mir nicht geholfen.«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen, dann antwortete Barney: »Stimmt.« Jeder Erklärungsversuch war zwecklos, und zwar nicht, weil Leo ihm nicht geglaubt oder es nicht begriffen hätte, sondern weil Barney der Grund nicht gut genug erschien.
    »Mayerson, Sie sind gefeuert«, sagte Leo.
    »Wie Sie meinen.« Wenigstens bin ich noch am Leben, dachte Barney. Und hätte ich Leo geholfen, wäre ich jetzt tot. Mit tauben Fingern klaubte er seine persönlichen Gegenstände vom Schreibtisch und warf sie in einen leeren Musterkoffer.
    »Wo ist Miss Fugate?« fragte Leo. »Sie wird Ihren Posten übernehmen.« Er baute sich vor Barney auf und musterte ihn prüfend. »Warum haben Sie mich nicht zurückgeholt? Nennen Sie mir einen verdammten Grund, Barney.«
    »Ich habe in die Zukunft gesehen. Es hätte mich zuviel gekostet. Mein Leben.«
    »Aber Sie hätten doch nicht persönlich zu kommen brauchen. Die Firma ist groß – Sie hätten ein

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