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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Mr. Mayerson?«
    »Äh –« Er zögerte.
    »Christus hat uns bestimmt, zwei Sakramente zu vollziehen«, erklärte Anne Hawthrone geduldig. »Die Taufe – mit Wasser – und die heilige Kommunion. Wir tun dies zu seinem Gedenken ... wie die Jünger beim letzten Abendmahl.«
    »Ach. Sie meinen das Brot und den Wein.«
    »Wie Sie wissen, transloziert – wie man so sagt – die Einnahme von Can-D die Teilnehmer in eine andere Welt. Dabei handelt es sich um einen säkularen Vorgang, da er zeitlich begrenzt und die imaginierte Welt rein dinglich ist. Das Brot und der Wein ...«
    »Es tut mir leid, Miss Hawthorne«, fuhr Barney dazwischen, »aber ich fürchte, mit dieser Leib-und-Blut-Geschichte kann ich nichts anfangen. Das ist mir zu mystisch.« Und beruht zu sehr auf unbewiesenen Behauptungen, sagte er sich. Aber sie hatte recht; sakrale Religionen waren auf den Kolonialmonden und -planeten dank Can-D weit verbreitet, und er würde sich mit ihnen auseinandersetzen müssen.
    »Werden Sie Can-D probieren?« fragte Anne.
    »Selbstverständlich.«
    »Das heißt, Sie glauben an die Droge. Obwohl Sie wissen, daß die Erde, die Sie im Rausch erleben, nicht real ist.«
    »Ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten«, sagte Barney, »aber soviel ich weiß, wird Sie als real empfunden.«
    »Das werden Träume auch.«
    »Aber der Can-D-Rausch ist stärker«, beharrte er. »Klarer. Und führt zur Komm ...« Fast hätte er Kommunion gesagt. »... zur Kommunikation mit den anderen Teilnehmern, die ja tatsächlich dabei sind. Demnach kann es gar keine Illusion sein. Träume sind individuell; deshalb erkennen wir sie als Illusion. Aber Perky Pat ...«
    »Mich würde interessieren, wie die Hersteller der Perky-Pat-Layouts die ganze Sache sehen«, sagte Anne nachdenklich.
    »Das kann ich Ihnen verraten. Sie wollen Geld damit verdienen. Und das ist bei den Herstellern von Meßwein und Oblaten wahrscheinlich nicht anders.«
    »Wenn Sie tatsächlich Can-D probieren und Ihren Glauben an ein neues Leben in die Droge setzen wollen«, sagte Anne, »sind Sie doch bestimmt auch bereit, sich von der Neo-Amerikanischen Christuskirche taufen und konfirmieren zu lassen. Vielleicht hat ja auch sie Ihren Glauben verdient? Oder die Erste Revidierte Christuskirche Europas, die die beiden Hauptsakramente natürlich ebenfalls vollzieht. Wenn Sie erst einmal an der heiligen Kommunion teilgenommen haben ...«
    »Das kann ich nicht«, fuhr er dazwischen. Ich glaube an Can-D, sagte er sich, und, wenn’s sein muß, auch an Chew-Z. Du kannst meinetwegen gern an etwas glauben, das einundzwanzig Jahrhunderte zurückliegt; ich halte mich an etwas Neues. Punkt.
    »Um ehrlich zu sein, Mr. Mayerson«, sagte Anne, »ich habe mir zum Ziel gesetzt, möglichst viele Kolonisten von Can-D zu den traditionellen christlichen Sitten und Gebräuchen zu bekehren; aus diesem Grunde habe ich darauf verzichtet, mich vom Wehrdienst freistellen zu lassen.« Sie lächelte ihn an, ein hübsches Lächeln, das ihn gegen seinen Willen für sie einnahm. »Oder halten Sie das für falsch ? Offen gesagt, ich glaube, der Konsum einer Droge wie Can-D deutet darauf hin, daß diese Menschen das dringende Bedürfnis in sich spüren, zu jenen Werten zurückzukehren, die wir in der Neo-Amerikanischen Kirche ...«
    »Ich finde«, sagte Barney höflich, »Sie sollten diese Menschen in Frieden lassen.« Und mich bitte auch, dachte er. Ich habe weiß Gott schon genug Probleme; du mit deinem religiösen Fanatismus machst alles nur noch schlimmer. Dabei sah sie weder so aus, wie er sich eine religiöse Fanatikerin vorstellte, noch redete sie wie eine. Er war verwirrt. Woher hatte sie solch klare, feste Überzeugungen? In den Kolonien, wo Not und Mangel herrschten, konnte er sich derlei durchaus vorstellen, aber sie hatte auf der Erde zum Glauben gefunden.
    Die Existenz von Can-D, das Erlebnis der Gruppenverwandlung, bot dafür keine ausreichende Erklärung. Vielleicht, dachte er, war der allmächliche Übergang von der Erde zu der infernalischen, gottverfluchten Ödnis, die sie bereits ahnten – ach was, spürten! –, dafür verantwortlich; die Hoffnung auf ein neues Leben, unter anderen Bedingungen, war wieder erwacht.
    Und ich, dachte er – der Mensch, der ich einmal gewesen bin, Barney Mayerson von Terra, der bei P. P. Layouts arbeitete und in dem Renown-Eigenwohnhaus mit der unwahrscheinlich niedrigen Nummer 33 lebte –, ich bin tot. Tot und begraben, ausgelöscht wie mit einem Schwamm.
    Ob es

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