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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mir gefällt oder nicht: Ich bin wiedergeboren worden.
    »Als Kolonisten auf dem Mars«, sagte er, »werden wir ein anderes Leben führen als auf Terra. Aber wer weiß, wenn ich erst einmal dort bin, werde ich vielleicht –« Er verstummte. Vielleicht eher an Ihrer dogmatischen Kirche interessiert sein, hatte er sagen wollen. Doch das konnte er beim besten Willen nicht aussprechen, nicht einmal als Vermutung; er sträubte sich gegen diesen Gedanken, der ihm neu und fremd erschien. Und doch –
    »Nur zu«, sagte Anne Hawthorne. »Was wollten Sie sagen?«
    »Lassen Sie uns noch einmal darüber sprechen«, meinte Barney, »wenn ich eine Weile in den Tiefen einer Grube auf einer fremden Welt verbracht habe. Wenn ich ein neues Leben als Kolonist begonnen habe, falls man das Leben nennen kann.« Seine Stimme klang gereizt; er war erstaunt. Diese Bitterkeit – grenzte an Furcht, wie er beschämt feststellte.
    »Aber gern«, sagte Anne gelassen. »Ich würde mich freuen.«
    Danach saßen die beiden schweigend nebeneinander; Barney las ein Homöoblatt, und Anne, die fanatische kleine Mars-Missionarin, las ein Buch. Er warf einen verstohlenen Blick auf den Titel und sah, daß es sich um Eric Ledermans hervorragende Studie über das Leben in den Kolonien handelte: Pilgerreise ohne Ziel. Weiß Gott, wo sie ein Exemplar davon gefunden hatte; da die UN das Buch verboten hatte, war es unglaublich schwer zu bekommen. Und es hier an Bord eines UN-Schiffes zu lesen, zeugte von bemerkenswertem Mut; er war beeindruckt.
    Er sah sie an und stellte fest, daß er sie eigentlich ungeheuer attraktiv fand, abgesehen davon, daß sie eine Spur zu dünn war, kein Make-up trug und den größten Teil ihrer wallenden dunklen Mähne unter einer runden, weißen, schleierähnlichen Mütze versteckt hatte; sie sah aus, dachte er, als habe sie sich herausgeputzt für eine lange Reise, die in der Kirche endete. Trotzdem gefiel ihm ihre Art zu sprechen, ihre melodische, mitfühlende Stimme. Ob sie sich auf dem Mars wiederbegegnen würden?
    Er spürte, daß er es sich wünschte. Im Grunde – war das unmoralisch? – hoffte er sogar, gemeinsam mit ihr Can-D nehmen, den feierlichen Akt vollziehen zu können.
    Ja, dachte er, es ist unmoralisch, denn ich weiß, was ich will, wozu mich die Verwandlung mit ihr treiben würde.
    Er hoffte es trotzdem.

    Acht

    Norm Schein streckte die Hand aus und sagte herzlich: »Hallo, Mr. Mayerson; ich bin der offizielle Begrüßer unserer Grube. Willkommen – ähem – auf dem Mars.«
    »Ich bin Fran Schein«, sagte seine Frau und schüttelte Barney ebenfalls die Hand. »In unserer Grube geht es sehr ordentlich und gesittet zu; Sie werden es hoffentlich nicht allzu schrecklich finden.« Halblaut setzte sie hinzu: »Aber immer noch schrecklich genug.« Sie lächelte, aber Barney erwiderte ihr Lächeln nicht; er wirkte grimmig, erschöpft und deprimiert, wie die meisten Kolonisten beim Eintritt in ein neues Leben, das bekanntermaßen mühsam und im wesentlichen sinnlos war. »Glauben Sie bloß nicht, daß wir Ihnen erzählen, wie schön es hier ist«, sagte sie. »Dafür ist die UN zuständig. Wir sind nichts weiter als Opfer, genau wie Sie. Mit dem Unterschied, daß wir schon eine Weile hier sind.«
    »Wie das wieder klingt«, sagte Norm.
    »Aber so ist es doch«, entgegnete Fran. »Mr. Mayerson weiß, was auf ihn zukommt; er läßt sich keinen Bären aufbinden. Nicht wahr, Mr. Mayerson?«
    »Ach, gegen ein bißchen Augenwischerei hätte ich nichts einzuwenden«, sagte Barney und setzte sich auf eine Metallbank im Eingang der Grube. Unterdessen lud der Sandpflug, mit dem er gekommen war, seine Habseligkeiten ab; er schaute teilnahmslos zu.
    »Damit können wir leider nicht dienen«, sagte Fran.
    »Darf man rauchen?« Barney holte eine Packung terranischer Zigaretten hervor; die Scheins starrten die Schachtel gierig an, und schuldbewußt hielt er sie ihnen hin.
    »Sie haben sich einen ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht«, erklärte Norm Schein. »Wir stecken mitten in einer Diskussion.« Er blickte in die Runde. »Aber da Sie ja jetzt ein Mitbewohner unserer Grube sind, sehe ich keinen Grund, weshalb Sie nicht daran teilnehmen sollten; schließlich sind auch Sie davon betroffen.«
    »Und wenn er ...«, sagte Tod Morris. »Na, ihr wißt schon. Redet?«
    »Wir können ihn ja zur Verschwiegenheit verpflichten«, meinte Sam Regan, und seine Frau Mary nickte. »Unser Streit, Mr. Geyerson ...«
    »Mayerson.«
    »... dreht sich um

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