Die drei ??? und der heimliche Hehler
Erinnerung hatte. Als sie die kleine Tür am Schacht öffneten und hineinschauten, war alles dunkel. Aber sie konnten erkennen, daß im Innern die Balken des Gebäudes freilagen.
»An den Querbalken können wir den Schacht hinunterklet-tern«, sagte Peter, »wie auf einer Leiter.«
Er zwängte sich durch die enge, niedrige Tür und begann langsam mit dem Abstieg. Vorsichtig tastete er nach Halt für die Füße und hielt sich an hervorstehenden Balken fest. Justus sah von oben zu.
Bald war Peter am Ziel. Er fand die kleine Tür im ersten Stockwerk und stieß mit dem Fuß dagegen, und sie schwang auf. Peter schlüpfte aus dem Schacht in eine leere, verstaubte kleine Kammer. Dann steckte er den Kopf wieder in die Schachtöffnung und sah hinauf.
»Alles klar!« rief er. Unbewußt senkte er dann die Stimme zu einem Flüstern. »Komm runter.«
Justus erschrak. Für ihn war der Zugang zum Schacht reichlich eng, und als er sich hineinzwängte, spürte er, wie etwas zerriß.
Er kümmerte sich nicht weiter darum und begann sich in kleinen Schüben hinunterzulassen. Die Stützpunkte für Hände und Füße benutzte er ebenso wie Peter, aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er das Stockwerk darunter erreicht hatte.
Er spürte, daß er bei jeder Bewegung Spinnweben und Staub einatmete.
»So geht’s, wenn man beim Pizzaessen nicht rechtzeitig aufhört«, flüsterte Peter in den Schacht.
Justus warf ihm einen stummen, finsteren Blick zu. Inzwischen hatte er die kleine Türöffnung erreicht und zwängte sich durch in Francesca Fontaines Suite.
Die beiden waren nun in einem kleinen Vorraum. Das einzige Licht kam durch eine kleine Glasscheibe, die in eine altmodische Schwingtür eingesetzt war. Peter wies auf diese Tür. »Dahinter müssen die übrigen Räume liegen.« Wieder flüsterte er. Flüstern schien an diesem längst verlassenen Ort angemessen.
Justus drückte gegen die Schwingtür, und sie öffnete sich.
Er hielt den Atem an.
Peter blickte ihm über die Schulter, und ganz leise sagte er:
»Gibt’s denn so was?«
Hier lag kein Staub, hier hing kein dumpfer Modergeruch in der Luft. Ein schwacher Lufthauch kam aus einer verborgenen Öffnung und bauschte die Vorhänge an den Fenstern ein wenig. Es waren sehr schöne Vorhänge, schwer und füllig und dunkel. Sie ließen nur Dämmerlicht in den Raum, aber die Jungen konnten genug sehen. Und so standen sie hingerissen vor Kommoden, auf denen silberne Leuchter, silberne Schalen und Kelche mit Kristallgefäßen um die Wette funkelten. An den Wänden hingen wunderschöne Bilder – Blumen, ein Bergsee, ein Hafen mit Schiffen, deren hohe Masten im Sonnenuntergang golden leuchteten, und ein Gemälde mit Kindern, die auf einer Wiese spielten.
»Und hier«, sagte da eine eigenartig gedämpfte Stimme. »Was halten Sie davon?«
Peter fuhr zusammen und griff nach Justus’ Arm. Das war Clark Burtons Stimme!
»Herrlich!« Das war nun Mr. Conine. »Ich gebe zu, daß ich von moderner Kunst nichts verstehe, aber diese Stofftapeten gefallen mir. Abstrakte Muster machen sich gut auf einer Wandbespannung.«
Die Jungen standen noch immer stocksteif da. Dann blickten sie sich vorsichtig im Raum um. Überall gab es Schätze zu sehen – Porzellan und Orientteppiche und zierliche Stühle und schöne Truhen aus Eben-und Rosenholz. Doch von Burton oder Conine war nichts zu sehen.
»Es ist fast eine Sünde, etwas Derartiges zu verkaufen«, sagte Burton.
Justus und Peter entspannten sich. Die Stimmen kamen natürlich aus dem angrenzenden Raum – gleich hinter dieser Wand lag nämlich die Mermaid-Galerie!
»Das ist der Nachteil bei diesem Beruf«, sprach Burton weiter,
»daß man die Dinge, die einem am besten gefallen, verkaufen muß.«
Justus trat näher an die Wand, hielt dann aber inne. Sein Blick war auf eine mit eigenartigem Schnitzwerk verzierte alte Truhe gefallen. Auf dem Deckel wanden sich Drachen, und Einhörner und Greife standen einander auf den Seitenwänden gegenüber. Fasziniert hob Justus den Deckel.
Hinter Justus zog Peter fassungslos die Luft ein.
In der Truhe war Geld. Bargeld, in Stapeln. Bündel von Zehn-und Zwanzigdollarscheinen. Auch Fünfziger und Hunderter, alle zu sauberen Päckchen sortiert und mit Papierstreifen gebündelt wie in der Bank.
»Ja, es war nett, daß Sie mich besuchten, Mr. Conine«, sagte Burton. Man hörte deutlich heraus, daß er seinen Besucher loswerden wollte. »Es tut mir leid, daß ich nicht oft Zeit für einen nachbarlichen
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