Die drei ??? und der Ameisenmensch
›Goldenes Vlies‹ sind.«
Mrs. Chumley war gerade dabei, sich Tee einzugießen. Sie hielt inne und stellte die Kanne wieder auf das Tablett, als sei ihr die Anstrengung plötzlich zu viel.
»Solange der Kommissar weg ist, können wir uns vielleicht unterhalten, Mrs. Chumley«, meinte Justus, »und Sie können uns erzählen, wie Sie und das Ehepaar Burroughs die Diebesbeute untereinander aufgeteilt haben!«
Unverhoffte Wendung
Letitia Radford hatte sich auf dem Sofa gegenüber Mrs. Chumley ausgestreckt. Nun setzte sie sich aufrecht hin. »Ich höre wohl nicht recht«, stieß sie hervor. »Würdest du das bitte wiederholen?«
»Ich sagte, ich hätte gern erfahren, wie Mrs. Chumley und das Ehepaar Burroughs die Diebesbeute untereinander aufteilten.«
Justus’ rundes Gesicht war nun ganz ernst.
Bob und Peter setzten sich auf Stühle beim Fenster. Die sommerliche Abenddämmerung vertiefte sich und ließ die Dinge im Raum zu undeutlichen Umrissen verschwimmen, aber niemand rührte sich, um Licht zu machen.
»Sie waren doch die Person, die den Raubzug überhaupt ermöglichte«, sagte Justus zu Mrs. Chumley. »Ohne Ihr Wissen hätte es nicht dazu kommen können.«
»Junger Mann, du bist richtig frech«, fuhr Mrs. Chumley Justus an. »Wenn Kommissar Reynolds zurückkommt, werde ich mit ihm reden. Er wird dafür sorgen, daß du dieses Anwesen nie mehr betrittst.«
»Das ist durchaus möglich«, erwiderte Justus, »aber es gibt eine zweite Möglichkeit – daß nämlich Burroughs und seine Frau ein Geständnis ablegen und Sie belasten.«
»Das ist doch lächerlich!« Letitia Radford stand auf und trat zu Mrs. Chumley. »Warum sollte Mrs. Chumley eine Diebin sein? Sie hat doch alles! Sie braucht nur einen Wunsch zu äußern, und mein Bruder erfüllt ihn ihr. Wir sind doch ihre Familie! Das ist ihr Heim!«
»Hüte deine Zunge, Justus«, schaltete sich Charles Woolley warnend ein. Der Forscher hatte ganz still in einer entfernten Zimmerecke gesessen. Nun griff er nach dem Lichtschalter und knipste die Tischlampe neben sich an. »Du solltest dir gut überlegen, ob du auch einen triftigen Grund für eine solche Anschuldigung hast!«
»Das denke ich doch«, Justus ließ sich nicht aus der Ruhebringen. »Sogar mehrere Gründe.« Er wandte sich an die Frau im Rollstuhl. »Sie lebten länger als sechs Monate unter einem Dach mit einem Paar, das einen Tunnel grub, und Sie wissen nichts davon? Konnten Sie die beiden nicht bei der Arbeit hören oder sehen? Die Erde aus dem Tunnel wurde schließlich durch eine Tür abgefahren, die unmittelbar unter Ihrem Schlafzimmer liegt.«
»Ich habe einen guten Schlaf«, sagte Mrs. Chumley barsch.
»Nicht immer. Gestern nacht wollten Sie, daß Miss Radford bei Ihnen bleibt, weil Sie nicht schlafen konnten. Zumindest behaupteten Sie das. Vielleicht wollten Sie Miss Radford nur ablenken. Dann erzählten Sie Bob heute früh von dem Kandelaber, der im Mosby-Museum gleich vor dem Vermeer-Zimmer hängt. Sie schilderten genau, wie die Prismen am Leuchter vibrieren, wenn die Standuhr schlägt. Mr. Malz erzählte uns, dieser Leuchter sei eine Neuerwerbung. Wenn Sie keine Treppen steigen können, wie Sie sagen, woher können Sie das dann wissen?«
Mrs. Chumley war verblüfft. »Ja, ich . . . ich glaube, Gerry hat mir das erzählt.«
»Das würde ich Ihnen abnehmen, wenn nicht die Sache mit den Fotos wäre«, meinte Justus.
»Fotos?« wiederholte Mrs. Chumley.
»Gestern abend streiften wir durchs Gelände und versuchten die Vogelscheuche zu ertappen, und da hatten Sie Ihre Vorhänge nicht zugezogen. Sie spielten mit Mr. Malz Schach. Als er weg war, gingen Sie in Ihr Schlafzimmer, oder etwa nicht?«
»Mag sein. Was ist dabei?«
»Sie öffneten Ihren Kleiderschrank. Von dem Platz aus, wo ich stand, konnte ich auf dem Fachboden im Schrank mehrere aufeinandergestapelte Schachteln sehen.«
»Na und?« fragte Mrs. Chumley.
»Und dann zogen Sie die Vorhänge zu, und ich konnte nicht sehen, was Sie als nächstes taten. Aber ganz kurz darauf kamen Sie mit einer großen Schachtel voller Fotos ins Wohnzimmer. Ich hatte gestern abend keine Zeit, mir das mit diesen Fotos genauer zu überlegen, denn gleich nachdem Sie sie zu Miss Radford gebracht hatten, sah ich die Vogelscheuche.
Aber heute, während wir in dem kalten Raum da unten eingesperrt waren, hatte ich ja genügend Zeit, um mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Mrs. Chumley, | wie konnten Sie eigentlich die Schachtel von der Ablage
Weitere Kostenlose Bücher