Die drei ??? und das Narbengesicht
Zufahrt und schauten durch das Fenster in die Küche.
Da war der Wachmann, ganz allein. Er saß an einem Tisch beim Fenster, einen Stapel Zeitungen vor sich und ein Telefon daneben. Jetzt führte er allerdings kein Gespräch. Er starrte nur mit leerem Blick auf das Wachstuch. Er sah älter aus, als es am Morgen den Anschein gehabt hatte, und wirkte erschöpft. Das Haar war schütter und dünn, und unter den Augen hatte er dunkle Schatten.
Die Jungen sprachen kein Wort. Nach einer Weile wandte sich Justus zum Gehen, um vorn am Haus an der Eingangstür zu klingeln.
Da stellte sich ihm auf der Zufahrt ein Mann in den Weg, der eine Pistole in der Hand hielt!
»Sagt mal, was wollt ihr denn hier?« fragte der Mann.
Er hatte die Pistole nicht im Anschlag, und seine Stimme war leise und beherrscht, aber Justus hatte das alptraumhafte Gefühl, daß er und seine Freunde in Lebensgefahr waren.
Uni den Mann mit der Schußwaffe war etwas Kaltes und Entschlossenes. Sein Mund war eine dünne, gerade Linie, ohne einen Funken Humor. Eine Sonnenbrille mit großen Gläsern war auf die Stirn geschoben, wie ein zweites Paar kalter Augen.
Peter gab einen erschrockenen Laut von sich, und der Mann fuhr ihn an: »Halt den Mund!«
Das Küchenfenster ging auf, und Mr. Bonestell beugte sich heraus. »Shelby, was gibt es denn? Was machen Sie da?«
Der Mann mit der Pistole zeigte auf die Jungen. »Die drei Burschen da haben zu Ihrem Fenster hereingeschaut.«
»Oh?« machte Mr. Bonestell. Es hörte sich erstaunt und neugierig an. Doch dann sagte er noch einmal »Oh!«, und nun klang seine Stimme erschrocken.
»Los, ins Haus!« befahl der Mann mit der Waffe. »Hier herum! Marsch!«
Die Jungen trabten los. Sie gingen durch den Garten und über die Veranda in die Küche.
»Was soll das alles?« wollte Mr. Bonestell wissen. »Als ich heute Vormittag zu Mr. Hitfield fuhr, sagte er mir, er habe gerade Besuch von drei Jungen gehabt. Das wart ihr drei, nicht? Und ihr wart noch auf der Straße, als ich hinkam, nicht? Mit euren Fahrrädern.«
»Ja, Mr. Bonestell«, sagte Justus.
»Wollt ihr euch nicht setzen?« schlug Mr. Bonestell vor. Er rückte an dem Tisch beim Fenster noch einen Stuhl vor.
»Walter, was soll denn das?« fragte der Mann mit der Waffe.
»Was geht hier vor?«
»Das ist mir auch nicht klar«, sagte Mr. Bonestell. »Shelby, würden Sie jetzt die Pistole wegnehmen? Es macht mich nervös.«
Shelby zögerte. Dann zog er sein Hosenbein herauf und steckte die Pistole in einen Halter, der dicht unterm Knie um sein Bein geschnallt war.
Peter schaute verdutzt drein, sagte aber nichts. Die Jungen setzten sich an den Tisch.
»Mr. Hitfield erzählte mir, ihr hättet in der Nähe der Bank einen Verdächtigen beobachtet«, sagte Mr. Bonestell.
»Will mir mal einer sagen, was hier los ist?« rief Shelby aufgeregt dazwischen.
Mr. Bonestell seufzte. »Haben Sie es noch nicht im Radio gehört?« fragte er. »Heute früh ist die Bank ausgeraubt worden.«
»Ausgeraubt? Davon habe ich nichts gehört. Ich hatte das Autoradio nicht an. Was ist denn passiert? Und was ist mit den Jungen hier? Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
Mr. Bonestell berichtete kurz die Einzelheiten des Bankraubs. »Und ausgerechnet ich habe die Diebe hereingelassen«, sagte er. »Wahrscheinlich verdächtigt mich die Polizei, daß ich mit denen unter einer Decke stecke.«
Mr. Bonestells Blick war starr. »Es war leichtsinnig von mir«, gab er zu. »Hätte ich mir den Mann vor der Tür genau angesehen, dann wäre mir klar geworden, daß es ein Fremder war. Aber auch wenn es leichtsinnig war, heißt das noch lange nicht, daß ich ein Verbrecher bin! Ich habe in meinem Leben noch nichts Unrechtes getan! Nur kennt mich die Polizei nicht, also muß ich jemanden finden, der mir hilft, meine Unschuld zu beweisen.«
»Einen Rechtsanwalt«, sagte Shelby. Er nickte selbstgefällig wie einer, der immer Rat weiß. »Sehr klug von Ihnen, Walter, aber was hat das mit diesen Jungen zu tun? Warum haben sie durchs Fenster hereingeschaut?«
Mr. Bonestell sah ganz geknickt aus. »Sie haben vermutlich auch einen Verdacht.« Er beugte sich zu Justus vor. »Erst dachte ich, Mr. Hitfield könnte mir vielleicht helfen. Er war vorige Woche in der Harry-Travers-Show und erzählte von dem Film, den er gerade fertiggestellt hat, und da sagte er, manchmal kämen Leute in Schwierigkeiten, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. So einer bin ich auch, nicht? Also dachte ich, Mr.
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