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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ein toter Held?
    Wer konnte ihm schon das Gegenteil beweisen?
    Steiger trat aus dem Zimmer. Ein Stammeskrieger mit einem Speer verbeugte sich und bat, ihm zu folgen. Der Mann führte ihn in einen großen Saal, in dem der junge Mann vom Tor saß, die beiden Sathuli, die er gerettet hatte, und ein alter Mann in verblichenem braunem Gewand.
    »Willkommen«, begrüßte ihn der Anführer der Sathuli. »Hier ist jemand, der dich gern kennenlernen möchte.« Er deutete auf den alten Mann. »Das ist Raffir, ein heiliger Mann. Er ist ein Nachfahre Joacim Sathulis und ein großer Geschichtsgelehrter. Er hat viele Fragen zur Belagerung von Dros Delnoch.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, seine Fragen zu beantworten.«
    »Bestimmt. Er hat aber noch eine andere Gabe. Er spricht mit den Geistern der Toten. Heute Abend wird er sich in Trance versetzen, und ich bin sicher, es wird dir eine Freude sein, das mitzuerleben.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich für meine Person«, sagte der Sathuli, »freue mich darauf. Ich habe oft Raffirs Geistesstimme gelauscht und ihn gefragt. Aber den Vorzug zu haben, solche Freunde zusammenzubringen … nun, das erfüllt mich mit Stolz.«
    »Sprich gerade heraus, Sathuli!« sagte Steiger. »Ich bin nicht in der Stimmung für kindische Spielchen.«
    »Ich bitte tausendmal um Vergebung, edler Gast. Ich wollte lediglich sagen, daß Raffirs geistiger Führer niemand anders ist als dein Freund, der große Joacim. Ich werde eurer Unterhaltung voller Faszination lauschen.«
     
    »Sei nicht so nervös!« sagte Pagan, als Steiger im Zimmer auf- und ablief. Sie hatten die Diener fortgeschickt, und Belder, entsetzt über die jüngsten Entwicklungen, ging im Garten spazieren.
    »Ich habe allen Grund, nervös zu sein«, erwiderte Steiger gereizt.
    »Bist du sicher, daß der alte Mann wirklich ein Seher ist?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Wenn er ein Betrüger ist, wird der Fürst ihm befohlen haben, mich zu verleugnen. Wenn er ein Seher ist, wird Joacims Geist mich verleugnen. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Du könntest den alten Mann als Betrüger entlarven«, meinte Pagan ohne rechte Überzeugung.
    »Ihren Heiligen in ihrem eigenen Tempel verunglimpfen? Das hieße, die Gastfreundschaft übermäßig zu strapazieren.«
    »Ich hasse es, wie Belder zu reden, aber es war deine Idee. Du hättest es vorher durchdenken müssen.«
    »Ich hasse es, wenn du wie Belder redest.«
    »Könntest du aufhören, hin- und herzulaufen? Hier, iß ein paar Früchte.« Pagan warf ihm einen Apfel zu, doch Steiger ließ ihn fallen.
    Die Tür wurde geöffnet, und Belder trat ein. »Es ist furchtbar. Furchtbar!« sagte er düster.
    Steiger sank in einen weißen Ledersessel. »Das wird bestimmt eine spannende Nacht.«
    »Ob wir unsere Waffen tragen dürfen?« fragte Pagan.
    »Wahrscheinlich«, sagte Belder, »obwohl ich nicht begreife, wie du mit tausend Sathuli fertig werden willst.«
    »Ich möchte nicht ohne Waffe in der Hand sterben.«
    »Tapfer gesprochen«, sagte Steiger. »Ich nehme den Apfel. Ich möchte nicht ohne ein Stück Obst in der Hand sterben. Könntet ihr bitte mit dem Gerede vom Sterben aufhören? Das ist nicht gerade aufmunternd.«
    Die Unterhaltung plätscherte ziellos weiter, bis ein Diener an die Tür klopfte und sie aufforderte, ihm zu folgen. Steiger bat den Diener, einen Moment zu warten, während er zu dem mannshohen Spiegel an der Wand ging und sich betrachtete. Es erstaunte ihn, daß er lächelte. Er warf sich mit dramatischem Schwung den Mantel um die Schultern und rückte den Opal-Stirnreif zurecht.
    »Bleib an meiner Seite, Rek«, sagte er. »Ich brauche alle Hilfe, die ich bekommen kann.«
    Das Trio folgte dem Diener durch den Palast, bis sie den Eingang zum Tempel erreichten, wo ein Mann sich verbeugte und sie einließ. Steiger ging durch die kühlen Schatten in den eigentlichen Tempel. Die Sitze zu allen Seiten waren mit schweigenden Stammeskriegern besetzt, während der Fürst und Raffir nebeneinander auf einer Empore saßen. Steiger richtete sich auf und marschierte den Gang hinunter; dann nahm er seinen Mantel ab und drapierte ihn sorgfältig über der Stuhllehne.
    Der Fürst erhob sich und verbeugte sich vor Steiger. Steiger meinte, ein boshaftes Funkeln in den dunklen Augen zu sehen.
    »Ich heiße unseren edlen Gast heute Abend hier willkommen. Noch nie hat ein Drenai einen Fuß in diesen Tempel gesetzt. Aber dieser Mann hier behauptet, der Fluch der Nadir zu sein, der lebendige

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