Die drei ??? und der Ameisenmensch
Burroughs in der Küche, und Burroughs saß in seinem Wohnzimmer vor dem Fernseher, und Mrs. Chumley war bei Miss Radford im Salon.«
»Und wenn das nun gar nicht Burroughs war, der vor dem Fernseher saß?« meinte Justus. »Wenn er nun eine Puppe dahingesetzt hatte, die so aussah, als schaue sich ein Mann das Fernsehprogramm an? Er wußte, daß jeder vom Salon aus über das Schwimmbecken hinweg zum Personaltrakt hinübersehen konnte. Da setzte er eine Puppe hin, wenn er zum Beispiel gerade ein Alibi brauchte, um sich wieder einmal Ameisen bei Dr. Woolley zu holen. Und heute war die Vogelscheuche, die uns im Kühlraum einsperrte, Mrs. Chumley. Ihr Zimmer liegt im Erdgeschoß. Sie hatte uns vielleicht im Keller gehört. Oder vielleicht war es auch Mrs. Burroughs. Es spielt keine Rolle, sie steckten alle unter einer Decke.« »Aber sie hatte das doch gar nicht nötig«, sagte Letitia Radford. »Wozu sollte sie ein Diebespaar einstellen und zusammen mit den Leuten ein Museum ausrauben?«
»Ich glaube, Burroughs und seine Frau hatten als erste die Idee mit dem Bilderraub«, erwiderte Justus. »Ich glaube, sie nahmen die Stelle hier an, weil das Mosby-Museum so nahe lag. Sie waren sicherlich hell begeistert darüber, daß der einzige ständige Bewohner des Hauses eine gehbehinderte Frau war, die nicht in den Keller hinuntersteigen konnte. Und irgendwann muß ihnen aufgegangen sein, daß Mrs. Chumley eben doch gehen konnte, und sie muß ihrerseits entdeckt haben, daß die beiden dort unten Grabungen veranstalteten. Da wurde man handelseinig. Mrs. Chumley würde es nicht enthüllen, daß sie von diesem Vorhaben wußte. Als Gegenleistung würden die beiden Burroughs verschweigen, daß sie die Familie Radford seit Jahren hintergangen hatte. Als Sie nach Hause kamen, Miss Radford, hatten sie sich bereits zur Untat vereint. Sie spürten, daß Sie den Plan gefährden konnten, und dieser Gruselfilm im Fernsehen lieferte ihnen das Stichwort. Da riefen sie die Vogelscheuche ins Leben.«
»Erstaunlich«, äußerte Gerhart Malz.
»Rivalen, die Ihnen durchaus das Wasser reichen konnten, Mr. Malz«, bemerkte Justus.
»Was?« stieß Malz hervor.
»O nein – Sie wußten natürlich nicht, daß Mrs. Chumley mit ihrer von einem Malschüler angefertigten Kopie des Vermeer-Gemäldes nicht glücklich war«, stellte Justus richtig.
»Sie wußten nicht, daß sie unbedingt das Original besitzen wollte . . .«
Malz sah zu dem Gemälde über dem Kaminsims hin.
»Es gehörte zu dem Kuhhandel zwischen Mrs. Chumley und dem Ehepaar Burroughs«, sprach Justus weiter. »Sie würden dichthalten, und die beiden würden die Bilder mitnehmen –
alle bis auf den Vermeer. Ihr ging es nur um den Vermeer.«
»Lieber Himmel!« Malz ging zum Kamin und betrachtete das Bild genau. »Na, das ist doch die Höhe!« rief er. »Es ist tatsächlich das echte Bild aus dem Museum. Ich hätte es eigentlich gleich bemerken müssen. Aber was wurde aus der Kopie?«
»Die wurde verbrannt«, gab Justus zur Antwort. »Im Kamin fand ich ein paar kleine Leinwandfetzen. Ich habe sie in einer Tüte in der Küche. Das Bild, das Sie hier sehen, ist das Original, das heute aus dem Museum entwendet wurde. Wie sonderbar, daß Sie es nicht vermißten, als Sie vorhin am Hafen die anderen Bilder identifizierten.«
»Ich – ich war ziemlich durcheinander«, stammelte Malz.
»Nein, das waren Sie gar nicht«, sagte Justus. »Als Sie vor der Fahrt nach San Pedro hier waren, haben Sie das Bild mit Sicherheit gesehen. Sie konnten es gar nicht übersehen.
Dieser unverblichene Streifen Tapete um den Rahmen ist doch ein augenfälliger Beweis. Mir gab es den Fingerzeig für Mrs. Chumleys Beteiligung an dem Kunstraub. Es beweist, daß nun ein kleineres Bild an dieser Wand hängt und ein entsprechend kleineres Stück Tapete bedeckt. Ich wußte ja, daß der echte Vermeer kleiner ist als die Kopie des Kunststudenten. Also schloß ich daraus, daß Mrs. Chumley nun das Bild aus dem Museum hatte – das sie aber nur ergattern konnte, indem sie sich mit dem Ehepaar Burroughs einließ.
Doch Ihnen hätte es auffallen müssen, daß dieses Bild hier kleiner ist, Mr. Malz. Sie hätten sehen müssen, daß es aus dem Museum stammt. Nur äußerten Sie sich nicht dazu.«
»Ich war nach dem Diebstahl viel zu aufgeregt, da konnte mir das gar nicht auffallen!« verteidigte sich Malz.
»Ganz im Gegenteil«, widersprach Justus. »Nach dem Diebstahl waren Sie erstaunlich gelassen. Leute, die man fesselt
Weitere Kostenlose Bücher