Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Mann mit dem Gesicht eines Warzenschweins und dem Hirn einer zurückgebliebenen Taube vor.«
»Dun Gideus«, sagte der Mann. »So ein Pech!«
»Ich kenne schlimmere Schinder«, meinte Steiger.
»Ich nicht«, entgegnete der andere. »Manchmal denke ich, es muß einen besonderen Ort geben, wo sie diese Idioten züchten. Ich meine – wozu die Sathuli angreifen? Als ob wir in Skoda nicht schon genug Probleme hätten. Begreife ich nicht!«
»Ich auch nicht«, sagte Steiger. »Trotzdem, solange der Sold kommt …«
»Dann hast du deinen bekommen? Ich warte schon seit vier Monaten darauf«, sagte der Mann empört.
»Das war ein Scherz«, erklärte Steiger. »Natürlich habe ich ihn auch nicht.«
»Damit macht man keine Scherze, Mann. Es braut sich schon genug Ärger zusammen.«
Ein zweiter Wächter trat zu ihnen. »Cal, ist das die Ablösung?«
»Nein, er konnte bloß nicht schlafen.«
»Na, dann wecke ich sie mal. Ich bin es leid, herumzustehen«, sagte der zweite Soldat.
»Sei nicht dumm«, riet der erste. »Wenn du Gideus weckst, läßt er uns auspeitschen.«
»Warum verschwindet ihr nicht und ruht euch ein wenig aus?« schlug Steiger vor. »Ich kann auf Posten stehen – ich bin sowieso hellwach.«
»Verdammt, das mache ich«, sagte der erste. »Ich falle gleich tot um. Danke, Freund.« Damit schlug er Steiger auf die Schulter und ging davon, um sich neben den anderen niederzulegen.
»Wenn du dich auch im Wald langmachen willst, wecke ich dich, sobald ich sehe, daß die Ablösung sich bereit macht«, bot Steiger dem zweiten an.
»Nein, aber vielen Dank. Das letztemal, als ein Wachmann schlafend gefunden wurde, hat Gideus ihn hängen lassen. Mistkerl! Das Risiko möchte ich nicht eingehen.«
»Wie du willst«, sagte Steiger gleichmütig, obwohl ihm das Herz bis zum Halse schlug.
»Die Hurensöhne haben uns schon wieder den Urlaub gestrichen«, sagte der Wächter. »Ich habe meine Frau und die Kleinen seit vier Monaten nicht gesehen.« Steiger ließ sein Messer in seine Hand gleiten. »Der Hof wirft kaum noch was ab. Diese verfluchten Steuern! Trotzdem, ich bin wenigstens noch am Leben.«
»Ja, das ist auch schon etwas«, stimmte Steiger ihm zu.
»Das Leben ist elend, was? Jetzt werden sie uns jeden Tag nach Skoda schicken, damit wir noch mehr von unseren eigenen Leuten umbringen. Das Leben ist elend, da gibt es gar nichts.«
»Ja.« Das Messer hinter dem Rücken verbergend, packte Steiger es fester, bereit, es dem anderen in die Kehle zu rammen. Plötzlich fluchte der Mann. »Ich nehme dein Angebot an«, sagte er. »Das ist die dritte Nacht, in der ich zur Wache eingeteilt bin. Aber du versprichst, mich zu wecken?«
»Versprochen«, sagte Steiger, den die Erleichterung wie eine Woge überflutete.
Doch dann trat Pagan aus den Schatten und schnitt dem anderen Wächter die Kehle durch. Steiger reagierte augenblicklich – sein Messer fuhr hoch, drang dem Mann unter dem Kinn in den Hals und weiter ins Hirn. Er sank lautlos zusammen, doch Steiger sah den Blick in den Augen, als er starb, und wandte sich ab.
Pagan kam zu ihm. »Gute Arbeit. Jetzt laß uns die Gefangenen befreien und dann verschwinden.«
Die beiden Gefangenen hatten schweigend alles mit angesehen. Beide trugen die Gewänder der Sathuli-Stämme und hatten ihre Gesichter zum Teil unter einem fließenden Burnus verborgen. Pagan ging zu ihnen und schnitt ihre Fesseln durch; Steiger kniete neben dem ersten Krieger, als der Mann den Burnus abnahm und tief Luft holte. Sein Gesicht war dunkel und kräftig, mit einer gebogenen Nase über einem schwarzen Vollbart. Die tiefliegenden Augen sahen im Mondlicht schwarz aus.
»Warum?« fragte er.
»Wir unterhalten uns später«, sagte Steiger. »Unsere Pferde stehen dort drüben. Seid leise.«
Die beiden Sathuli folgten ihnen in den dunklen Wald. Wenige Minuten später stießen sie auf Belder und die Pferde.
»Jetzt sag mir warum«, wiederholte der Sathuli.
»Ich möchte, daß ihr mich zu eurem Lager bringt. Ich muß mit den Sathuli reden.«
»Es wird die Sathuli nicht interessieren, was du zu sagen hast.«
»Das kannst du doch gar nicht wissen«, erwiderte Steiger.
»Ich weiß, daß ihr Drenai seid, und das reicht mir.«
»Du weißt überhaupt nichts«, sagte Steiger, nahm den Helm ab und schleuderte ihn ins Gebüsch. »Aber ich will jetzt nicht mit dir streiten. Nehmt euch ein Pferd und bringt mich zu euren Leuten.«
»Warum sollten wir?«
»Weil ihr mir etwas schuldet.«
»Wir schulden
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