Die drei ??? und der magische Kreis
ja«, sagte William Tremayne. »Der Chauffeur.«
»Chauffeur war er einmal.« Beefy war sichtlich gereizt, aber er holte tief Luft und sprach beherrscht weiter. »Jetzt ist er jedenfalls Manager bei der Bainbridge, und das Manuskript, das er uns bringen will, könnte ein Knüller sein. Madeline Bainbridge kannte jeden, der in Hollywood Rang und Namen hatte, als sie selber ein Star war. Du wirst schon sehen – wenn wir erst ankündigen, daß wir ihre Memoiren herausbringen!«
»Gibt bestimmt eine echte Sensation«, meinte William Tremayne verächtlich. »Dieses übertriebene Interesse an ehemaligen Filmschönheiten ist mir zwar ein Rätsel, aber es soll mich nicht davon abhalten, daran zu verdienen.«
»Bainbridge ist aber keine Ehemalige«, sagte Beefy.
»Was denn sonst?« fragte sein Onkel. »Die hat doch seit dreißig Jahren keinen Film mehr gemacht.«
»Sie ist eine Legende«, behauptete Beefy.
»Und wo ist da der Unterschied?« meinte William Tremayne. Er drehte sich um, ohne die Antwort abzuwarten. Gleich darauf hörten ihn die Jungen auf der Treppe zum Obergeschoß, wo er sein Büro hatte. Beefy stand da und sah nicht gerade beglückt aus, wie oft nach einem Wortwechsel mit seinem Onkel.
»Kennen Sie Madeline Bainbridge persönlich?« erkundigte sich Justus.
Beefy blinzelte. »Ist sie dir denn ein Begriff?«
»Ich interessiere mich sehr für Film und Theater«, erklärte Justus.
»Ich habe von ihr gelesen. Sie war sehr schön, und sicherlich war sie auch eine begabte Darstellerin. Freilich läßt sich das heute schwer beurteilen, ihre Filme werden ja im Kino oder im Fernsehen überhaupt nicht mehr gezeigt.«
»Ich bin ihr noch nicht begegnet«, sagte Beefy. »Sie führt das Leben einer Einsiedlerin und empfängt niemals Besuch. Sie läßt alles Nötige von Marvin Gray erledigen. Anscheinend ist er ein sehr tüchtiger Manager, auch wenn er anfänglich nur Chauffeur war. Als sie sich ins Privatleben zurückzog, kaufte Madeline Bainbridge bei den Produzenten die Negative ihrer Filme auf, und nun lagern diese in einem Spezialtresor auf ihrem Landsitz bei Malibu. Marvin Gray hat einmal andeutungsweise davon gesprochen, daß sie die Filme vielleicht in nächster Zeit an das Fernsehen verkaufen wird. Wenn sie das wirklich tut, dann könnte ihr Buch zum Bestseller des Jahres werden.«
Beefy grinste bei dieser Vorstellung und verließ das Postbüro. Die Jungen hörten, wie er die Treppe hinaufging und stolperte. Doch gleich stieg er unbekümmert und mit munterem Gepfeife weiter ins Obergeschoß hinauf.
»Netter Kerl«, sagte Peter, »aber ein richtiger Tolpatsch.«
Niemand bestritt das. Die Jungen arbeiteten nun seit drei Wochen im Büro der Amigos-Presse, und sie wußten bereits, daß Beefy Tremayne jeden Morgen auf den Treppenstufen stolperte. Er war so breitschultrig und muskulös wie ein Athlet, aber man hatte bei ihm den Eindruck, als sei er aus einzelnen, nicht ganz zueinander passenden Teilen zusammengesetzt. Die Beine waren im Vergleich zu dem mächtigen Brustkasten ein klein wenig zu kurz. Die Füße waren eine Idee zu klein, und desgleichen die Nase, die er sich irgendwann bei einem Sturz gebrochen hatte, so daß sie nun etwas platt und leicht schief war. Das helle Haar war kurz geschnitten, stand aber dennoch unordentlich vom Kopf ab. Und obwohl seine Kleider immer frisch gewaschen und gebügelt waren, wirkten sie ständig irgendwie zerknautscht. Er war gewiß keine Schönheit, aber dafür richtig sympathisch. Die Jungen mochten ihn sehr gern.
Peter und Bob gingen daran, auf dem langen Tisch, der an einer Wand des Raumes stand, die Post zu säuberlichen Stapeln aufzuschichten. Justus öffnete gerade einen großen Leinensack voller Briefe, als ein grauhaariger Mann mit faltigem Gesicht ins Büro gestürzt kam.
»Guten Morgen, Mr. Grear«, sagte Justus.
»Morgen, Just«, erwiderte der Mann. »Morgen, Bob und Peter.«
Mr. Grear, der Verwaltungsleiter, ging in den kleinen Raum neben der Poststelle und setzte sich dort an seinen Schreibtisch.
»Habt ihr heute früh schon Mr. William Tremayne gesehen?« fragte er.
»Vor ein paar Minuten ist er hinaufgegangen«, antwortete Justus.
»Ich muß ihn dringend sprechen«, sagte Mr. Grear. Er seufzte. Mr. Grear fand William Tremayne nicht unbedingt sympathisch.
Tatsächlich war der Chef offenbar bei der gesamten Belegschaft unbeliebt. Man betrachtete William Tremayne als unrechtmäßigen Machthaber. Der Verlag Amigos-Presse war von Beefys Vater
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