Die drei ??? und der Ameisenmensch
Radford zurückkehrten. Sie meldeten, das Ehepaar Burroughs befinde sich bereits in Untersu-chungshaft.
»Haben Sie alle Bilder wiederbekommen?« fragte Justus.
»Ja, die haben wir«, entgegnete Malz. »Sie bleiben über Nacht noch in San Pedro in Verwahrung. Morgen werden sie ins Museum zurückgebracht.« Der Kustos gähnte. Er sah ganz erschöpft aus. »Wo ist denn Mrs. Chumley?« erkundigte er sich. »Ist sie zu Bett gegangen?«
Letitia Radford und Charles Woolley berichteten ihm, was sich zugetragen hatte. Sie erzählten von Justs Anschuldigungen und den Ameisen im Schlafzimmer, und von Mrs. Chumleys Flucht mit Letitias Auto.
»Wir gaben für den Wagen sofort eine Fahndungsmeldung durch«, erklärte Justus dem Kommissar. »Mrs. Chumley wird nicht weit kommen.«
»Heißt das etwa, daß sie gar nicht gehunfähig ist?« fragte Malz.
»Die ist gesprungen wie ein Reh«, sagte Peter.
»Aber warum hat sie uns allen das vorgemacht?« forschte Malz weiter. »Seit Jahren sitzt sie in ihrem Rollstuhl!« Er wandte sich an Letitia. »Brauchte sie so dringend Geld?«
»Kaum anzunehmen«, antwortete Letitia. »Meine Mutter war sehr großzügig. Sie bedachte in ihrem Testament jeden –
insbesondere Mrs. Chumley. Und doch war Mrs. Chumley die Vogelscheuche. Ist das nicht fürchterlich? Wir fanden die Maskerade in ihrem Kleiderschrank.« Letitia sah nun gar nicht mehr weinerlich aus. Sie war wütend. »Das war brutal! Mir das anzutun, nachdem ich sie wie eine Mutter behandelt hatte!
Wirklich, das tat ich!«
»Vielleicht kam sie sich vor wie die Maus in der Falle«, gab Justus zu bedenken. »Die ganze Geschichte werden wir erst erfahren, wenn sie festgenommen wird und ein Geständnis ablegt. Aber wir können uns denken, was hier vor sich ging.«
Justus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und begann be-dächtig zu sprechen. Ausführlich ging er auf alle Einzelheiten ein. »Mrs. Chumley muß sich bedroht gefühlt haben, als Mrs. Radford starb. Es bestand ja danach kein Grund mehr, das große Haus hier weiterzuführen, aber immerhin war es Mrs. Chumleys Heim. Zweifellos befürchtete sie, hier weggehen und in eine kleine Mietwohnung in Los Angeles ziehen zu müssen. Dort wäre sie einsam gewesen, da sie offenbar kaum persönliche Freunde hat. Und das Leben wäre für sie natürlich längst nicht mehr so komfortabel gewesen. Dann hatte sie diesen Unfall und brach sich die Hüftgelenke. Das muß bei ihr einen Denkprozeß in Gang gesetzt haben. Wirwissen alle von Leuten, die einen leichten Autounfall haben und dann behaupten, die jähe Bremsung habe sie geschädigt und Schmerzen an der Halswirbelsäule verursacht. Wer kann da nachweisen, daß die gar keine Schmerzen haben? Wenn Mrs. Chumley beharrlich darauf bestand, ihre Beine trügen sie nicht mehr – wer konnte schon sagen, daß das gelogen war?«
»Also hat sie meinen Bruder belogen, und er hat das Haus eigens für sie in Betrieb gehalten!« stellte Letitia Radford erbittert fest. »Und wenn die Radfords weg waren, dann war sie die Herrin im Haus, nicht? Mit geschultem Personal, das sie vorn und hinten bediente! Jedesmal wenn ich nach Hause kam, muß ihr das verhaßt gewesen sein!«
»Ich bezweifle, daß es ihr wirklich so zuwider war – bis eben Burroughs und seine Frau mit der Arbeit an dem Tunnel anfingen«, fuhr Justus fort. »Das Graben muß für die beiden sehr schwierig gewesen sein, während Sie sich hier aufhielten, also versuchten sie, Sie mit der Vogelscheuche und den Insekten zu vergraulen. Es war ein fantastischer Zufall, daß sie alle etwa von gleicher Statur waren. Alle drei konnten das Vogelscheuchen-Kostüm tragen. Auf diese Weise lieferten sie sich gegenseitig das Alibi. An dem Abend, als wir die Vogelscheuche mit der Sense sahen, waren Mrs. Chumley und Burroughs schon bei Ihnen vor dem Haus. Also kann an jenem Abend nur Mrs. Burroughs die Vogelscheuche gewesen sein.
Sie rannte im Dunkeln vor uns weg und kehrte ungesehen hinters Haus zurück. Sie ging durch den Kellereingang, warf die Maskerade ab und rief schnell die Polizei in Rocky Beach an. Dann kam sie ins Wohnzimmer gelaufen, das Häubchen ganz schief auf dem Kopf. Sie behauptete, vor dem Fenster die Vogelscheuche gesehen zu haben, und daher nahmen wir an, daß sie die ganze Zeit im Haus gewesen sei.«
»Aber was war dann am Abend, als die Vogelscheuche wieder in Dr. Woolleys Versuchsraum einzubrechen versuchte?« fragte Bob. »Als die Vogelscheuche euch an diesem Abendbegegnete, war Mrs.
Weitere Kostenlose Bücher