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0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß

0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß

Titel: 0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blutzoll für den Dollar-Boß
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Der kleine kraushaarige Mann war vom Treppensteigen erschöpft. Schwer atmend erreichte er den vierten Stock und machte vor einer Tür halt. Ohne zu klopfen stieß er sie mit einem Ruck auf.
    »Ich bin David Limerick«, sagte er und wartete auf die Wirkung seiner Worte.
    Dem fetten Mann hinterm Schreibtisch rutschte das unverbindliche Lächeln aus dem Gesicht, doch seine Stimme klang unbefangen, als er fragte:
    »Und was führt Sie zu uns, Mr. Limerick?«
    »Ich will meinen Sohn' holen, bevor er auf dem Elektrischen Stuhl endet.«
    »’raus!« brüllte der Fette.
    »Wie Sie wollen. Eine hohe Strafe hat David nicht zu erwarten, aber ich weiß nicht, wie’s mit Ihnen steht, Mister.« Drei Minuten später stürzte ein kleiner kraushaariger Mann aus dem Treppenfenster der vierten Etage und blieb zerschmettert auf dem Asphalt der Rivington Street liegen.
    Die Abendausgaben brachten eine kurze Notiz im Lokalteil. Die Stadtpolizei hielt es für Selbstmord.
    Während die Zeitungsboys auf den Avenues die Schlagzeilen ausriefen, wurde ein zweiter Mann namens David Limerick in einem Auto erstochen aufgefunden.
    ***
    Larry Kirby trat aus dem Tor des Staatszuchthauses in Atlanta. Er trug seine Habseligkeiten in einem abgeschabten Pappköfferchen unter dem Arm und blinzelte in die Sonne wie ein Bergmann, der aus dem Förderkorb steigt. Er sah wohlgenährt aus, aber seine Wangen zeigten die ungesunde Blässe, die man sich durch einen mehrjährigen Aufenthalt im Zuchthaus erwirbt.
    »Hallo, Kirby«, sagte ich und trat ihm in den Weg. Sein Arm umkrampfte das Köfferchen heftiger, die Augen suchten links und rechts von mir die Straße ab.
    »Ich bin entlassen, Agent Cotton«, stieß er endlich hervor.
    »Deswegen bin ich hier, Kirby. Sie haben Ihre Strafe abgesessen und sind jetzt ein freier Mann. Sie sind doch gelernter Mechaniker, Kirby. Ich habe eine Stellung für Sie aufgetrieben. Sie können am Montag dort anfangen. Sie brauchen keine Angst zu haben: Der Besitzer ist ein Freund von mir und weiß Bescheid. Er will Ihnen eine Chance geben.«
    Kirbys Augen zuckten einen Augenblick lang hell auf, aber dann drehte er sich halb um und wies mit einer raschen Handbewegung auf die Zuchthausmauern.
    »Wer will schon einen entlassenen Sträfling haben? Es würde nicht lange dauern, und die Kollegen würden es erfahren und meine Entlassung fordern. Selbst wenn Ihr Freund mich einstellen wollte, sein Personal würde nicht eher Ruhe geben, bis er mich wieder hinausfeuert…«
    »Sie dürfen den Mut nicht verlieren, Kirby«, drängte ich. »Denken Sie an Ihre alte Mutter! Sie dürfen sie nicht noch einmal enttäuschen. Seien Sie vernünftig und nehmen Sie die Stellung an.«
    Eine cremegelbe Limousine rollte langsam am Straßenrand an uns vorbei. Ich wurde aufmerksam, als mein Freund und Kollege Phil Decker mir auf die Zehen trat, aber der Wagen zog wieder an und entschwand. Trotzdem glaubte ich, das grinsende Gesicht Norman Kellys auf dem Beifahrersitz erkannt zu haben.
    »Also, Kirby«, fing ich wieder an und drückte ihm einen Zettel in die Hand. »Stellen Sie sich am Montag vor. Niemand wird Ihnen was nachtragen, wenn Sie sich anständig aufführen und Ihre Arbeit ordentlich machen. Und Sie sind doch ein tüchtiger Mechaniker!«
    Er versuchte die Andeutung eines Lächelns, und ich klopfte ihm zum Abschied auf die Schulter. Phil und ich quetschten uns in den Jaguar und sahen Kirby zu, wie er sein Köfferchen wieder unter den Arm klemmte und losmarschierte. Er schlug tatsächlich die Richtung zum Bahnhof ein, und als er um die Ecke verschwand, fuhren wir los.
    »War das nicht eben Norman Kelly?«, fragte ich meinen Freund.
    »Er war es«, bestätigte Phil. »Kannst du dir denken, warum er immer hier herumstrolcht?«
    Kelly war vor vier Wochen aus dem Zuchthaus entlassen worden, und er schien der Anstalt eine treue Anhänglichkeit zu bewahren.
    Kelly war am oberen Broadway zu Hause, und den ersten Ausflug in seinem Leben hatte er in einem Gefangenenwagen nach Atlanta unternommen. Und nun verfügte er über Freunde, die ihn in ihren Autos spazieren fuhren. Die Sache war bestimmt nicht stubenrein, aber wir verschwendeten nicht allzu viel Gedanken daran.
    In einem Drive-in-Restaurant schlangen wir ein paar heiße Würstchen hinunter, denn wir hatten es eilig. Ich hatte vorher von einer Tankstelle aus unser Headquarter angerufen. Jean Simmons, ein nettes Mädchen, das in der Vermittlung Dienst hatte, sagte mir, Mr. High hätte bereits nach uns

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