Die drei ??? und die flammende Spur
Jungen, »ruf die Polizei!«
Der Junge namens Tom sah sich verdutzt um.
»An der Autobahn gibt es eine Telefonzelle«, sagte Justus zuvorkommend. »Gleich hier vor dem Haus.«
»Mein Vater hat also kein Telefon?« fragte die Frau.
»Wenn Ihr Vater der Mann ist, den hier alle den ›Potter‹
nennen,« sagte Justus, »dann hat er kein Telefon.«
»Tom!« Die Frau griff in ihre Handtasche.
»Geh du und ruf an, Mama«, sagte Tom. »Ich bleibe hier und paß auf den Burschen hier auf!«
»Ich habe nicht die Absicht, mich zu entfernen«, versicherte Justus den beiden.
Die Frau ging erst langsam, dann im Laufschritt den Weg zur Straße vor.
»Also ist der Potter dein Großvater!« sagte Justus.
Tom starrte ihn feindselig an. »Was ist daran so merkwürdig?« fragte er. »Einen Großvater hat schließlich jeder.«
»Stimmt«, gab Justus zu. »Aber nicht jeder hat einen Enkel, und der Potter ist . . . na, eben ein ungewöhnlicher Mensch.«
»Weiß ich. Er ist Künstler.« Tom sah sich mit großen Augen die Regale voller Keramik ringsum an. »Er schickt uns immer wieder was von dem Zeug«, erklärte er Justus.
Justus verarbeitete das stumm. Wie lange, überlegte er, war der Potter nun schon in Rocky Beach? Mindestens zwanzig Jahre, laut Tante Mathilda. Mit Sicherheit war er schon hier am Ort gewesen, noch ehe Tante Mathilda und Onkel Titus das Gebrauchtwaren-Center eröffnet hatten. Die aufgeregte junge Frau mochte seine Tochter sein. Doch wenn dies zutraf, wo hatte sie dann die ganze Zeit gesteckt? Und warum hatte der Potter niemals von ihr gesprochen?
Die junge Frau kam zurück. Sie steckte ihre Geldbörse wieder in die Handtasche. »Gleich kommt ein Streifenwagen«, verkündete sie.
»Gut«, sagte Justus Jonas.
»Und dann sind bei dir einige Erklärungen fällig!« bemerkte sie scharf.
»Erklärungen gebe ich gern ab, Mrs. . . ., Mrs. . . .«
»Dobson«, sagte die Frau.
Justus stand auf. »Ich bin Justus Jonas, Mrs. Dobson«, antwortete er.
»Angenehm«, sagte sie mechanisch.
»Es gibt angenehmere Begegnungen«, erwiderte Justus ironisch. »Also ich kam hierher, um den Potter zu suchen, und da hat mich jemand niedergeschlagen und in seinem Büro eingesperrt.«
Man merkte an Mrs. Dobsons Miene, daß sie am Wahrheitsge-halt dieser Geschichte Zweifel hegte.
Da erklang auf der Autobahn der Heulton einer Polizeisirene.
»In Rocky Beach gibt es nur selten Grund zum Polizeieinsatz«, sagte Justus gelassen. »Bestimmt ist es für Hauptkommissar Reynolds’ Leute ein Vergnügen, einmal wieder mit heulender Sirene anbrausen zu dürfen.«
»Du bist unmöglich!« fuhr Tom Dobson auf.
Vor dem Haus ebbte der Sirenenton ab und erstarb. Durch die offenstehende Haustür sah Justus einen schwarzweißen Streifenwagen anhalten. Zwei Beamte sprangen heraus und liefen den Gartenweg entlang.
Justus setzte sich wieder auf die Stufen, und die junge Mrs. Dobson – mit Vornamen hieß sie Eloise – stellte sich den Polizisten mit einem überwältigenden Redeschwall vor. Sie war, so berichtete sie, die ganze Strecke von Belleview im Staat Illinois hergefahren, um ihren Vater, Mr. Alexander Potter, zu besuchen. Mr. Potter war jedoch zur Zeit nicht anwesend, und sie hatte diesen . . . diesen jungen Tagdieb dabei ertappt, wie er aus einem Fenster kletterte. Sie wies mit anklagendem Zeigefinger auf Justus und äußerte, die Polizisten würden ihn vermutlich durchsuchen wollen.
Wachtmeister Haines hatte sein ganzes Leben in Rocky Beach zugebracht, und Sergeant McDermott hatte vor kurzem sein fünfzehnjähriges Dienstjubiläum bei der Polizei begangen.
Beide Männer kannten Justus Jonas persönlich. Und beide Männer wußten auch genau über den Potter Bescheid. Sergeant McDermott notierte sich einige Stichworte auf seinem Block und sagte dann zu Eloise Dobson: »Können Sie beweisen, daß Sie Mr. Potters Tochter sind?«
Mr. Dobson wurde erst rot, dann blaß im Gesicht. »Was sagen Sie da?« fragte sie.
»Ich sagte, können Sie beweisen . . .«
»Danke, ich hatte Sie gut verstanden!«
»Also, Madam, dann erklären Sie uns bitte –«
»Erklären? Ich sagte Ihnen ja, wir kamen hierher und fanden diesen . . . diesen Einbrecher . . .«
Sergeant McDermott seufzte. »Justus Jonas kann einem ganz schön auf die Nerven fallen«, gab er zu, »aber klauen tut der nicht.« Er warf Justus einen resignierten Blick zu. »Was war denn nun, Junge?« fragte er. »Was hast du hier gemacht?«
»Soll ich ganz vorne anfangen?« fragte
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