Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
gut möglich, daß seine Leute direkt an Sie herantreten; das hoffen wir jedenfalls. Wir rechnen sogar fest damit.«
Barney sprang auf. »Und ich soll zugreifen und kaufen.«
»Genau.«
»Warum?«
»Sie legen bei der UN Beschwerde ein – unsere Rechtsabteilung wird einen entsprechenden Schriftsatz ausarbeiten –, mit der Begründung, daß Palmers mieses, unseliges Dreckszeug bei Ihnen hochgiftige Nebenwirkungen ausgelöst hat; welche, spielt im Augenblick keine Rolle. Wir werden Ihren Fall zu einem Präzendenzfall aufbauen und die UN dazu zwingen, Chew-Z als bedenklich und gesundheitsschädlich einzustufen – und den Verkauf auf Terra zu verbieten. Eigentlich ist es ideal, daß Sie von P. P. Layouts zum Militär gewechselt sind; der Zeitpunkt hätte gar nicht günstiger sein können.«
Barney schüttelte den Kopf.
»Was soll das heißen?« fragte Leo.
»Ich mache da nicht mit.«
»Warum?«
Barney zuckte die Schultern. Das wußte er eigentlich selbst nicht so genau. »Daß ich Sie im Stich gelassen habe, werde ich mir nie ...«
»Sie haben es mit der Angst gekriegt. Sie wußten nicht, was tun; aber das war schließlich auch nicht Ihre Aufgabe. Ich hätte Smile mit John Seltzer, dem Leiter unserer Firmenpolizei, Kontakt aufnehmen lassen sollen. Na schön, Sie haben einen Fehler gemacht. Schwamm drüber.«
»Nein«, sagte Barney. Denn was ich dabei über mich erfahren habe, kann ich nicht vergessen, dachte er. Solche Einsichten gehen direkt ins Herz. Und lähmen es mit ihrem Gift.
»Mein Gott, Sie müssen aufhören zu grübeln. Das ist doch Irrsinn; Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich, und sei es in Fineburg Crescent; außerdem wären Sie wahrscheinlich ohnehin eingezogen worden. Meinen Sie nicht auch?« Erregt ging Leo auf und ab. »Verfluchter Mist. Na gut, dann helfen Sie uns eben nicht; sollen Eldritch und diese Proxer doch machen, was sie wollen, das Sol-System übernehmen, wenn nicht sogar das ganze Universum, angefangen bei uns.« Er blieb stehen und funkelte Barney böse an.
»Ich werde – es mir durch den Kopf gehen lassen.«
»Warten Sie erst mal, bis Sie Chew-Z genommen haben. Sie werden schon sehen. Es wird uns alle von innen heraus verseuchen – es bedeutet das totale Chaos!« Keuchend vor Anstrengung hielt Leo inne und hustete heftig. »Zu viele Zigarren«, japste er. »Meine Güte.« Er musterte Barney. »Wußten Sie, daß der Kerl mir vierundzwanzig Stunden Zeit gegeben hat? Und wenn ich nicht kapituliere, dann ...« Er schnippte mit den Fingern.
»So schnell kann ich unmöglich auf dem Mars sein«, meinte Barney. »Geschweige denn einem Pusher ein Päckchen Chew-Z abkaufen.«
»Ich weiß«, sagte Leo mit fester Stimme. »Aber so schnell kriegt er mich auch nicht klein; er wird Wochen, wenn nicht Monate dazu brauchen. Und bis dahin haben wir jemanden, der vor Gericht gesundheitliche Schäden nachweisen kann. Zugegeben, das alles hört sich nicht besonders vielsprechend an, aber ...«
»Melden Sie sich, wenn ich auf dem Mars bin«, sagte Barney. »In meiner Grube.«
»Wird gemacht! Wird gemacht!« rief Leo begeistert und setzte halblaut hinzu: »Vielleicht bringt Sie das endlich zur Vernunft.«
»Wie bitte?«
»Nichts, Barney.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
Leo zuckte die Achseln. »Mensch, ich weiß, in welcher Patsche Sie stecken. Rom hat Ihren Posten übernommen; Sie hatten recht. Und ich habe Sie überwachen lassen; ich weiß, daß Sie auf dem schnellsten Weg zu Ihrer Exfrau gegangen sind. Sie lieben Sie immer noch, aber Sie will nicht mit Ihnen kommen, stimmt’s? Ich kenne Sie besser als Sie sich selbst. Ich weiß genau, weshalb Sie mich nicht aus Palmers Gefangenschaft befreit haben; Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, irgendwann meinen Platz einzunehmen, doch damit ist es nun Essig, und Sie müssen noch mal ganz von vorn anfangen. Zu dumm, aber das haben Sie Ihrem übertriebenen Ehrgeiz zuzuschreiben. Wissen Sie, ich hatte nie die Absicht, meinen Rücktritt einzureichen, und werde es auch jetzt nicht tun. Sie sind gut, aber Sie taugen eben nur zum Pre-Fash-Präkog und nicht für die Chefetage; dafür sind Sie viel zu kleinkariert. Sonst hätten Sie Richard Hnatts Keramiken nie im Leben abgelehnt. Das war ein grober Schnitzer, Barney. So leid es mir tut.«
»Tja«, sagte Barney schließlich. »Vielleicht haben Sie recht.«
»Da haben Sie ja eine Menge über sich erfahren. Und Sie können noch mal von vorn anfangen, zum Beispiel in Fineburg Crescent.« Leo
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