Die drei ??? und das blaue Biest
schnell vor Ort waren.«
Justus legte die Stirn in Falten. »Wenn das mitternächtliche Auftauchen von gestern nicht bemerkt wurde, wäre es also möglich, dass das ›Biest‹ auch schon in früheren Nächten erschienen ist.«
»Das sagst ausgerechnet du?«, fragte Peter verblüfft. »Du glaubst doch gar nicht an den Mantikor!«
Der Erste Detektiv ließ sich nicht beirren. »Dass ich nicht an die Existenz eines Mantikors glaube, bedeutet nicht, dass ich diese mysteriösen Vorgänge abstreite.« Er wandte sich an Judy. »Bis zu welchem Zeitpunkt könnten wir frühere Kamera-Aufnahmen zurückverfolgen?«
Mrs Nigel überlegte kurz. »Soweit ich weiß, werden die Aufnahmen bis zu einer Woche zentral gespeichert und dann gelöscht, wenn kein Bedarf für sie mehr besteht. Ich werde gleich mal schauen, was ich auftreiben kann.«
Tatsächlich gelang es Judy, das Videomaterial der vergangenen sieben Tage zu besorgen. Abwechselnd begutachtete jeweils einer von ihnen die Aufnahmen, während die anderen weiter die Unterlagen durchstöberten. Mrs Nigels Annahme, sie hätte bei einer der Musical-Shows einen brauchbaren Anhaltspunkt gefunden, stellte sich leider als Irrtum heraus. Hinsichtlich des blauen Biests nahmen die Nachforschungen dagegen immer mehr Fahrt auf. Nachdem gegen elf Uhr die letzte Videosequenz kontrolliert war, zog Justus ein erstaunliches Fazit.
»Es besteht kein Zweifel: Unser Mantikor hat einen festen Terminplan für seine Auftritte. Jeweils pünktlich um Mitternacht taucht er auf einem der Wege in der Dschungelwelt auf, verharrt dort zwischen fünf und zwanzig Sekunden und verschwindet dann wieder.«
»Präzise wie ein Uhrwerk«, stellte Bob verblüfft fest.
Judy blickte durch die Panoramascheibe auf den nächtlichen Park hinaus. »Das bedeutet also …«
»… dass der Mantikor mit höchster Wahrscheinlichkeit auch heute Nacht hier auftauchen wird«, ergänzte Justus nickend.
»Und … du willst um Mitternacht im Dschungel auf ihn warten, richtig?«, fragte Peter stockend.
»Na, ich hoffe doch, dass ihr mir Gesellschaft leistet«, erwiderte Justus fröhlich. »Ihr wollt euch doch nicht die einmalige Gelegenheit entgehen lassen, ein altpersisches Fabelmonster live und in Farbe zu Gesicht zu bekommen, oder?«
In den folgenden Minuten entbrannte eine lebhafte Diskussion darüber, wie gefährlich ein solches Vorhaben war. Doch obwohl Peter alles andere als wohl in seiner Haut war, sah er ein, dass die ganze Situation zu unklar war, um schon jetzt polizeiliche Verstärkung anzufordern.
»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn Mrs Nigel. Ich werde Mr Callister informieren, der jetzt Nachtdienst hat. Er wird uns in die Dschungelwelt begleiten und notfalls mit seiner Waffe beschützen, falls wir wirklich angegriffen werden.«
»Na, hoffentlich wirken Kugeln auch gegen Mantikore …«, murmelte Peter beunruhigt.
D as blaue Biest
Eine halbe Stunde vor Mitternacht machten sie sich gemeinsam mit Mr Callister auf den Weg. Judy hatte ihn knapp über den Stand der Dinge informiert, sodass er nicht völlig unvorbereitet war, wenn wirklich etwas Außergewöhnliches passierte. Da der Mantikor immer an unterschiedlichen Stellen im Urwald aufgetaucht war, mussten sie sich wohl oder übel aufteilen. Sie blieben jedoch mittels Funkgeräten in Kontakt, die Mrs Nigel besorgt hatte. Nacheinander verteilten sie sich an den vorher besprochenen Positionen und versteckten sich leise im Dickicht. Die Minuten verstrichen und die Anspannung steigerte sich unaufhaltsam.
Selbst Justus musste sich eingestehen, dass er deutlich nervöser war, als er es den anderen gegenüber zugegeben hätte. In wenigen Augenblicken würde sich erweisen, was wirklich hinter diesem rätselhaften Spuk steckte. Bei Peter hingegen war es keine gespannte Erwartung, sondern beklommene Unruhe, mit der er dem Auftauchen des blauen Ungeheuers entgegenfieberte.
Jetzt in der Dunkelheit wirkte der Dschungel noch um ein Vielfaches unheimlicher als bei Tageslicht. Nur die Scheinwerfer der Nachtbeleuchtung entlang der Besucherwege erzeugten alle zwanzig Meter matte Lichtinseln auf dem verschlungenen Pfad. Ansonsten war es stockfinster im Urwald, denn die mitgenommenen Taschenlampen waren nun natürlich ausgeschaltet.
Da! War da nicht gerade ein Rascheln gewesen? Der Zweite Detektiv blickte sich nach allen Seiten um, doch er konnte in der gestaltlosen Dunkelheit nichts entdecken. An den beleuchteten Zeigern seiner Armbanduhr las er ab, dass es genaueine
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